Denkmalarten Wohnhäuser und Siedlungen Stile und Epochen 1700 Barock Herrscher, Künstler, Architekten Ausgabe Nummer Dezember Jahr 2019

Das Schlossgut in Alt Tellin startet in eine neue Zukunft

Große Pläne für Schloss Broock

Als kultureller Magnet soll das Schlossgut Broock, vor bald 250 Jahren erbaut und derzeit in umfangreicher Restaurierung begriffen, den Menschen der Region und darüber hinaus zukünftig dienen.

Das großzügige Ensemble von Schlossgut Broock mit seinen imposanten Stallanlagen zeugt von einer Zeit, in der Pferde so bedeutend waren wie heute Autos. Das Anwesen, das im 19. Jahrhundert als größte und bedeutendste Pferdezucht Vorpommerns weithin bekannt war, ereilte jedoch nach dem Zweiten Weltkrieg ein ähnliches Schicksal wie viele andere Herrschaftssitze im Osten Deutschlands: Der Enteignung folgten die Plünderung, die öffentliche Nutzung und schließlich die komplette Aufgabe. Vierzig Jahre Leerstand setzten dem Schloss so zu, dass es fast eingestürzt wäre. Eigentümer kamen und gingen, ohne dass sie etwas bewirkten.

Das Schlossgut Broock ist der letzte erhaltene Gutshausbau des berühmten preußischen Baumeisters Friedrich August Stüler.
Alt Tellin, Schloss Broock © Schloss Broock GmbH & Co. KG, Christian Schmidt
Das Schlossgut Broock ist der letzte erhaltene Gutshausbau des berühmten preußischen Baumeisters Friedrich August Stüler.

Nun hat ein Berliner Architekt mit Erfahrung in der Entwicklung von Großprojekten im Denkmalschutz Schloss Broock übernommen. Er verfolgt zielstrebig die Vision: Die großen Bauten mit ihrem geräumigen Innenhof und dem in die Landschaft übergehenden Park sollen mit Festivals und Tagungen ein kultureller Magnet werden. Nicht nur für die Menschen aus der Region, sondern auch aus den Metropolen Hamburg und Berlin, den Ostseebädern und der Grenzregion in Polen. Hierfür wird bereits an der entsprechenden Infrastruktur gearbeitet.


Die avisierte Nutzung ist gar nicht so weit von der Geschichte des Schlosses zu seinen besten Zeiten entfernt. Im 19. Jahrhundert wurde das Schlossgut neben dem Zuchtbetrieb bekannt für seine gesellschaftlichen Ereignisse: Die Bälle und Parforcejagden waren legendär. Der deutsche Kaiser trug zur Finanzierung der Beagle-Meute bei. Ab 1926 war unter den Gästen auch der niederländische Prinzgemahl gerne und oft gesehen.

Damals bekannt für sein Gestüt: Das Schloss Broock im Jahr 1890.
Alt Tellin, Schloss Broock © Neues Gutsarchiv Schloss Broock
Damals bekannt für sein Gestüt: Das Schloss Broock im Jahr 1890.

Den ursprünglichen Bau, ein repräsentatives Barockschloss, ließ Generalmajor Christian Bogislaw von Linden in den Jahren 1770–77 als Ersatz für das an der Tollense gelegene Rittergut errichten. 1808 erbte Carl Wilhelm von Gentzkow den Gutskomplex und gründete im selben Jahr dort die Pferdezucht. Seine Tochter Emilie heiratete im Jahr 1837 den Freiherrn von Seckendorff und erbte von ihrem Bruder das Schlossgut im Jahr 1840.


In den darauffolgenden Jahren beauftragten die Seckendorffs Friedrich August Stüler, Preußens berühmten Baumeister, es nach britischem Vorbild im Stil der romantischen „castle gothic“ umzugestalten – die Anlage gilt als der letzte erhaltene Gutshausbau des Architekten. Die Pläne für die Umwandlung der barocken Gartenanlage in einen englischen Landschaftspark lieferte der bedeutende Landschaftsarchitekt Peter Joseph Lenné.

Das Schlossgut aus der Vogelperspektive im Jahr 2016. Mittlerweile wurde mit einem Notdach der erste Schritt in Richtung neues Leben für Schloss Broock getan.
Alt Tellin, Schloss Broock © Stefan Schmidt
Das Schlossgut aus der Vogelperspektive im Jahr 2016. Mittlerweile wurde mit einem Notdach der erste Schritt in Richtung neues Leben für Schloss Broock getan.

Das Schloss mit Park, Marstall und Reithalle hat bereits Fördermittel des Bundes aus dem Programm „National wertvolle Kulturdenkmäler“ erhalten. Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz half bei der Errichtung eines Notdachs – eine erste Maßnahme, die das Gebäude schützt und dem Projekt Auftrieb verleiht. Um das Denkmalensemble nachhaltig der neuen Nutzung zuzuführen, sind jedoch noch viele Mittel und jede Menge Arbeit nötig.


Stefanie Kellner


Schloss Broock

Broock 13, 17129 Alt Tellin

Alt Tellin liegt etwa 30 km westlich von Anklam.


Über das Jahr finden regelmäßig Veranstaltungen auf Schloss Broock statt. Für Gruppen ab zehn Personen können nach Absprache Führungen stattfinden, die auch den Besuch des  kleinen Broock-Museums einschließen.

www.schlossgut-broock.de

Diese Artikel könnten Sie auch interessieren

  • Albrecht Dürer und die Kartierung der Sterne 13.01.2016 Himmelskarten Der Hase am Südhimmel

    Der Hase am Südhimmel

    Sie spüren Kugelsternhaufen und Satellitengalaxien auf: Heutige Astronomen können Milliarden Lichtjahre weit ins All blicken. Vor 500 Jahren – das Fernrohr war noch nicht erfunden – sah unser Bild vom Himmel ganz anders aus.

  • Die neue Lust am Bungalow 08.11.2012 Bungalows Die Leichtigkeit des Steins

    Die Leichtigkeit des Steins

    Fast 17 Millionen Dollar. Das ist auch für das Auktionshaus Christie's keine alltägliche Summe. Bei 16,8 Millionen Dollar ist im Mai bei einer Auktion in New York für Nachkriegs- und zeitgenössische Kunst der Zuschlag erfolgt, und zwar für - und das ist ebenso ungewöhnlich - ein Bauwerk. Nicht einmal ein besonders großes.

  • Mittelalterliche Wandmalereien in Behrenhoff 16.01.2018 Die Hölle Vorpommerns Die Hölle Vorpommerns

    Die Hölle Vorpommerns

    In der Dorfkirche von Behrenhoff haben sich eindrucksvolle Darstellungen des Fegefeuers erhalten.

Service

Monumente Probeheft

Probeheft jetzt anfordern!


Zeitschrift abonnieren
Magazin für Denkmalkultur in Deutschland



Möchten Sie ausführlicher über aktuelle Themen aus der deutschen Denkmallandschaft lesen? 


Dann abonnieren Sie Monumente!  


 
 
Monumente Probeheft

Probeheft jetzt anfordern!


1
Zeitschrift abonnieren
Magazin für Denkmalkultur in Deutschland
2
Monumente Abo



Möchten Sie ausführlicher über aktuelle Themen aus der deutschen Denkmallandschaft lesen? 


Dann abonnieren Sie Monumente!  


3

Newsletter

Lassen Sie sich per E-Mail informieren,

wenn eine neue Ausgabe von Monumente

Online erscheint.

Spenden für Denkmale

Auch kleinste Beträge zählen!

 
 
 
 
1 Kommentare

Lesen Sie 1  Kommentar anderer Leser

  • Kommentar als unangemessen melden
    olaf spillner schrieb am 10.02.2020 12:00 Uhr

    Sie schreiben:
    "Den ursprünglichen Bau, ein repräsentatives Barockschloss, ließ Generalmajor Christian Bogislaw von Linden in den Jahren 1770–77 als Ersatz für das an der Tollense gelegene Rittergut errichten".
    Das ist so leider nicht ganz korrekt.
    Denn, Generalmajor Christian Bogislaw von Linden ließ im Bereich des Vorwerks das heutige Schloss errichten.
    Die alte Burg an der Tollense wurde aufgegeben, nicht das Rittergut.
    Das neue Schloss und die Gebäude des alten Vorwerks wurden zur Schlossanlage.
    Die alten Gutsgebäud waren und blieben Basis für die Schlosskultur.
    Grüsse vom Tollensetal

    Auf diesen Kommentar antworten

Schreiben Sie einen Kommentar!

Antwort auf:  Direkt auf das Thema antworten

 
 

© 2023 Deutsche Stiftung Denkmalschutz • Monumente Online • Schlegelstraße 1 • 53113 Bonn