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In den Blickpunkt genommen: Die Orgel mit Organola aus dem Jahr 1913

Die Orgel in Großgartach

Bemerkenswerte Gestaltung trifft auf seltene Ausstattung. Nur noch wenige Organolas sind erhalten – und die Orgel in Großgartach ist ein besonderes Schmuckstück.

Die mehr als hundert Jahre alte Lorenzkirche in Leingarten-Großgartach bei Heilbronn besitzt ein besonderes Schmuckstück: eine Orgel der Firma E.F. Walcker & Cie. Diese fand mit der Erbauung des heutigen Gotteshauses 1913 – nach Entwürfen des Architekten Martin Elsaesser – ihren Platz auf der Empore. Ein wenig fühlt sich der Betrachter an ein Panflötenensemble erinnert.


Die vordere der drei Registerreihen läuft zur Mitte hin spitz zu, während die hinteren mit einem eleganten Schwung nach außen hin höher werden. Zudem sind die Orgelpfeifen mit einem geometrisch-abstrakten Muster bemalt. Zwei kleine Putten-Dreiergruppen an den beiden Seiten, vertieft in ihren Gesang, bilden mit ihren Lockenköpfchen einen optischen Gegenentwurf zur Gestaltung der Orgelpfeifen. 

Die Orgel in der Lorenzkirche
Leingarten-Großgartach, Lorenzkirche © Dr. Werner Eckstein, Leingarten
Die Orgel in der Lorenzkirche

Ist die Optik schon ungewöhnlich, so macht ein kleiner Anbau das Instrument zu einer Rarität: Die Orgel der Lorenzkirche verfügt über eine Organola – einen pneumatischen Selbstspielapparat. Auf diese Vorrichtung hatte der Ludwigsburger Orgelbauer 1904 das Patent erworben und sie nachfolgend in mehrere Orgeln eingebaut – meist in Salon-, aber auch in Kirchenorgeln.


Heute gibt es historische Organolas kaum noch, viele wurden aus den Kirchen entfernt, manche wurden immerhin zu Museumsstücken. Wie viele Apparate insgesamt entstanden, ist nicht bekannt. Der renommierte Orgelbauer erhielt auch Aufträge aus dem Ausland.


Im Zuge der sogenannten Orgelbewegung – in Deutschland ab Mitte der 1920er-Jahre – wandte man sich sowohl von Orgelneubauten ab als auch von mechanischen Apparaten wie den Organolas: Man wollte zurück zur alten Barockorgel. Nur wenige Organolas blieben von diesem Prozess verschont, oft nur aus funktionalen Gründen, etwa weil der Organist fehlte.

Blick in den Innenraum der Lorenzkirche in Richtung der Orgelempore
Leingarten-Großgartach, Lorenzkirche © Dr. Werner Eckstein, Leingarten
Blick in den Innenraum der Lorenzkirche in Richtung der Orgelempore

In Großgartach jedenfalls ist die Organola nicht nur an Ort und Stelle geblieben. Nach der nun notwendigen Restaurierung der Orgel wird sich die Kirchengemeinde wieder an ihrem Liederrepertoire erfreuen können – 12 Notenrollen besitzt die Gemeinde. Dazu kommen noch einige Exemplare aus Privatbesitz. Die Organola in Großgartach ist eines der letzten funktionsfähigen Exemplare.


Jennifer Stracke


Ev. Lorenzkirche

Kirchenplatz 1

74211 Leingarten-Großgartach

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