Städte und Ensembles Romanik August 2018
Die Straße der Romanik wurde 1993 als Tourismusroute durch Sachsen-Anhalt eröffnet. In Memleben wird das Jubiläumsjahr wird einer Sonderausstellung gefeiert.
Das Herz hat man nie gefunden. 973 starb Otto der Große, genau wie sein Vater Heinrich I., in seiner Pfalz Memleben. Der erste römisch-deutsche Kaiser wurde im Magdeburger Dom bestattet, seine Eingeweide aber blieben in Memleben. Geist und Macht der Ottonen sind hier im Unstruttal deutlich spürbar. Der idyllische Flecken im Süden Sachsen-Anhalts – eine Station an der Straße der Romanik – atmet große abendländische Geschichte.
Im 10. Jahrhundert ein bedeutender Königshof mit einer monumentalen Marienkirche, wurde Memleben nach Ottos Tod zum Klosterort. Dem Vater zu Ehren stiftete Otto II. eine vornehme und bestens ausgestattete Benediktinerabtei. Im 13. Jahrhundert errichtete der Konvent in unmittelbarer Nachbarschaft eine neue Kirche mit Klausur und gab den ottonischen Bau auf. 1551 wurde das Kloster aufgehoben, später verfiel das Ensemble.
Heute sichtbar sind Reste der ersten dreischiffigen Basilika sowie die romantische Ruine der zweiten Klosterkirche samt der vollständig erhaltenen spätromanischen Krypta und Teilen der Klausurgebäude. Das sehenswerte Museum Kloster und Kaiserpfalz Memleben ist in den Klausurflügeln untergebracht. Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz (DSD) hatte seinerzeit die Rettung mit angeschoben und half seit 1993 kontinuierlich bei den Instandsetzungsmaßnahmen. Der rührige Förderverein Kloster und Kaiserpfalz Memleben e. V. hat viel erreicht. Zuletzt konnte die DSD dank ihrer Dr. Mechthild Freundt-Stiftung für Kloster Memleben eine interaktive Ausstellungs-Installation unterstützen. Auf eine moderne museale Vermittlung wurde besonderes Augenmerk gelegt – im Hinblick auf große Ereignisse.
Denn die Straße der Romanik, 1993 als Tourismusroute durch Sachsen-Anhalt eröffnet, feiert in diesem Jahr ihr 25-jähriges Bestehen. Das Bundesland in der Mitte Deutschlands ist überreich an Kunstwerken aus der Zeit zwischen 950 und 1250. Auf der mehr als 1.000 Kilometer langen Kulturstrecke reihen sich mittlerweile 88 ausgewählte Monumente romanischer Baukunst in 73 Orten aneinander. Die Nord- und die Südroute treffen sich in Magdeburg. Die Einteilung in vier Kategorien soll die Qual der Wahl ein wenig erleichtern: Dome und Domschätze – Klöster – Burgen, Schlösser, Pfalzen – Kirchen und Kapellen harren der Erkundung.
In den vergangenen 25 Jahren wurde nicht nur die touristische Infrastruktur stetig verbessert, sondern vor allem die Sanierung unzähliger Denkmale vorangetrieben. Dies ist nicht zuletzt der DSD zu verdanken, die in den 1990er-Jahren einen Schwerpunkt in Sachsen-Anhalt gesetzt hatte. So markiert jede zweite Station auf der Route zugleich ein Förderprojekt der Stiftung.
Memleben – immer einen Besuch wert – ist in diesem Jahr ganz besonders in den Fokus gerückt. Hier ist eine der beiden großen Sonderausstellungen zum Jubiläum zu sehen: „Wissen und Macht. Der heilige Benedikt und die Ottonen“. Von langer Hand geplant und mit hochkarätigen Exponaten bestückt, beleuchtet die Schau die enge Verbindung von geistlicher und weltlicher Herrschaft im frühen Mittelalter. Sie macht anschaulich, wie vielfältig und weitreichend europaweit der Einfluss der Mönche auf die unterschiedlichsten Lebensbereiche war: auf die Architektur, auf Bildung, auf die Landwirtschaft und den Weinbau. Die Klöster haben die kulturelle und wirtschaftliche Entwicklung auch dieser Region entscheidend vorangetrieben.
Sinnvoll ergänzen kann man die Ausstellung durch den Besuch weiterer authentischer Schauplätze. Zwölf historische Klöster an Saale und Unstrut fungieren unter dem Titel „Kloster und Welt“ als Korrespondenzorte. Um den Bogen noch weiter zu spannen, tut man es am besten den frühmittelalterlichen Herrschern gleich und reist. Im Idealfall einmal entlang der Acht, die die Straße der Romanik beschreibt.
Bettina Vaupel
1 Magdeburg, Dom
1 Magdeburg, Kunstmuseum
Kloster Unser Lieben Frauen
1 Magdeburg, St. Petri-Kirche
1 Magdeburg, St. Sebastian
2 Groß Ammensleben, Kloster
3 Hillersleben, Klosterkirche St. Laurentius
4 Hundisburg, Ruine Nordhusen
5 Bebertal, Friedhofskapelle
6 Walbeck, Ruine der Stiftskirche u. Dorfkirche
7 Wiepke, Dorfkirche
8 Engersen, Dorfkirche
9 Rohrberg, Dorfkirche
10 Diesdorf, Klosterkirche
11 Salzwedel, St. Lorenzkirche
12 Arendsee, Klosterkirche
A Seehausen, Marienportal Kirche St. Petri
13 Beuster, Backsteinkirche St. Nikolaus
14 Havelberg, Dom
15 Sandau, Pfarrkirche
16 Schönhausen, Dorfkirche
17 Wust, Dorfkirche
18 Melkow, Dorfkirche
19 Jerichow, Prämonstratenserstift
19 Jerichow, Stadtkirche
20 Redekin, Dorfkirche
21 Altenplathow, Kirche mit Figurengrabstein
22 Burg, Kirche St. Nicolai (Unterkirche)
22 Burg, Kirche Unser Lieben Frauen
23 Loburg, Ruine Kirche Unser Lieben Frauen
24 Leitzkau, Basilika
24 Leitzkau, Pfarrkirche St. Petri
25 Pretzien, St. Thomas Kirche
26 Wanzleben, Burg
27 Seehausen, Paulskirche
28 Hadmersleben, Kloster
29 Klostergröningen, Kloster St. Vitus
30 Hamersleben, St. Pankratius
31 Dedeleben, Wasserschloss Westerburg
32 Huysburg, Kloster
33 Halberstadt, Dom St. Stephanus
33 Halberstadt, Liebfrauenkirche
34 Osterwieck, Stadtkirche St. Stephani
35 Ilsenburg, Klosterkirche
36 Drübeck, Klosterkirche
B Wernigerode, Kirche St. Johannis
37 Blankenburg, Kloster Michaelstein
C Thale, Kloster Wendhusen
38 Quedlinburg, Wipertikirche
38 Quedlinburg, Stiftskirche St. Servatius
38 Quedlinburg, Marienkloster Münzenberg
39 Gernrode, Stiftskirche St. Cyriakus
40 Ballenstedt, Schloss/Klosterkirche
41 Falkenstein, Burg
42 Frose, Stiftskirche St. Cyriakus
43 Ermsleben, Konradsburg/Klosterkirche
44 Klostermansfeld, Klosterkirche
45 Helfta, Kloster St. Marien
47 Sangerhausen, Kirche St. Ulrici
48 Tilleda, Königspfalz
49 Allstedt, Burg und Schloss
50 Querfurt, Burg
D Mücheln, Dorfkirche St. Michael
51 Memleben, Kaiserpfalz
E Steinbach/Bad Bibra, Margaretenkirche
52 Eckartsberga, Eckartsburg
53 Bad Kösen, Burg Saaleck
53 Bad Kösen, Rudelsburg
53 Bad Kösen, Romanisches Haus
54 Schulpforte, Zisterzienserkloster Pforta
55 Naumburg, Dom St. Peter und Paul*
F Flemmingen, Dorfkirche
G Schönburg, Burg
56 Zeitz, Dom St. Peter und Paul
57 Freyburg, Neuenburg
57 Freyburg, Stadtkirche St. Marien
H Zscheiplitz, Klosterkirche
58 Goseck, Schloss
59 Merseburg, Neumarktkirche St. Thomae
59 Merseburg, Dom St. Johannes
60 Halle, Burg Giebichenstein
60 Halle, Dorfkirche Böllberg
61 Landsberg, Doppelkapelle St. Crucis
I Altjeßnitz, Dorfkirche
62 Petersberg, Stiftskirche St.Petrus
63 Bernburg, Dorfkirche
63 Bernburg, Eulenspiegelturm
64 Nienburg, Schlosskirche
65 Hecklingen, St. Georg u. Pankratius
* am 1. Juli 2018 zum Unesco-Welterbe erklärt
Blau markiert sind alle Bauwerke an der Straße
der Romanik, bei denen die DSD gefördert hat.
Auch jenseits der 88 gelisteten Objekte in 73
Orten finden sich in Sachsen-Anhalt noch viele
weitere Zeugnisse der Romanik, die von der DSD unterstützt wurden. (Die mit Großbuchstaben gekennzeichneten Denkmale wurden neu aufgenommen.)
Sonderausstellung
„Wissen und Macht. Der heilige Benedikt und die Ottonen“, Kloster und Kaiserpfalz Memleben, bis 15. Oktober 2018
Kloster Memleben, Thomas-Müntzer-Straße 48, 06642 Kaiserpfalz-Memleben, Tel. 034672 60274, geöffnet tägl. 10–18 Uhr
Buchtipp
Der offizielle Kunstreiseführer zur Straße der Romanik beinhaltet 156 Farbfotos, 27 Grundrisse und Grafiken sowie 17 Straßenkarten, ergänzt durch Informationen zu Adressen, Öffnungszeiten, Parkmöglichkeiten, Führungen und Ansprechpartnern vor Ort.
Marion Schmidt: Auf der Straße der Romanik durch Sachsen-Anhalt. Schmidt-Buch-Verlag, Wernigerode. ISBN 978-3-936185-94-2, 272 S., 11,95 €
Auf dem web-special www.die-strasse-der-romanik.de bietet der Schmidt-Buch-Verlag Beschreibungen und Fotos der zehn 2017 neu hinzugekommenen Objekte, aktuelle Informationen zu Veranstaltungen und Ausstellungen sowie zwei interaktive Karten mit allen 88 Objekten der Kulturstraße.
Otto Bartning gehört zu den bedeutendsten Architekten des 20. Jahrhunderts. Wegweisend sind seine Raumschöpfungen im Bereich des protestantischen Kirchenbaus.
Fast 17 Millionen Dollar. Das ist auch für das Auktionshaus Christie's keine alltägliche Summe. Bei 16,8 Millionen Dollar ist im Mai bei einer Auktion in New York für Nachkriegs- und zeitgenössische Kunst der Zuschlag erfolgt, und zwar für - und das ist ebenso ungewöhnlich - ein Bauwerk. Nicht einmal ein besonders großes.
In der Dorfkirche von Behrenhoff haben sich eindrucksvolle Darstellungen des Fegefeuers erhalten.
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