Kleine und große Kirchen 2000 Gotik Oktober 2017 L R
Mit dem Reformationstag - einmalig bundesweiter Feiertag - geht das Jubiläumsjahr 2017 dem Ende entgegen. In St. Petri-Pauli in Eisleben schaut man in die Zukunft.
In Eisleben hat Martin Luther nicht nur seine letzten Predigten gehalten, hier hat auch sein Leben begonnen, im physischen wie im christlichen Sinne: Im Petriviertel wurde er geboren, einen Tag später am 11. November 1483 in der Petri-Kirche auf den Namen des Tagesheiligen Martin getauft.
Die spätgotische Kirche bietet sich an, am Ende des Reformationsjahrs einen Blick über das Jubiläum hinaus zu wagen, auf das, was bleibt.
Luther wollte die gesamte Kirche erneuern. In seiner Taufkirche St. Petri-Pauli stellte man sich 500 Jahre später ebenfalls tiefgreifenden Erneuerungen. Eine umfangreiche Sanierung war Anfang des 21. Jahrhunderts nötig, nachdem das vom Ende des 15. Jahrhunderts stammende Kirchengebäude – zu Luthers Geburt stand von ihm erst der Turm – mit seinem filigranen Netzgewölbe so stark beeinträchtigt war, dass aus Sicherheitsgründen zeitweise ein Läuteverbot für die großen Glocken ausgesprochen werden musste. Anschließend entschied man sich dazu, Luthers Taufkirche im Inneren modern, aber im Sinne Luthers zu interpretieren und umzugestalten.
Dreimal untertauchen sollte der Täufling im Wasser, um vor dem Bösen und den Dämonen gewappnet zu sein, schrieb der Reformator an mehreren Stellen. Er als Befürworter der Taufe war über dieses Sakrament in den aufwühlenden Reformationszeiten mit manchem Mitstreiter in tiefes Zerwürfnis gefallen.
In der St.-Petri-Pauli-Kirche in Eisleben ging man einen künstlerisch-architektonischen Weg: Ein hellgrauer Betonboden schwebt gleichsam über dem eigentlichen Kirchenboden. Abstandsfugen entlang der Wände zeigen seine Reversibilität und seinen Respekt vor dem bereits Bestehenden in der gotischen Kirche. Ein großer runder Taufbrunnen ist im Boden eingelassen. In der hell gefassten Hallenkirche ziehen sich in Gravuren die Kreise der Wellen über den Boden fort. Von dem hellen Grau heben sich reizvoll die verschiedenen Farbtöne der Kirchenbankhölzer ab.
Im April 2012 wurde die St.-Petri-Pauli-Kirche mit ihrer neuen Architektur als „Zentrum Taufe“ wiedereröffnet. Es lädt ein, sich mit dem Sakrament Taufe, mit Fragen und persönlichen Einstellungen zu ihr zu beschäftigen. Hier werden Ganzkörpertaufen gefeiert und ein umfangreiches inhaltliches und didaktisches Programm zum Thema Taufe geboten. Auch über das Reformationsjubiläum hinaus wird man hier in dieser Form weiter aktiv am Erbe Luthers arbeiten. Das „Zentrum Taufe“ steht in einer Reihe engagierter Neu- und Umbauten, die an Lutherstätten Alt und Neu mit Hintersinn verbinden.
Viele Attraktionen, Feste, Führungen und kluge Gedanken hat es im Reformationsjahr 2017 gegeben. Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz hat dieses Jahr thematisch gerne begleitet. Sie ist über ihr Anliegen, Kulturerbe zu bewahren, eng verwoben mit Luther und der Reformation: Über 50 Bauwerke, die mit Luthers Biographie direkt oder indirekt zu tun haben, wurden mit ihrer Unterstützung für die Zukunft gerettet. Auch für St. Petri-Pauli gab sie Fördermittel für die Sanierung des Mauerwerks und der Glockenanlage. Gemeinsam ist allen diesen Denkmalen: Sie laden auch nach 2017 und über Feiertage hinaus zum Besuch ein.
Beatrice Härig
Ein Interview mit Simone Carstens-Kant, Pfarrerin im Zentrum Taufe, finden Sie hier
1. April bis 11. November:
Montag bis Samstag von 10.00 - 18.00 Uhr, Sonntag von 11.30 - 16.00 Uhr
12.November bis 31.März:
Montag bis Samstag von 11.00 - 15.00 Uhr, Sonntag von 11.30 bis 13.00 Uhr
Mehr über die Lutherstadt Eisleben und die anderen Denkmale zum Thema Luther lesen Sie in der Monumente-Publikation „Streifzüge durch das Land Luthers“
Vortrag von Kerstin Haseloff, Kulturwissenschaftlerin und Mitarbeiterin der DSD: Luthers Idee wird zu Stein – Die Reformation in der Architektur.
5. Oktober, 19.30 Uhr, Lüneburg, Museum Lüneburg–Marcus-Heinemann-Saal, Eingang Wandrahmstraße, 21335 Lüneburg
19. Oktober, 19 Uhr, Berlin, Nicolaihaus, Berliner Sitz der Stiftung, Brüderstraße 13, 10178 Berlin.
Vortrag von Ortskurator Hans Dohm: Die Veränderung des Kircheninnenraums durch die Reformation.
25. Oktober, 19.30 Uhr, Frankfurt am Main, Zentralbibliothek, Hasengasse 4, 60311 Frankfurt. Eine gemeinsame Veranstaltung des Ortskuratoriums Frankfurt mit der Stadtbibliothek in der Reihe:
Wir bauen auf Kultur.
der Architektenkammer Sachsen-Anhalt zu Lutherstätten, die mit zeitgenössischer Architektur verbunden wurden: Architektur und Reformation
Otto Bartning gehört zu den bedeutendsten Architekten des 20. Jahrhunderts. Wegweisend sind seine Raumschöpfungen im Bereich des protestantischen Kirchenbaus.
In der Dorfkirche von Behrenhoff haben sich eindrucksvolle Darstellungen des Fegefeuers erhalten.
Sie sind nur wenige Zentimeter dünn und überspannen dennoch große Hallen. Stützenfrei. Sie sind ingenieurtechnische Meisterleistungen und begeistern durch ihre kühnen Formen.
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