Interviews und Statements Juni 2017
Der Pabst-Schüler Hans-Henning Heinz hat in den 1980er-Jahren den Nachkriegsbau der Darmstädter Kunsthalle erweitert und jüngst die energetische Sanierung des Gebäudes koordiniert.
Die Darmstädter Kunsthalle wurde energetisch saniert, ohne dass sie dabei ihr originales Erscheinungsbild verloren hat. Was waren die Herausforderungen, um das zu erreichen?
Hans-Henning
Heinz: Herausforderungen
waren die damals verwendeten einfachen Baumaterialien und -konstruktionen. Die
Schwierigkeiten bestanden daher in der Suche nach Materialien und
Fassadenprofilen, die den Originalen entsprechen. Die klimatischen
Anforderungen an die Kunsthalle sind anders als an ein Wohnhaus. Ihre temporäre
Nutzung durch Ausstellungsbesucher und die geringen konservatorischen Bedürfnisse
der Kunstwerke ermöglichten es, dass an manchen Stellen des Gebäudes die
Originalfassade erhalten bleiben konnte.
Ein Glücksfall war, dass die gestalterisch und funktional wichtige Lichtdecke im Großen Saal mit originalgleichen Plexiglasplatten, damals von der Firma Röhm & Haas in Darmstadt als neues Produkt entwickelt, von der Nachfolgefirma Evonik wieder hergestellt und gespendet wurde. Wichtige Impulse kamen auch durch die enge Zusammenarbeit mit der Denkmalpflege.
Unvorhersehbare Probleme gibt es bei jeder Sanierung. Durch die gewissenhafte Planung und Bauleitung des beauftragen Architekturbüros konnte jedoch das zur Verfügung stehende Budget eingehalten werden. Dank gilt aber auch dem damals neuen Kunsthallendirektor Dr. León Krempel, der, gerade aus München gekommen, das Projekt mit Eifer unterstützte und die Behinderungen durch die Baustelle bei teilweise laufendem Ausstellungsbetrieb klaglos ertrug.
Konnten Sie sich an bereits energetisch sanierten Nachkriegsbauten orientieren, oder waren individuelle Lösungen gefragt?
Hans-Henning Heinz: Natürlich haben wir uns über die – verhältnismäßig wenigen – Erfahrungen andernorts informiert. Letztendlich hat jedoch jedes Bauwerk seine eigenen Herausforderungen und erfordert spezielle Lösungen. Die Südfassade und ihr starrer Sonnenschutz konnten daher nur mit Sonderprofilen saniert werden.
Die originale Heiztechnik der Kunsthalle wurde nicht ausgetauscht und ist heute noch funktionsfähig. Kann man sie wie die Architektur als Teil des Denkmals verstehen?
Hans-Henning Heinz: Das Originalheizsystem mit Umluft war energietechnisch und konstruktiv auf das Gebäude abgestimmt. Aus Erfahrung bei ähnlichen Projekten haben wir uns für die Beibehaltung dieses Systems entschieden. Damit ist es wohl auch Teil des Denkmals. Natürlich sind moderne Klimageräte dazugekommen und die Heizkomponenten auf den neuesten Stand der Technik gebracht worden, um Energie sinnvoll einzusetzen.
Als Schüler von Theo Pabst haben Sie zusammen mit Ihrem Partner in den 1980er-Jahren den nördlichen Anbau der Kunsthalle entworfen. Wie haben Sie auf die Architektur Ihres Lehrers reagiert? Welche Motive haben Sie aufgegriffen? Gibt es auch Ideen, mit denen Sie sich bewusst von seinem Bau absetzen?
Hans-Henning Heinz: Anlass für den Erweiterungsbau war zum 150-jährigen Bestehen des Kunstvereins der Wunsch, die Ausstellungsfläche auf einer Ebene zu konzentrieren und als Rundgang einzurichten. Einerseits sollte die Kunsthalle sich als Einheit präsentieren, andererseits galt es, den Altbau zu respektieren.
Der Anbau nimmt sowohl dessen Rastermaß als auch die Proportionen auf und belässt durch Wiederholung des Terrazzoplattenbelages aus dem Foyer den Großen Saal des Pabst-Baus im Mittelpunkt. Mit der zusätzlichen Tageslichtführung von oben über die Wände wird eine eigene Ausstellungsatmosphäre geschaffen und mit einem Zitat des nach außen geführten Belags eine Sichtbeziehung zum nördlichen Park erreicht. Ein Innenhof und Fensterelemente bilden die Zäsur zwischen Alt und Neu. Eine gebogene Wandscheibe ist sowohl neues Element als auch optische Führung beim Rundgang. Die Büros mit Bibliothek, ins Obergeschoß verlagert, sind über Fenster mit der Ausstellungshalle in Sichtkontakt.
Wie hat das Werk von Theo Pabst generell Ihre Arbeit als Architekt inspiriert?
Hans-Henning Heinz: Theo Pabst hat ein relativ schmales Werk hinterlassen. Als Hochschullehrer holte er jedoch uns junge Architekturstudenten aus den Träumen von Genialität auf die handfesten Grundlagen des Bauens zurück. Er brachte uns bei, das Bauen von seiner Zweckmäßigkeit und Materialgerechtigkeit her zu denken. Er vermittelte uns Einfachheit im Entwurf und Klarheit in der Darstellung.
Die städtebauliche Aufwertung der Kunsthallenumgebung ist ein Teilprojekt im Rahmen einer architektonischen Neugestaltung der Mollerstadt. Was wird dort in den nächsten Jahren passieren?
Die Rheinstraße empfängt den von Westen Ankommenden bereits mit offener Geste durch den Blick auf die Mitte der Stadt, auf den Luisenplatz mit Ludwigsmonument und dem Residenzschloss als Hintergrund. Der Wiederaufbauplan nach 1945 gründete auf einer gegliederten und aufgelockerten Achse, die räumlich eine Struktur bekommen sollte durch markante Plätze, die die Historie der Stadt in Szene setzt. Demzufolge bilden die zurückgesetzte Kunsthalle mit dem symmetrisch gegenüberliegenden Gewerkschaftshaus und den Torbauten der Wohnblocks einen imaginären Platzraum.
Mit der Neugestaltung soll dieser Eindruck gestärkt werden und damit Impulse für eine urbane Entwicklung der Rheinstraße gegeben werden. Der "Rheintorplatz" soll gestalterisch aufgewertet werden, soll ein Angebot an Aufenthaltsqualität bieten und als Visitenkarte der Stadt dienen.
Vielen Dank für das Gespräch!
Fast 17 Millionen Dollar. Das ist auch für das Auktionshaus Christie's keine alltägliche Summe. Bei 16,8 Millionen Dollar ist im Mai bei einer Auktion in New York für Nachkriegs- und zeitgenössische Kunst der Zuschlag erfolgt, und zwar für - und das ist ebenso ungewöhnlich - ein Bauwerk. Nicht einmal ein besonders großes.
Otto Bartning gehört zu den bedeutendsten Architekten des 20. Jahrhunderts. Wegweisend sind seine Raumschöpfungen im Bereich des protestantischen Kirchenbaus.
In der Dorfkirche von Behrenhoff haben sich eindrucksvolle Darstellungen des Fegefeuers erhalten.
Lassen Sie sich per E-Mail informieren,
wenn eine neue Ausgabe von Monumente
Online erscheint.
Auch kleinste Beträge zählen!
Antwort auf: Direkt auf das Thema antworten
© 2023 Deutsche Stiftung Denkmalschutz • Monumente Online • Schlegelstraße 1 • 53113 Bonn
Spenden | Kontakt | Impressum | Datenschutz