Technische Denkmale Verkehr Dezember 2016
Der Salondampfer Alexandra von 1908 ist ein wertvolles Relikt der Fördeschifffahrt rund um Flensburg.
Die Flensburger Förde ist heute ein bedeutendes Segelrevier, in dem Regatta-Sport großgeschrieben wird. Man sieht der Förde nicht mehr unbedingt an, dass dieser langgezogene Seitenarm der Ostsee rege Zeiten der Dampfschifffahrt hinter sich hat. Der Salondampfer Alexandra von 1908 ist ein rares und wertvolles Relikt der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg, als der Kaffeehändler Friedrich Mommse Bruhn die Fördeschifffahrt rund um Flensburg ins Leben rief.
Ehe der kohlegefeuerte Zweiflammrohrkessel der Alexandra nach über 100 Jahren seinen Dienst verweigerte, war er der älteste betriebsfähige Schiffskessel in Europa. Die Engagierten des Fördervereins Salondampfer Alexandra e. V. sind glücklich darüber, dass das Landesamt für Denkmalpflege in Schleswig-Holstein dem Austausch des Kessels zustimmte und der Dampfer ab Frühjahr 2017 wieder mit altem Schwung seine Runden drehen kann.
Der 23 Tonnen schwere Kessel wurde nach dem Originalbauplan in einer Husumer Werft rekonstruiert. Das Material des alten hatte deutliche Ermüdungserscheinungen, insbesondere der Nietverbindungen, gezeigt. 2013 konnte das Schiff nur nach umfangreichen Reparaturen fahren und hätte den Belastungen auf Dauer nicht mehr standgehalten.
Einst war die Küstenflotte von Mommse Bruhn eine der stattlichsten im Land. Zu ihrer Blütezeit 1910, als die Alexandra gerade einmal zwei Jahre alt war, besaß die Reederei 25 Schiffe. Täglich wurden bis zu 50 Abfahrten organisiert. Im und nach dem Zweiten Weltkrieg hielten Viehtransporte die Personenschifffahrt finanziell aufrecht. Nach Aufheben der Sperrzone für deutsche Schiffe begann ab Anfang der 1950er-Jahre die Ära der Butterfahrten. Die Wurzeln der Alexandra aber – so wie das Herz des Dampfers selbst, ihr Kessel – stammen aus der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg.
Es handelt sich um ein Einschrauben-Fahrgastschiff mit einem Rumpf aus Schiffbaustahl in genieteter Spantenbauweise. Durch vier Schotten ist es in die Vorpiek, das Bordrestaurant mit rund 30 Plätzen auf Holzbänken, den Maschinenraum, das Achterschiff und die Achterpiek aufgeteilt.
Der Dampfer mit seinem historischen Jugendstilsalon überliefert das Lebensgefühl der sogenannten Flensburger Petuhtanten. Dies waren die kultivierten Damen zur Kaiserzeit, die sich auf den Dampfern zu Kaffee und „Klönsnack“ trafen und „Partout-Billets“ – Dauertickets – erwarben, weil sie sich so häufig auf dem Wasser aufhielten. Niederdeutsch sprach man „Partout“ wie „Petuh“ aus, daher der Name.
„Petuh“ heißt übrigens auch die vom Aussterben bedrohte Mundart der Flensburger, in der niederdeutsche und dänische Grammatik mit einem überwiegend hochdeutschen Wortschatz miteinander vermischt sind.
Als stolze Trägerin all dieser regionaltypischen Erinnerungen ist die Alexandra heute Gastgeberin des großen nordeuropäischen Dampfertreffens, des Flensburger Dampf-Rundums. Es findet seit 1993 alle zwei Jahre am zweiten Juli-Wochenende statt, das nächste Mal im Sommer 2017.
Christiane Schillig
Maßnahmen: Austausch des Dampfkessels
Fördermittelgeber: Deutsche Stiftung Denkmalschutz, Bundesmittel (BKM), Land Schleswig-Holstein, Kuratorium Salondampfer und Nord-Ostsee-Sparkassen-Stiftung.
www.denkmalschutz.de/salondampfer
Info
Flensburger Dampf-Rundum: 7.–9. Juli 2017, Feuerwerk zum Abschluss, Veranstalter: www.flensburger-dampfrundum.com
In den alten Zeiten der Frachtsegler musste die gesamte Habe des Seemanns in eine hölzerne Kiste passen. Manchmal liebevoll bemalt, war sie das einzige persönliche Stück, das ihn auf seinen Reisen über die Weltmeere begleitete.
Sie sind nur wenige Zentimeter dünn und überspannen dennoch große Hallen. Stützenfrei. Sie sind ingenieurtechnische Meisterleistungen und begeistern durch ihre kühnen Formen.
Sie spüren Kugelsternhaufen und Satellitengalaxien auf: Heutige Astronomen können Milliarden Lichtjahre weit ins All blicken. Vor 500 Jahren – das Fernrohr war noch nicht erfunden – sah unser Bild vom Himmel ganz anders aus.
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