Kleine und große Kirchen Nach 1945 Oktober 2016 A

Brutalismus in Kreuzberg

Avantgarde in St. Agnes

Ihr neues Leben als Kunstgalerie

Gebaut 1964–67 vom Berliner Architekten Werner Düttmann, war St. Agnes in ihrer betonbrutalistischen Formensprache stilistisch sehr weit vorne. Für einige zu weit. Bis heute hat so mancher seine Probleme mit dieser Architektur der 1960er-Jahre, die in ihrer Kompromisslosigkeit und Materialmasse einzuschüchtern vermag. Immer mehr Menschen hingegen – Laien wie Experten – entwickeln Bewunderung für diese stadtbildprägenden Exponate der Epoche und ihre Ästhetik. 


In Kreuzberg war St. Agnes fast 40 Jahre als katholische Pfarrkirche in Funktion. Nach und nach veränderte sich die Einwohnerschaft, die Kirche wurde nicht mehr benötigt und 2004 entweiht.

Installation von Annette Kelm in St. Agnes in Berlin
Berlin, St. Agnes©KOENIG GALERIE/Roman März
Installation von Annette Kelm in St. Agnes in Berlin

2013 entdeckte ein umtriebiger Berliner Galerist das Ensemble – Pfarrhaus und Gemeindezentrum bilden mit dem Kirchengebäude eine ineinandergreifende Einheit –, und sein Kennerblick spürte das Potenzial dieser Architektur. Johannes König, Mitglied einer berühmten Kunsthistoriker-, Galeristen- und Kunstbuchhändlerfamilie, stürzte sich mit seiner Frau ins Risiko: Sie erwarben die Immobilie in Erbpacht.

In Absprache mit der Denkmalpflege wurde in das riesige, 800 Quadratmeter große Kirchenschiff eine Zwischendecke aus Beton eingestellt, ansonsten blieb der Bau in seiner Monumentalität bis auf notwendige Restaurierungsarbeiten unangetastet. Es funktioniert: St. Agnes in der Alexandrinenstraße ist ein Pilgerort für Kunst- und Architekturliebhaber geworden, darf auf keiner Berliner Galerie-Tour fehlen und hat nun auch den Berliner Architekturpreis 2016 gewonnen – und zwar sowohl für den Umbau durch die Büros Brandlhuber + Emde, Burlon und Riegler Riewe als auch für den Mut der Königs.   

Beatrice Härig

Trotz eckiger Anmutung sozial gedacht: St. Agnes wurde 1964-67 von Werner Düttmann als Gemeindezentrum geplant mit Gemeindesaal, Pfarrwohnung, Kindergarten.
Berlin, St.-Agnes©KOENIG-GALERIE/Semra-Sevin
Trotz eckiger Anmutung sozial gedacht: St. Agnes wurde 1964-67 von Werner Düttmann als Gemeindezentrum geplant mit Gemeindesaal, Pfarrwohnung, Kindergarten.


St. Agnes – Kunst- und Kulturzentrum/KÖNIG GALERIE, Alexandrinenstraße 118–121, 10969 Berlin. 

Im ehemaligen Pfarrhaus und Kindergarten sind ein Architekturbüro, ein Kunstverlag und Wohnungen für Gaststudenten untergebracht.




Öffnungszeiten

Die Galerie KÖNIG ist Di–So 11–18 Uhr geöffnet.



Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz förderte 2013 die Betonfassadensanierung von St. Agnes.


 

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