Wohnhäuser und Siedlungen 1800 Oktober 2016 K

Das Brentano-Haus in Winkel am Rhein

Die Aura bewahren

Einst angesagter Künstlertreff: Das Brentano-Haus verströmt bis heute die Atmosphäre des frühen 19. Jahrhunderts.

Fährt man von Frankfurt den Main und dann ein Stück den Rhein hinab, beschreibt dieser gen Westen eine weite Kurve, sodass die Südsonne die Hänge wärmen kann. Hier befindet sich der liebliche Rheingau. Die Weinregion des Rieslings lockte schon vor 200 Jahren die Städter, vor allem aus der Mainmetropole, in die Sommerfrische. Reiche Kaufleute besaßen entlang des Stromes Landsitze, um ihre freie Zeit miteinander zu verbringen. So auch die Familie Brentano, aus der die Dichtergeschwister Clemens Brentano und Bettina von Arnim hervorgingen. 

Das Landhaus am Rhein war der Sommersitz der Frankfurter Kaufmannsfamilie Brentano.
Oestrich-Winkel, Brentanohaus © ML Preiss, Deutsche Stiftung Denkmalschutz, Bonn
Das Landhaus am Rhein war der Sommersitz der Frankfurter Kaufmannsfamilie Brentano.

Ihre Vorfahren waren aus dem italienischen Tremezzo am Gardasee an den Main gekommen, um mit Südwaren zu handeln. Dabei hatten sie es zu einem beachtlichen Vermögen gebracht. Clemens’ Halbbruder Franz Brentano übernahm am Ende des 18. Jahrhunderts nach dem Tod der Eltern die Rolle des Familienoberhaupts über 15 Geschwister aus den drei Ehen des Vaters. Er kaufte 1804 der Familie Ackermann aus Bingen einen Landsitz in Winkel am Rhein ab, die ihn dort 1751 erbaut hatte. Bei Franz und dessen Frau Antonie traf sich fortan die große Familie, um sich im Rheingau zu erholen. 


Das Haus hatte vor den Zeiten der heutigen Bundesstraße einen direkten Zugang zum Strom. 1814 entstand das Badehaus im Garten, wo man sich umziehen konnte, um sich in den Fluten zu erfrischen. Es wird gerade mit seinen stützenden Baumstämmen, die das Vordach halten, restauriert. Der große Keller, der sich unter dem gesamten Gebäude erstreckt, war gut gefüllt mit den besten Weinen aus den eigenen Weinbergen. Er wird heute noch von dem Winzer, der die Gastwirtschaft des Hauses betreibt, zur Lagerung der Weine benutzt.

Der sogenannte „rote Salon“ war jahrzehntelang in Grün gehalten. Unter den Tapeten entdeckte man nun die ursprüngliche rote Wandbemalung wieder.
Oestrich-Winkel, Brentanohaus © ML Preiss, Deutsche Stiftung Denkmalschutz, Bonn
Der sogenannte „rote Salon“ war jahrzehntelang in Grün gehalten. Unter den Tapeten entdeckte man nun die ursprüngliche rote Wandbemalung wieder.

Bettine Brentano schreibt über das Leben in Winkel im Jahr 1807: „Erst ein ganzes Haus voll Frauen, kein einziger Mann, nicht einmal ein Bedienter. Alle Läden im Haus’ sind zu, damit uns die Sonne nicht wie unreife Weinstöcke behandelt und garkocht. Das Stockwerk, in dem wir wohnen, besteht aus einem großen Saal, an das lauter kleine Kabinette stoßen, die auf den Rhein sehen, in deren jedem ein Pärchen von unserer Gesellschaft wohnt. […] Morgens kommen wir alle aus unseren Gemächern im Saal zusammen. Es ist ein besondres Pläsier zu sehen, wie einer nach dem andern griechisch drapiert hervorkommt. Der Tag geht vorüber in launigem Geschwätz, dazwischen kommen Bruchstücke von Gesang und Harpegge auf der Gitarre.“ 


Die kleinen Kammern, die direkt in den Saal führen, sind untereinander mit Türen verbunden. Genau in deren Mitte befindet sich das Kabinett, in dem Goethe logierte und an einem schmalen Sekretär mit Blick auf den Rhein seine Reisenotizen verfasste und am „Westöstlichen Divan“ schrieb. Es ist seitdem unverändert. Erst fünf Jahre ist es her, dass die letzten Gäste der Brentanos im Goethezimmer übernachteten. Danach wurde das Anwesen verkauft, um dessen Sanierung zu sichern.

Seitdem der geschätzte Dichter hier übernachtete, heißt dieses mittlere Kabinett „Goethezimmer“. Seine Einrichtung ist original erhalten.
Oestrich-Winkel, Brentanohaus © ML Preiss, Deutsche Stiftung Denkmalschutz, Bonn
Seitdem der geschätzte Dichter hier übernachtete, heißt dieses mittlere Kabinett „Goethezimmer“. Seine Einrichtung ist original erhalten.

Zu Goethe hatten die Brentanos immer schon ein besonderes Verhältnis. Heute noch hängt an jeder Wand des Landsitzes in Winkel ein Goethe-Porträt. Zu Frankfurter Zeiten hatte der junge Wolfgang Goethe die Mutter der Dichtergeschwister Maximiliane, genannt „Maxe“, sehr verehrt. Die damals 16-jährige Tochter von Sophie La Roche lernte er nach seiner Wetzlarer Zeit und der unglücklichen Liebe zu Charlotte Buff kennen und war mit ihr befreundet.


Als er sie anderthalb Jahre später wiedertraf, war sie mit Peter Anton Brentano verheiratet und mit jungen 18 Jahren Stiefmutter von fünf Kindern. Goethe umschwärmte sie dennoch, was zu einer heftigen Auseinandersetzung mit ihrem Ehemann führte. Als er sich danach entschloss, den Briefroman „Die Leiden des jungen Werther“ zu schreiben, flossen die schwarzen Augen Maxes und die Eifersucht ihres Ehemanns in den Text ein. Er wurde 1774 erstmals veröffentlicht und zu einem der erfolgreichsten Werke der Literaturgeschichte. Maxe Brentano starb schon 1793 mit nur 37 Jahren, nachdem sie 12 Kinder zur Welt gebracht hatte.

Die Tür im Hof wurde von den Brentanos als Haupteingang genutzt. An ihn grenzt das Gartengrundstück, das bis zum Rhein reichte.
Oestrich-Winkel, Brentanohaus © ML Preiss, Deutsche Stiftung Denkmalschutz, Bonn
Die Tür im Hof wurde von den Brentanos als Haupteingang genutzt. An ihn grenzt das Gartengrundstück, das bis zum Rhein reichte.

Ihre 1785 geborene Tochter Bettine, die in ihrer Jugend die Sommer in Winkel verbrachte, schrieb dort viele auf 1807 datierte Briefe an den von ihr glühend verehrten Goethe und seine Mutter. Man mag sich heute noch lebhaft vorstellen, wie sie die Briefe, mit Blick auf den Rhein, in einem der Kabinette bis abends spät verfasste. Sie veröffentlichte sie in überarbeiteter Form unter dem Titel „Briefwechsel Goethes mit einem Kinde“ 1835, drei Jahre nach seinem Tod. Aus dem Roman spricht ihre große Sehnsucht nach dem Dichter, die sie als kindliche und reine Liebe verstanden wissen will. Er wurde ein Verkaufserfolg, der das Goethebild der Romantiker entscheidend mitprägte. 


Auch die Hausherrin Antonie schätzte den Dichterfürsten. 1814 gelang es ihr, Goethe nach Winkel zu holen. Als sie hörte, dass er sich zur Kur in Wiesbaden aufhielt, schickte sie ihm kurzentschlossen zehn Flaschen ihres guten „Eilfer-Weines“ zu seinem 65. Geburtstag am 28. August, verbunden mit einer Einladung.

Das Treppenhaus zeigt das Wappen der Familie Ackermann, die das Haus 1751 erbaute. Bei der Sanierung erhält der Boden den ursprünglichen Sandstein wieder.
Oestrich-Winkel, Brentanohaus © ML Preiss, Deutsche Stiftung Denkmalschutz, Bonn
Das Treppenhaus zeigt das Wappen der Familie Ackermann, die das Haus 1751 erbaute. Bei der Sanierung erhält der Boden den ursprünglichen Sandstein wieder.

Sie schreibt Jahrzehnte später über den berühmten Besuch: „Das war aber die Zeit, wo schon seine Vergötterung angefangen hatte, und er war im Gange sehr stolz und geizig mit Worten. Jeden Morgen zog er da seinen flanellenen Schlafrock an, legte die Hände auf den Rücken und wanderte den langen Bogengang, der fast an den Rhein reicht, auf und ab. Während dieser Gänge war er nicht gern gestört und gab keine Antwort, wenn er gefragt wurde.“


Auch soll er übermäßig viel des guten Weins getrunken haben und häufte sich zu viele Speisen auf den Teller, die er stehen ließ. Doch überstrahlte der Glanz des jungen Goethe wohl auf Dauer die Grillen des alten. Der von Wein umrankte Bogengang ist in Teilen heute noch erhalten. Hier wachsen dem Besucher die Trauben quasi in den Mund. Im Zuge der Sanierung des Brentano-Hauses soll er wieder bis zum Ende des Gartens ausgebaut werden. Wie Goethe können dann Gäste sinnieren, während sich die Sonne in den Rebenblättern bricht.

Im „großen Salon“ trafen sich die Hausbewohner und Gäste. Für die Restaurierung der Innenausstattung fehlen noch die Mittel.
Oestrich-Winkel, Brentanohaus © ML Preiss, Deutsche Stiftung Denkmalschutz, Bonn
Im „großen Salon“ trafen sich die Hausbewohner und Gäste. Für die Restaurierung der Innenausstattung fehlen noch die Mittel.

In dem großen Salon, an den das Goethezimmer grenzt, kann man noch auf den originalen Sitzmöbeln Platz nehmen. Hier ließ man sich nieder, um sich gegenseitig selbst verfasste Märchen, Geschichten und Gedichte vorzulesen, gemeinsam zu singen, zu musizieren und den Aufenthalt zu genießen. Auch die Brüder Grimm, mit denen Clemens Brentano und Achim von Arnim gut befreundet waren und den Heidelberger Kreis begründet hatten, waren öfter zu Gast. Clemens Brentano und Achim von Arnim unternahmen von hier Ausflüge, um auf den Rheinhöhen entlang zu wandern.


Zu einer Zeit, in der die Aufklärung mit dem rationalen Geist den wissenschaftlichen Diskurs beherrschte, waren sie unter den ersten, die sich romantischen Gefühlen und sinnenhaften Eindrücken hingaben. Zudem befassten sie sich mit allem Volksliedhaften, Ursprünglichen. Sie sammelten Volksliedtexte, die sie 1805–08 unter dem Titel „Des Knaben Wunderhorn“ veröffentlichten. 

Ein Blick auf die Details im „großen Salon“ verrät die Bedürftigkeit des Hauses.
Oestrich-Winkel, Brentanohaus © ML Preiss, Deutsche Stiftung Denkmalschutz, Bonn
Ein Blick auf die Details im „großen Salon“ verrät die Bedürftigkeit des Hauses.

Die schroffe Naturlandschaft mit ihren Inseln und Burgen, die der Rhein nur wenige Kilometer flussabwärts von Winkel präsentiert, inspirierte Clemens Brentano zu zahlreichen Balladen und Erzählungen, darunter die „Lore Lay“ von 1800, die in der Folge von Heinrich Heine und weiteren Dichtern aufgegriffen wurde. Seine fantasievollen Rheinmärchen wurden erst nach seinem Tod 1842 veröffentlicht, obwohl er sie schon 1810–12 schrieb.Die Brentanos waren mit der Gesellschaft ihrer Zeit zutiefst verknüpft. Im Haus in Winkel waren nicht nur Literaten und Lyriker, sondern auch Kaufleute und Politiker, wie der Freiherr vom Stein, zu Gast. Auch zu einem Komponisten, der – nebenbei bemerkt – einer der ersten war, der romantische Elemente in seiner Musik verwendete, unterhielten die Brentanos Kontakte: Ludwig van Beethoven. Antonie lernte ihn in Wien kennen. Dort pflegte sie ihren kranken Vater, der am 30. Oktober 1809 starb.


In der Folge blieb sie drei Jahre in der Stadt und bezeichnete den Komponisten als einen „der liebsten Freunde“, der sie „fast täglich“ besuchte. Chronisten schreiben sogar, sie sei die Adressatin seines Briefes an die „Unsterbliche Geliebte“. Jedoch wird mit dem Stand der Forschung immer wahrscheinlicher, dass sie es nicht war. Besuche von Beethoven in Winkel sind zwar nicht belegt, dennoch ist es denkbar, dass er hier zu Gast war.

Das Badehaus diente zum Umkleiden für das Bad im Rhein. Nach der Restaurierung werden hier Lesungen und Konzerte stattfinden.
Oestrich-Winkel, Brentanohaus © ML Preiss, Deutsche Stiftung Denkmalschutz, Bonn
Das Badehaus diente zum Umkleiden für das Bad im Rhein. Nach der Restaurierung werden hier Lesungen und Konzerte stattfinden.

Das Haus am Rhein war eine Art Sommersalon und kulturell-geistiges Zentrum der Romantik, beherbergte jedoch auch in den folgenden 200 Jahren viele Freunde und Gäste der Brentanos. Bis 2014 bewohnte die Familie Brentano das Haus. Dabei bewahrte sie den ursprünglichen Geist fast unverändert. So wird es heute behutsam saniert. Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz sicherte die Erhaltung durch die Sanierung des Dachstuhls. Die Holzfenster werden restauriert und mit mundgeblasenem UV-Schutzglas versehen. 


In dem wiederhergestellten Badehaus sollen zukünftig Konzerte und Lesungen stattfinden. Für die Restaurierung des Hausinneren wurden erste Einschätzungen vorgenommen. Dabei  entdeckten die Experten in dem kleineren „Roten Salon“, der schon lange nicht mehr diese Farbe besaß, alte rote Wandbemalungen. Für die dringend notwendige Restaurierung der Innenausstattung, insbesondere des Mobiliars und der Textilien, fehlt noch das Geld.

Die Sicht auf das Brentano-Haus von der Straße aus. Die Fenster werden zurzeit saniert.
Oestrich-Winkel, Brentanohaus © ML Preiss, Deutsche Stiftung Denkmalschutz, Bonn
Die Sicht auf das Brentano-Haus von der Straße aus. Die Fenster werden zurzeit saniert.

Im später angebauten modernen Seitenflügel der Kelterei entsteht der zukünftige Sitz der Touris-teninformation, die hierhin umzieht. Er wird sämtliche Leitungen, beispielsweise für die Toilettenanlagen aufnehmen, sodass im Hauptgebäude auf entsprechende Eingriffe verzichtet werden kann. Im Winter werden sich die Besucher des Hauses, wie einst die Brentanos, warm anziehen müssen, da keine Heizungen eingebaut werden. Die alten Kamine sind jedoch noch vorhanden. Das Treppenhaus mit der schön geschwungenen Holztreppe, die das Wappen der Erbauer trägt, wird wieder den ursprünglichen Boden aus Sandstein erhalten. Im Erdgeschoss betreibt jetzt schon ein lokaler Winzer eine Restauration mit Innen- und Außengastronomie, die zum Verweilen einlädt.


Die Authentizität des Brentano-Hauses begeistert den Besucher. Man möchte sich niederlassen und den Bewohnern lauschen, wie sie ihre Geschichten und Gedichte vortragen. Es ist nachzuempfinden, wie die Brentanos mit ihren Gästen – ein Gläschen guten
Rieslings in der Hand – den Gedanken freien Raum ließen. Und am Ende des Gartens fließt der Rhein. So wie vor 200 Jahren. 


Stefanie Kellner


                   

Monumente: Welche Faszination übt für Sie das Brentano-Haus aus?


Prof. Dr. Gerd Weiß: Im Brentano-Haus können das großbürgerliche Wohnen und die Salonkultur des 19. Jahrhunderts unmittelbar erlebt werden. Der Ort präsentiert Geschichte zum Anfassen. Der Salon der Brentanos hatte sich zu einem Zentrum der Rheinromantik entwickelt. Der als Treffpunkt dienende Saal und die Zimmer der prominenten Gäste sind einschließlich der wandfesten Ausstattung und des Mobiliars dieser Zeit bis heute erhalten. Sie dokumentieren authentisch, wie Familie und Gäste gelebt haben.

Zur Authentizität des Ortes gehören nicht nur die originalen Räume sondern ebenso der Blick aus dem Fenster auf den Rhein, das sich bis zum Ufer hinunterziehende Weingartengrundstück und die Laubengänge – kurz: der erst in seiner Gesamtheit das Besondere des Ortes ausmachende romantische Charakter.


Professor Weiß war langjähriger Landeskonservator von Hessen und ist jetzt Vorsitzender der Wissenschaftlichen Kommission der Deutschen Stiftung Denkmalschutz.
Professor Dr. Gerd Weiß © Roland Rossner, Deutsche Stiftung Denkmalschutz, Bonn
Professor Weiß war langjähriger Landeskonservator von Hessen und ist jetzt Vorsitzender der Wissenschaftlichen Kommission der Deutschen Stiftung Denkmalschutz.
 

Monumente: Wie kam es dazu, dass heute fleißig restauriert wird?


Prof. Dr. Gerd Weiß: Das Land Hessen kaufte Haus und Grundstück Ende 2014 und übertrug die Verantwortung an eine gemeinnützige Trägergesellschaft. Für die Instandsetzung des Äußeren standen schnell Mittel von Bund, Land Hessen und in erheblichem Umfang auch von Seiten der Deutschen Stiftung Denkmalschutz zur Verfügung, sodass die dringlichsten Arbeiten schon im Sommer 2015 beginnen konnten.


Monumente: Welches denkmalpflegerische Konzept steht hinter der Restaurierung des Brentano-Hauses?

Prof. Dr. Gerd Weiß: Das Besondere an dem Hause ist, dass es die Eigentümerfamilie Brentano über zwei Jahrhunderte ohne Unterbrechung bewohnt und in Teilen nahezu museal bewahrt hat. Dadurch ergibt sich als Anspruch an die Restaurierung, so wenig Veränderungen wie möglich in den historischen Räumen vorzunehmen.


Lediglich bei den Bauteilen, die in der Vergangenheit unpassend ausgetauscht wurden, werden an das Original angelehnte Erneuerungen vorgenommen, so zum Beispiel bei der Schieferdeckung des Daches oder bei den Fenstern im Erdgeschoss. Auch der Außenputz auf der Gartenseite, der im 20. Jahrhundert mit einem Zementputz erneuert worden war, ist durch einen klassischen Kalkputz ersetzt worden und hat einen Farbanstrich nach dem historischen Befund erhalten.

Manche Fenster müssen ausgetauscht, andere können restauriert werden.
Oestrich-Winkel, Brentanohaus © ML Preiss, Deutsche Stiftung Denkmalschutz, Bonn
Manche Fenster müssen ausgetauscht, andere können restauriert werden.

Dagegen sollen die originalen Bauteile wie auch die wandfeste und mobile Ausstattung nicht rekonstruiert sondern nur konserviert werden. Die Fenster aus dem Anfang des 19. Jahrhunderts, die zum Teil in einem sehr schlechten Erhaltungszustand sind, werden nicht gegen Rekonstruktionen ausgetauscht, sondern behutsam repariert unter Erhaltung der Einfachverglasung. Da in diesen Räumen keine Heizung eingebaut wird, muss auch keine energetische Ertüchtigung der Fenster erfolgen.


Der Umgang mit den Tapeten und den Vorhängen ist in diesem Räumen besonders schwierig, da der Erhaltungszustand zum Teil sehr schlecht ist, aber gleichzeitig die originale Überlieferung den besonderen Charakter des Hauses ausmacht. So werden sich die Tapeten nach einer Restaurierung sicher halten lassen. Die Vorhänge sind dagegen in Teilen soweit zerschlissen und aufgelöst, dass wir um einen Austausch nicht herumkommen werden. Hier ist noch viel Arbeit zu leisten, auch im Rahmen der zur Zeit laufenden restauratorischen Voruntersuchung, um für jedes Detail die Frage nach der richtigen Konservierungsmethode beantworten zu können. Auch Fragen des Beleuchtungskonzeptes, der notwendigen technischen Ausstattung und der Sicherung der Objekte sind noch zu beantworten.

Nicht alle Originaltapeten werden gerettet werden können. Dennoch wird versucht, soviel wie möglich zu konservieren.
Oestrich-Winkel, Brentanohaus © ML Preiss, Deutsche Stiftung Denkmalschutz, Bonn
Nicht alle Originaltapeten werden gerettet werden können. Dennoch wird versucht, soviel wie möglich zu konservieren.

Im Unterschied zu einer Ausstellungspräsentation im Museum, die durch die gezielte Anordnung leicht steril wirken kann, bilden Ausstattung und Architektur im Brentano-Haus eine untrennbare Einheit. Historische Aufnahmen zeigen, dass auch das Mobiliar überwiegend genauso angeordnet ist, wie es schon vor 100 Jahren und damit wohl auch zur Zeit Goethes der Fall war. Insoweit müssen für alle aufgeworfenen Fragen individuelle Antworten gefunden werden, um die notwendigen Eingriffe so gering wie möglich ausfallen zu lassen. Das oberste Ziel ist es, die „Zeitreise in die Vergangenheit“, die mit einem Betreten dieser Räume verbunden ist, für die Besucher weiterhin erlebbar werden zu lassen.

Es wird nur ausgetauscht, was gefährlich für Haus und Besucher werden könnte und einer Nutzung entgegensteht.
Oestrich-Winkel, Brentanohaus © ML Preiss, Deutsche Stiftung Denkmalschutz, Bonn
Es wird nur ausgetauscht, was gefährlich für Haus und Besucher werden könnte und einer Nutzung entgegensteht.

Monumente: Wann werden voraussichtlich die Arbeiten beendet sein, und welche Pläne gibt es für die zukünftige Nutzung?


Prof. Dr. Gerd Weiß: Dach, Fassaden und Fenster sind Ende 2016 fertig restauriert. Damit ist das Gebäude zunächst gesichert. Im Inneren beginnen die Arbeiten 2017, zur Zeit laufen die Voruntersuchungen. Hier haben wir noch einen großen finanziellen Bedarf. Die Beendigung der Arbeiten hängt davon ab, wie schnell wir die erforderlichen Mittel zusammenbekommen. Das Gebäude wird künftig rein museal und für Ausstellungszwecke genutzt werden. Ausgenommen ist lediglich eine Hälfte des Erdgeschosses, in der das Gutsrestaurant untergebracht ist.

Adresse

Das Brentano-Haus, Am Lindenplatz 2, 65375 Oestrich-Winkel, befindet
sich 20 km südwestlich von Wiesbaden.


Öffnungszeiten

Offene Führungen zweimal im Monat
jeweils samstags von Angela von Brentano.


Gastronomie

geöffnet Mo, Do, Fr ab17 Uhr,

Sa, So und Feiertag ab 12 Uhr,
Di und Mi Ruhetag.


 

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