Öffentliche Bauten Barock Herrscher, Künstler, Architekten Juni 2016
Im März öffnete die Deutsche Stiftung Denkmalschutz die Türen ihres neuen Sitzes: das Nicolaihaus in Berlins Mitte. Besucher hatten die Gelegenheit, das frisch restaurierte Denkmal zu besichtigen.
Um 11 Uhr sollte es losgehen, 20 Minuten vorher hatte sich bereits eine große Traube von Menschen vor der Tür gebildet. Unerwartet viele Interessenten machten sich an dem nass-kalten Märztag auf, um das „neue“ Nicolaihaus anzuschauen. Es musste improvisiert werden: Statt der für diesen Tag angesetzten vier Führungen leiteten die Mitarbeiter der DSD unermüdlich, ohne Unterlass und gleichzeitig große Gruppen durch das Haus. Der Ansturm riss nicht ab. Bis abends, als die Türen wieder geschlossen wurden, strömten Besucher in die Brüderstraße. Ein fulminantes Zeichen dafür, wie sehr die Berliner an diesem Denkmal, dem wohl ältesten barocken Bürgerhaus der historischen Kernstadt Berlin, das die Zeiten überstanden hat, interessiert sind.
Viele Besucher gaben genau dies als Beweggrund für ihr Kommen an: Zuviel sei an Kulturwert in der Stadt verschwunden, und auch aktuelle Entwicklungen wie zum Beispiel die Baumaßnahmen rund um die nahe gelegene Friedrichswerdersche Kirche entsetzen. Da schaue man sich gerne ein Denkmal an, das so sorgfältig und mit viel Fachkompetenz bewahrt und in eine angemessene Zukunft geführt werde. 2011 hatte die DSD das geschichtsträchtige Haus nach langem Leerstand in ihr Eigentum übernommen und behutsam als Berliner Sitz der Deutschen Stiftung Denkmalschutz saniert. Neben Mitarbeitern der Stiftung finden im Nicolaihaus andere gemeinnützige Organisationen – wie ICOMOS und der Deutsche Fundraising Verband – eine passende Heimat.
Nicht nur als Baudenkmal ist das neue Berliner Zuhause der DSD von Bedeutung, sein historischer und kultureller Wert ist nicht hoch genug einzuschätzen: Friedrich Nicolai (1733–1811) hatte hier ab 1787 als Verleger und Schriftsteller und als eine der wichtigsten Figuren der deutschen Aufklärung ein Zentrum dieser bürgerlichen Bewegung geschaffen. Die DSD trägt dem mit einer Ausstellung in einem der Räume in der Beletage Rechnung, die dank der Sammlung von Dieter Beuermann, über 30 Jahre Eigentümer des Nicolai-Verlags, eingerichtet werden konnte. Unter den Besuchern am Eröffnungstag fanden sich auch zu Nicolai forschende Germanisten, die natürlich besonders von der Präsentation angelockt worden waren. Fachleute sind sich einig: Diese historische Person hat zu lange unter ihrem Ruf als Goethe-Gegner gelitten und bedarf unbedingt einer Neuentdeckung. Das hatten auch die Redner bei der offiziellen Eröffnungsfeier am 18. März, dem 283. Geburtstag Nicolais festgestellt. Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz hilft dabei mit. Indem sie das Haus rettete und nun für die Öffentlichkeit zugänglich machen will, hat sie den wichtigsten Beitrag schon geleistet.
Der Tag der offenen Tür mit den vielen Besuchern, die sich darüber freuten, endlich wieder in das Haus eintreten zu dürfen, hat gezeigt: Es ist ein Denkmal, das mitten in Berlin – in einem Berlin der Baukräne und der Wandlung – seinen festen Platz hat.
Beatrice Härig
Informationen
Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz hat das Nicolaihaus 2011 in ihr
Eigentum übernommen und, auch dank vieler zweckgebundener Spenden, behutsam
saniert. Das Haus ist der Sitz der DSD in Berlin. Mit seiner Wiederbelebung
möchte die DSD einen kulturellen Ort für Berlin schaffen. Informationen zur Nicolai-Ausstellung
und Veranstaltungen erhalten Sie zukünftig unter:
Eine Auswahl:
26. Mai, 19 Uhr: Buchpräsentation von Prof. Dr. Manfred Kappler: „Lessings Kiste. Nicolais Plan und das Grimmsche Wörterbuch“
11. September: Tag des offenen Denkmals
11. November, 19 Uhr: Vortrag Dr. Benedikt Goebel: „Die Brüderstraße“
Literatur
Fundiert und kenntnisreich haben die Berliner Historiker Marlies Ebert und Uwe Hecker 2006 die Geschichte des Nicolaihauses und ihrer berühmten Bewohner aufgearbeitet. Jetzt ist das Buch, das lange vergriffen war, in einer leicht veränderten, überarbeiteten Auflage im Monumente-Verlag nachgedruckt worden. Sorgfältig bebildert und klar gegliedert ist der Band eine Freude für jeden Geschichtsinteressierten:
Marlies Ebert, Uwe Hecker: Das Nicolaihaus – Brüderstraße 13 in Berlin. Monumente Publikationen, Bonn 2016. ISBN 978-3-86795-122-1 96 S. 14,90 Euro.
Zu beziehen im Buchhandel oder unter Tel 0228 9091-300 oder
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