Kleine und große Kirchen Gotik Denkmale in Gefahr Juni 2016
Im brandenburgischen Himmelpfort ist das Dorfidyll durch die ausgebrannte Klosterbrauerei empfindlich gestört.
Nicht erst seit gestern steht das ausgebrannte Skelett am Straßenrand: ein gotischer Backsteinbau mit markantem Stufengiebel, wie man ihn von den großen Klöstern in Chorin und Lehnin kennt. In der Nacht zum 21. August 2010 brannte es lichterloh im brandenburgischen Himmelpfort, das auf einer kleinen Landinsel zwischen vier uckermärkischen Seen liegt.
Dem Tor
zum Himmel sollte man eigentlich nichts anhaben können. Doch auf irgendeine Art
verletzlich ist alles, sind es sogar massive Bauwerke, die Kriege überstanden.
Das ehemalige Brauhaus des Zisterzienserklos-ters wurde durch Brandstifter, die
damals ihr Unwesen in der Region trieben, schwer mitgenommen.
Vom Brauhaus blieben nur die Fassaden. Es gehörte bis dahin zu den am besten erhaltenen Denkmalen der Klosteranlage mit weitläufigem Park und Zugang zum Haussee. Markgraf Albrecht III. hatte sie 1299 gestiftet und zu seiner Grablege bestimmt. Während ein großer Teil der übrigen Gebäude nach der Reformation und dem Dreißigjährigen Krieg zerstört wurde oder verfiel, konnte sich gegenüber der Klosterkirche das Brauhaus über die Jahrhunderte hinweg behaupten. Es ließ sich wegen seines hallenartigen Inneren als Kornspeicher weiternutzen und wurde im 19. Jahrhundert zu einem Wohnhaus umgebaut.
Entlang
der Himmelpforter Klosterstraße renovieren nach und nach alle Einwohner ihre
Häuser, bringen Blumenkästen an den Fenstern an und bepflanzen liebevoll ihre
Vorgärten. Dazwischen mahnt der langgestreckte Bau ohne Dach und mit verkohlten
Balken. Alle Mühe und Achtsamkeiten rund um die Ruine vermögen es nicht, den
erschütternden Zustand des gotischen Klostergebäudes zu kaschieren. Das
Dorfidyll ist dahin.
Glücklicherweise gibt es die Umfassungsmauern und den kostbar verzierten Giebel noch. Das Denkmal kann also gerettet werden. Dass dies bislang nicht geschah, liegt keineswegs am fehlenden Engagement. Man wusste zwar, dass das Brauhaus in privatem Eigentum war, kannte aber nicht alle Erben und damit nicht die Verantwortlichen für den Wiederaufbau. Aus diesem Grund durfte die Gemeinde nicht einmal Spenden entgegennehmen.
Aus dieser unglücklichen Situation konnte man sich in Himmelpfort jetzt befreien. Dazu waren verschiedene Schritte nötig. Zunächst einmal musste aus drei vorhandenen Erbstämmen jeder einzelne Erbe mit detektivischer Akribie aufgespürt werden. Länger als zwei Jahre dauerte es, bis mehr als 60 Erben ausgemacht und schließlich kontaktiert waren. Die meisten wussten selbst nichts von ihrem „Glück“, Mitbesitzer eines Brauhauses zu sein. Der Berliner Rechtsanwalt Hans-Joachim Schwenke, der einen zweiten Wohnsitz in Himmelpfort unterhält und sich schon seit vielen Jahren für das Dorf einsetzt, lud alle Erben ein, um ihnen das ehemalige Zisterzienserkloster zu zeigen und über den Verkauf der Anteile zu debattieren. Bei diesem Treffen lernten sich Verwandte kennen, die sich noch nie gesehen hatten.
In der Zwischenzeit taten sich Schwenke und andere im Ort, unter ihnen der in Himmelpfort am Stolpsee lebende Arno Sommer, mit dem Ziel zusammen, eine Bürgerstiftung zugunsten des Klostergebäudes zu gründen. Seit September 2015 überzeugten sie viele Menschen aus der Region und aus Berlin davon, dass man die Kräfte in einer Stiftung bündeln müsse, um sich dann vereint für die Rettung des Bauwerkes einzusetzen. Anfang 2016 meldeten sich sage und schreibe 75 Interessierte als Gründungsmitglieder für die Brauhaus-Stiftung. Schon im Februar konnte die Initiative ins Brandenburger Stiftungsverzeichnis eingetragen werden. Einige der Erben fühlen sich für die Klosterbrauerei mitverantwortlich und gehören zu den ersten Mitgliedern der Brauhaus-Stiftung.
Damit die Restaurierung beginnen kann, muss die Brauhaus-Stiftung Mehrheits-Eigner sein. Zwei Drittel des Denkmals müssen ihr mindestens gehören, ehe Landesmittel und andere Fördergelder fließen können. Ein Segen also, dass die Bürger-Stiftung inzwischen den nötigen Anteil erwerben konnte. Nun geht es bald ans Werk: Geplant ist, zunächst einmal den Schutt, die verkohlten Balken, herabgefallene Ziegel und das wild wuchernde Gestrüpp im Haus zu entfernen. Vor dem his-torischen Nordgiebel ist der Weg zum Park auf das Klostergelände zurzeit mit einem Bauzaun versperrt. Daher soll nach der Räumung unbedingt zuerst die Ruine gesichert werden. Erst danach wird man das Dach – möglichst mit noch vorhandenem historischen Baumaterial – wieder ergänzen. Das Denkmal könnte, so schwebt es Arno Sommer und Hans-Joachim Schwenke vor, künftig als Ort für kulturelle Veranstaltungen genutzt werden, unter anderem für Ausstellungen und Aufführungen.
In den vergangenen 25 Jahren hat sich viel in Himmelpfort getan. Das fällt Besuchern beim Gang durch das schmucke Dorf sofort auf. Auch wenn es aufgrund der Reformation schon seit über 500 Jahren kein klösterliches Leben mehr gibt, wird der Ort noch immer von der mittelalterlichen, großzügigen Anlage am See geprägt. Sie wird auf einer Seite von der ehemaligen Klosterkirche begrenzt. Der Chor wurde 1663 vom Langhaus abgeteilt und zur Dorfkirche umgebaut. Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz unterstützte ab 2003 ihre Restaurierung.
Daneben ist als Ruine das efeubewachsene Langhaus erhalten geblieben und bildet zusammen mit dem See und der Bootsanlegestelle die romantische Kulisse für die Musik-Klassiktage in Himmelpfort, die traditionell im Sommer veranstaltet werden. Sie locken jedes Jahr mehrere Hundert Besucher in den 200-Seelen-Ort. Außerdem nutzen viele Menschen die Möglichkeit, sich am See unter freiem Himmel trauen zu lassen. So ist es nur folgerichtig, dass man die Klosterbrauerei – die bald ganz in den Besitz der gemeinnützigen Stiftung übergehen soll – in die positive Entwicklung des Dorfes einbeziehen möchte.
Himmelpfort klingt nach Zuversicht: eine Landinsel, auf der man über dem Wasser zu schweben scheint. Jeder, der die romantischen Ruinen des Zisterzienserklosters besucht, wird mit dem guten Gefühl zurückkehren, dass Beistand hier an der richtigen Stelle ankommt.
Schon zu DDR-Zeiten war Himmelpfort etwas ganz Besonderes. Es unterhielt das einzige Weihnachtspostamt im Osten Deutschlands. In großen Säcken wurden Briefe an den Weihnachtsmann abgeliefert – und alle beantwortet! Noch heute wenden sich Kinder und Erwachsene aus ganz Deutschland und sogar aus Übersee mit ihren Wünschen an den Himmelpforter Weihnachtsmann, dessen Wohnung nahe beim Kloster zu besichtigen ist. Es sind im Jahr rund 300.000 Briefe, die von den Himmelpforter „Weihnachtsengeln“, Frauen des Dorfes, geschrieben werden.
Jetzt ist es einmal anders herum. Die Himmelpforter richten ihre Wünsche an die Menschen im Land. Sie bitten darum, dass ihnen dabei geholfen wird, die Spuren der Brandstiftung zu beseitigen, damit ihr Dorf wieder den Namen verdient, den es trägt und das Straßenbild so intakt sein möge wie auf der historischen Aufnahme vor dem Brand. Über Spenden freuen sie sich sehr!
Christiane Schillig
Sie sind nur wenige Zentimeter dünn und überspannen dennoch große Hallen. Stützenfrei. Sie sind ingenieurtechnische Meisterleistungen und begeistern durch ihre kühnen Formen.
In den alten Zeiten der Frachtsegler musste die gesamte Habe des Seemanns in eine hölzerne Kiste passen. Manchmal liebevoll bemalt, war sie das einzige persönliche Stück, das ihn auf seinen Reisen über die Weltmeere begleitete.
Fast 17 Millionen Dollar. Das ist auch für das Auktionshaus Christie's keine alltägliche Summe. Bei 16,8 Millionen Dollar ist im Mai bei einer Auktion in New York für Nachkriegs- und zeitgenössische Kunst der Zuschlag erfolgt, und zwar für - und das ist ebenso ungewöhnlich - ein Bauwerk. Nicht einmal ein besonders großes.
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