Kleine und große Kirchen Juni 2016
Pünktlich zum Reformationsjubiläum 2017 präsentiert sich die Auferstehungskirche in Barmbek-Nord mit aufgehübschter Fassade: Nicht nur die Büsten Luthers und Melanchthons wurden restauriert.
Mit Luther und Melanchthon war kein Staat mehr zu machen.
Abplatzungen hatten die überlebensgroßen Büsten der Reformatoren über dem
Eingang der Auferstehungskirche in Hamburg-Barmbek schwer gezeichnet. Die
Kirchengemeinde initiierte ein „Lifting für Luther“: Spätestens zum
Reformationsjubiläum 2017 wollte sie die Fassade saniert und die Herren ohne
Fehlstellen sehen.
Der Kirchenbau ist in vielerlei Hinsicht ein wichtiges
architekturhistorisches Zeugnis. 1913 von Camillo Günther (1881–1958)
entworfen, wurde die Auferstehungskirche bedingt durch den Ersten Weltkrieg
erst 1916 begonnen und 1920 vollendet. Eine gute Predigtkirche hatte man sich
in der Ausschreibung ausdrücklich gewünscht. Der Paul-Wallot-Schüler kam dem
mit einem Zentralbau nach: An den annähernd kreisrunden Kirchensaal mit Empore
schließt sich im Osten der rechteckige Altarraum an.
Mit dem Grundriss orientierte sich Günther am Wiesbadener Programm. Dessen Verfechter traten seit den 1890er-Jahren für eine Reform des protestantischen Kirchenbaus ein: Im Sinne Luthers sollte die Kirche als Versammlungshaus aller Gläubigen aufgefasst werden, sollten Altar, Kanzel und Orgel eine Einheit bilden. Damit grenzten sie sich scharf vom 1861 beschlossenen Eisenacher Regulativ ab. Dies hatte für evangelische Kirchen den romanischen oder gotischen Stil, strenge Ostung, einen erhöhten Chor und eine seitliche Kanzel gefordert.
Camillo Günther schuf mit der Auferstehungskirche einen lichten, weiten Innenraum, dessen hufeisenförmig geschwungene Empore ganz ohne Stützen auskommt. Zweischalig aufgebaut, erscheint die Kuppel nur im Inneren flach. Die äußere Kuppel hingegen ist hoch aufragend und wird von einem Glockenturm mit Laterne bekrönt. Der innovative Einsatz von Stahlbeton ermöglichte diese Konstruktion. Die Fassaden sind mit Ziegeln verblendet und an prominenten Stellen mit dezenten Schmuckelementen versehen. Die Keramiken stammen von Richard Kuöhl, einem äußerst produktiven Architekturplastiker der 1920er-Jahre, der sich auch an vielen Hamburger Backsteinbauten Fritz Schumachers sowie an Fritz Högers Chilehaus verewigt hat.
Das 2001 unter Denkmalschutz gestellte Kirchengebäude hatte in den letzten Jahren mit Altersspuren zu kämpfen: Vor allem an der Westseite wies das Ziegelmauerwerk deutliche Schäden auf. Die Keramiken waren ebenfalls stark verwittert. Luther und Melanchthon hatten Nasenspitzen und andere Partien ihrer Gesichter eingebüßt, die Ornamente waren größtenteils angerissen. Die Verkleidungen der Pfeiler und die Portalrahmungen im Eingangsbereich, die einst Farbnuancen von schwarz über rötlich bis ocker zeigten, hatte man in den 1980er-Jahren mit grauer Acrylfarbe überstrichen.
Nachdem die Deutsche Stiftung Denkmalschutz im Jahr 2000
bereits die Instandsetzung des Turms gefördert hatte, beteiligte sie sich 2015
an der Sanierung der Westfassade und der Nebeneingänge sowie der Restaurierung
der Keramiken. Im Zuge der Maßnahmen haben die Türen ihre ursprüngliche
schwarze Farbfassung sowie die Leinölbeschichtung zurückerhalten. Das neue Gesicht der Kirche ist eigentlich das alte – und
die Gemeinde ist begeistert. Endlich wird das Entree der Bedeutung des
Backsteinensembles aus Kirche, Gemeindehaus und Pastorat wieder gerecht.
Bettina Vaupel
Informationen
Auferstehungskirche, Tieloh 22,
22307 Hamburg-Barmbek-Nord,
Tel. 040 615341
www.auferstehungskirche-barmbek.de
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