Städte und Ensembles Technik August 2015
Von der ursprünglichen Bezeichnung "Joghetborn", Jungbrunnen, kommt der Ausdruck "Jödebrunnen". Angesichts des nahezu quadratischen Beckens mit dem einladend klaren Wasser könnte man meinen, dass es sich um eine Art mittelalterliche Badeanstalt handelte, die Gesundheit und ein langes Leben versprach. Weit gefehlt.
Tatsächlich diente der Jödebrunnen der Wassergewinnung und, was ihn archäologisch besonders spannend werden lässt, auch zur Wasserverteilung. Seine genaue Bezeichnung ist "Jödebrunnen vor dem Hohen Tore". Er wurde außerhalb der mittelalterlichen Stadtmauern Braunschweigs gebaut, denn in einer Region, wo keine Bäche aus den Bergen fließen, war man auf Quell- und Schichtenwasser angewiesen, das an dieser Stelle zu finden ist. Deshalb ist eine Seite des Auffangbeckens zum Hang geöffnet: Hier wird es kontinuierlich mit Wasser gespeist, das in einen, später in zwei Brunnen der Innenstadt geleitet wurde. Braunschweig, das zur Zeit der Entstehung des Jödebrunnens im 14. Jahrhundert mit 10.000 Einwohnern eine mittelalterliche Großstadt war, verfügte über private Brunnen und Brunnengemeinschaften, die jedoch zur Frischwasserversorgung nicht ausreichten. Das Wasser aus der Schlamm und Abwasser führenden Oker war als Trinkwasser wenig gefragt.
Die zwei Kilometer vom Jödebrunnen in die Mitte der Stadt floss das frische Wasser durch ein sogenanntes Pipensystem, also durch Baumstämme aus Eichenholz, die der Länge nach mit einem Löffelbohrer ausgehöhlt und zu Leitungen zusammengefügt waren. Erst 1864 ersetzte ein neues Wasserwerk mit einem gusseisernen Leitungsnetz den Jödebrunnen. Inzwischen kommt das Wasser Braunschweigs schon lange aus Stauseen im Harz.
Der Jödebrunnen verfiel in einen Dornröschenschlaf. Baumwurzeln suchten sich ihren Weg durch die Mauern in das Becken und sprengten das klüftige Mauerwerk aus Naturstein auf, die Fugen unterhalb der Wasseroberfläche wurden zunehmend ausgewaschen. Dermaßen eingewachsen war er - seit 1954 auch Naturdenkmal - nur noch ein Paradies für Enten und Eingeweihte, die den Zuweg über einen Parkplatz an der Schnellstraße kannten. 42.000 Euro aus den Fördermitteln der Deutschen Stiftung Denkmalschutz machten nun die Sanierung des archäologischen Denkmals möglich. Im Rahmen des Ausbaus eines Bereichs am alten Westbahnhof auf dem ehemaligen um die Stadt herumführenden Industriegleis schuf man zudem eine Verbindung an ein neues Erholungsgebiet und Fahrradwegesystem. Sitzplätze mit Blick auf das Wasser laden zum Verweilen ein. Eine Schautafel veranschaulicht die Rolle des Jödebrunnens über die Jahrhunderte. Ein guter Ort, um sich die Bedeutung des Wassers für unsere Städte zu vergegenwärtigen.
Stefanie Kellner
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