Juni 2015
Ordentlich sieht sie aus, die Dorfkirche in Bargischow bei Anklam. Schmuck liegt sie inmitten des kleinen Dorfes, sauber und gepflegt. Dennoch kämpft sie um ihre Standfestigkeit, durch verfaulte Deckenbalkenköpfe droht sogar eine Schließung des Gotteshauses
"Passen Sie auf, wohin Sie treten", sagt Architekt Klaus Grützmann, "manche Dielen hier auf dem Dachboden sind morsch." Nicht verwunderlich, wurden sie doch schon vor mehreren Hundert Jahren in der Dorfkirche im vorpommerschen Bargischow bei Anklam verlegt. Sie aber sind nicht das Problem. Das Problem stellen vielmehr die verfaulten Deckenbalkenköpfe dar, die die Sicherheit der Kirche gefährden und im schlimmsten Fall zu einer Schließung des Gebäudes führen werden.
Dabei sieht man der kleinen hübschen Kirche ihre Notlage auf den ersten Blick nicht an: Malerisch liegt sie inmitten des Dorfes mit seinen rund 200 Einwohnern. Kirche und Friedhof sind sorgsam umrahmt von ei-nem schmiedeeisernen Zaun. Wie ein Ring liegen darum reetgedeckte Häuser, Bauernhöfe und das ehemalige Schulhaus aus der Gründerzeit. Hühner laufen gackernd über die ruhige Dorfstraße, Pferde schauen neugierig von der Weide herüber. Idylle pur.
Das einschiffige Kirchengebäude zeigt sich mit seiner reizvollen Kombination aus Feld- und Backsteinen und seiner Architektur aus Westturm, kurzem Langhaus und rechteckigem Chor typisch für die Dorfkirchen von Vorpommern. Das Langhaus und der Chor wurden ursprünglich im Zuge der Christianisierung Pom-merns um 1300 errichtet, im Dreißigjährigen Krieg zerstört und Ende des 17. Jahrhunderts wieder aufgebaut. Der Turm aus backsteingefülltem Fachwerk mit Spitzhelm stammt ebenfalls aus dieser letzten Bauphase. Im Jahr 1877 wurde die Kirche erstmals umfassend saniert. Vor allem aber die wegen Einsturzgefahr dringend nötig gewordene Grundsanierung des Turms Anfang der 1990er-Jahre lässt den Sakralbau zunächst standfest und gesichert wirken. Doch schon beim ersten Umrunden des Kirchenbaus fallen die untrüglichen Zeichen des Verfalls auf, die Handlungsbedarf signalisieren: zwei nicht zu übersehende Risse im Mauerwerk auf der südlichen Seite des Langschiffs und Bäume, die auf der nördlichen Seite aus der Mauer herauswachsen. Im Gras vor der Kirche stolpert man über herabgefallene Dachziegel.
Ein Problem, das viele Kirchen wie die in Bargischow plagt, ist die Luftfeuchtigkeit im Inneren. Sie entsteht durch die Unterschiede von Außen- und Innentemperatur. Hier kann sich die kleine Kirche einer Vorreiterrolle in der Problemlösung rühmen: Vor einiger Zeit wurde eine moderne Lüftungsanlage eingebaut. Sie funktioniert im Prinzip wie die in modernen Wohngebäuden, jedoch mussten wegen der allgemeinen Luftdurchlässigkeit der alten Mauern und Fenster keine Öffnungen gebohrt werden. Ein Ventilator im Dachgestühl saugt nach Bedarf die feuchte Luft per Unterdruck nach oben und leitet sie nach außen ab. Als Abluftklappe konnte eine vorhandene Luke im Chorgiebel verwendet werden. Die Vorrichtung wird mit einer "Lüftungsampel", einer kleinen elektronischen Anlage, gesteuert. Der Ventilator arbeitet nur, wenn die nachströmende Außenluft die Raumfeuchte reduzieren hilft. Messungen zeigen seit dem Einbau eine weitaus geringere Luftfeuchtigkeit im Kirchengebäude - ein relativ preiswertes Modell auch für andere Dorfkirchen.
Für die Eulen, die die Luke bisher als Einflugschneise genutzt haben, wurde Platz gelassen. Außerdem steht eine einladende Kiste als Nistplatz unter dem Kirchendach bereit.
Hier, neben der Eulenkiste auf dem Dachboden, steht Architekt Grützmann mit Pastor Jörn-Peter Spießwin-kel und dem Kirchengemeinderatsvorsitzenden Thomas Binder. Er schaut nach oben: "Das Dach weist immer mehr sichtbare Undichtigkeiten auf", sagt er. Was er meint: Löcher durch fehlende Ziegel lassen Regen einfallen und den Dielenboden morsch werden. "Da muss bald etwas geschehen. Aber die komplett verfaulten Deckenbalkenköpfe bereiten uns viel größere Sorgen. Nur durch die starken Außenmauern und die hohen Aufschieblinge" - hier kommen wir in die Fachsprache des Zimmermanns: Aufschieblinge sind keilförmige Sparrenaufsätze im Traufenbereich, die durch eine Verringerung der Dachneigung im unteren Dachbereich einen Dachüberstand ermöglichen - "hält die Konstruktion zur Zeit gerade noch." Man muss schnellstmöglich die Fußpunkte der Dachsparren und die darunter befindlichen Enden der Deckenbalken, Gebinde für Gebinde, durcharbeiten und sanieren, sonst ist die Sicherheit der Kirche nicht mehr gegeben.
Der Austausch der Deckenbalkenköpfe ist also das vordringlichste Projekt, dann stehen eine neue Dachein-deckung und schließlich die Mauerwerkssanierung an, die jedem einleuchtet, der vor dem Gotteshaus steht. Ein Programm, das Pastor Spießwinkel und Kirchengemeinderat Binder zwar nicht verzagen, aber angesichts der Finanzierung dieser Maßnahmen angespannt in die Zukunft blicken lässt. In der Evangelischen Kirchengemeinde Anklam, zu der Bargischow gehört, gibt es vergleichsweise wenige Gemeindemitglieder, aber mehrere bauhistorisch wertvolle Kirchengebäude, darunter ebenfalls Sorgenkinder. Trotzdem weiß die Kirchengemeinde das Dorf in ihrem Bemühen um das Gebäude hinter sich, auch wenn in Bargischow nicht alles so idyllisch sein mag, wie es bei einem Besuch an einem sonnigen Frühlingstag scheint. Wie beim Gotteshaus: Zunächst wirkt es aufgeräumt und standsicher, und erst bei näherem Hinsehen tun sich manche Brüche auf. Umso wichtiger ist es, die Kirche als buchstäblichen Mittelpunkt dieses Dorfes in Vorpommern mit seinen Höhen und Tiefen dauerhaft zu erhalten - in diesem Punkt sind sich alle einig. Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz möchte dabei helfen und bittet Sie, liebe Leserinnen und Leser, um Ihre Mithilfe.
Beatrice Härig
17398 Bargischow liegt 5 km südöstlich von Anklam. Der Schlüssel kann erfragt werden im Kirchenbüro Anklam, Baustraße 33, 17398 Anklam, Tel. 03971 210276, oder beim Friedhof der Kirchengemeinde, Tel. 03971 245190.
Bargischow liegt an der Strecke von drei Radfernwegen und bietet sich für einen Abstecher an: http://www.auf-nach-mv.de/radfernwege
Fast 17 Millionen Dollar. Das ist auch für das Auktionshaus Christie's keine alltägliche Summe. Bei 16,8 Millionen Dollar ist im Mai bei einer Auktion in New York für Nachkriegs- und zeitgenössische Kunst der Zuschlag erfolgt, und zwar für - und das ist ebenso ungewöhnlich - ein Bauwerk. Nicht einmal ein besonders großes.
In den alten Zeiten der Frachtsegler musste die gesamte Habe des Seemanns in eine hölzerne Kiste passen. Manchmal liebevoll bemalt, war sie das einzige persönliche Stück, das ihn auf seinen Reisen über die Weltmeere begleitete.
Sie spüren Kugelsternhaufen und Satellitengalaxien auf: Heutige Astronomen können Milliarden Lichtjahre weit ins All blicken. Vor 500 Jahren – das Fernrohr war noch nicht erfunden – sah unser Bild vom Himmel ganz anders aus.
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