Technische Denkmale Verkehr Juni 2015

Die Schnellbahnverbindung nach Usedom soll wieder hergestellt werden

Ein Torso im Wasser

Jeder auf der Insel Usedom kennt es: das 35 Meter hohe Stahlbauwerk mitten im Peenestrom - zwischen dem Festland und Usedom, der einstigen Badewanne Berlins. Diese Hubbrücke galt nach ihrer Fertigstellung 1933 als eine der modernsten Eisenbahnbrücken Europas.

Die Brücke war Bestandteil der Schnellbahnverbindung von Berlin nach Swinemünde und förderte die Entwicklung des Tourismus auf Usedom. In weniger als drei Stunden gelangte man damals von der Großstadt über die Schiene an die Ostsee. Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges wurde die Eisenbahnstrecke - die damals einzige Verbindung zur Insel - gesprengt. Nur der Teil mit der Hubvorrichtung blieb erhalten, der seither als beeindruckender Torso im Wasser steht. Er gehört der Deutschen Bahn AG.

Der Torso der Eisenbahnhubbrücke steht mitten im Peenestrom. 
Hubbrücke bei Karnin/Usedom © Roland Rossner, Deutsche Stiftung Denkmalschutz, Bonn
Der Torso der Eisenbahnhubbrücke steht mitten im Peenestrom.

Der Initiative vieler Bürger ist es zu verdanken, dass die für 1990 geplante Sprengung dieses denkmalgeschützten Wahrzeichens der Insel verhindert wurde. Sie schlossen sich 1992 zum Verein der Usedomer Eisenbahnfreunde zusammen. Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz unterstützte das Engagement zur Erhaltung des Hubbrückenteils mit zwei Förderverträgen.

Usedom ist seit 2000 über die Peenebrücke in Wolgast direkt mit dem Zug zu erreichen. Dennoch besteht bis heute bei vielen Bewohnern - und natürlich auch den Gästen - der Wunsch, dass die Insel zusätzlich über das alte Schienennetz erschlossen wird. Denn die Zugfahrt würde sich um die Hälfte verkürzen. Zurzeit benötigt man vom Berliner Hauptbahnhof ins Seebad Ahlbeck mehr als vier Stunden und muss in Züssow umsteigen.

Der verbliebene Teil der Hubbrücke soll in eine mögliche neue Zugverbindung über den Peenestrom integriert werden. 
Hubbrücke bei Karnin/Usedom © ML Preiss, Deutsche Stiftung Denkmalschutz, Bonn
Der verbliebene Teil der Hubbrücke soll in eine mögliche neue Zugverbindung über den Peenestrom integriert werden.

Tatsächlich wurde ein entsprechendes Projekt, das den Torso integrieren würde, in den Bundesverkehrswegeplan 2003 aufgenommen, allerdings bis heute nicht umgesetzt. Es sei zu unwirtschaftlich, hieß es zunächst. Doch nun liegen andere Berechnungen vor, und das Land Mecklenburg-Vorpommern hat die Strecke für den Bundesverkehrswegeplan 2015 angemeldet.

Bis entschieden ist, ob das Projekt verwirklicht wird, ist der Torso zu besichtigen: In schwindelnder Höhe können sich die Besucher ein Bild vom Zustand des technischen Denkmals machen und einen atemberaubenden Blick auf die Insel Usedom und das Festland genießen.

Angela Pfotenhauer/Carola Nathan

Am 5. September findet das 5. Karniner Brückenfest, und am 6. September 2015 die nächste Führung zum Torso der Hubbrücke statt. Anmeldungen nimmt der Verein Eisenbahnfreunde Usedom entgegen: info@karninerbruecke.eu

Weitere Infos im WWW:

www.karninerbruecke.eu

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