Wohnhäuser und Siedlungen 1850 Material April 2015 E
Die Künstlerdynastie Cauer ist eng mit der Stadt Bad Kreuznach verbunden. Sie wurde von Emil Cauer (1800-67) begründet, der 1832 mit seiner Familie in die Stadt an der Nahe zieht, wo er eine Anstellung als Zeichenlehrer am Königlich-Preußischen Gymnasium erhält. Nebenbei betreibt er ein Atelier, in dem er seine beiden Söhne Carl und Robert zu Bildhauern ausbildet. 1856 zieht die Familie in ein 17 Jahre zuvor errichtetes zweigeschossiges, spätklassizistisches Haus. Es beherbergt heute eine Gedenkstätte für die Cauers, in der Konzerte, Lesungen und Kunstseminare stattfinden.
Ganz langsam rollt ein von 20 Pferden gezogener, eigens angefertigter Wagen vom Kreuznacher Bahnhof zum Anwesen der Künstlerfamilie Cauer am Rande des Nahe-Städtchens. Geladen hat der schwere Holzkarren einen riesigen Marmorblock aus Carrara. Weil dieser nicht auf das Grundstück passt, wird er auf einem Rübenacker abgeladen und um ihn herum eine Werkstatt errichtet. 1858 entsteht aus dem Marmorblock die Figurengruppe "Hektors Abschied von Andromache" nach einem Entwurf Carl Cauers.
Vom Kleeblatt, wie Emil, Carl und Robert genannt werden, sind beachtliche Werke erhalten mit Figuren aus der griechischen Mythologie, Sagen und Märchen. Einige von ihnen sind im Schlossparkmuseum von Bad Kreuznach zu besichtigen.
Bereits in jungen Jahren erfindet Carl den Elfenbeingips, ein heute als Cauer-Masse bezeichnetes Material, das sich zur Produktion von Figuren in großer Stückzahl eignet. Sie seien, schreibt Emil Cauer 1844, gute Weihnachtsgeschenke. Die Masse habe "nämlich ein weit schöneres Aussehen und größere Härte als der bloße Gips und dabei den großen Vorteil, dass sich die Sachen leicht durch Wasser von allem Schmutz reinigen lassen".
Das Unternehmen floriert, sodass die Cauers ihr Grundstück nach und nach erweitern und neue Ateliers bauen können. Zeitweise sollen sie bis zu 30 Mitarbeiter beschäftigt haben, darunter sogenannte Scalpellinos, die die Marmorblöcke nach Entwürfen der Bildhauer bearbeiten.
Die Figuren aus Elfenbeingips werden über Kataloge angeboten und, sorgsam in mit Wachs getränktem Stoff verpackt, in die ganze Welt exportiert. Die Cauers richten auf ihrem Grundstück außerdem einen Ausstellungsraum ein und verkaufen dort ihre Figuren an Kurgäste. In Rom unterhalten sie ein zweites Atelier, das vor allem von Robert Cauer betrieben wird.
Das Haus in Bad Kreuznach bleibt jedoch Familienmittelpunkt, in dem gerne und oft Gäste bewirtet werden. Carl Cauer und seine Frau Helene ziehen dort zwei Töchter und fünf Söhne groß, und bis auf eine Tochter sind alle in der Kurstadt selbst, in Darmstadt und Berlin bildhauerisch tätig.
Nach dem Tod von Helene Cauer 1906 unternehmen ihre Söhne einen ersten Versuch zur Einrichtung einer Cauer-Gedenkstätte in Kreuznach. Er scheitert genauso wie ein zweiter Vorstoß von Ludwig Cauer um 1920, obwohl die Bürgerschaft damals 50.000 Mark für diesen Zweck spendet.
Auch Ludwigs Tochter Hanna gelingt dies nicht. Die Bildhauerin und erste weibliche Trägerin des Rompreises wohnt ab 1945 bis zu ihrem Tod 1989 im Bad Kreuznacher Stammhaus, nachdem ihr Berliner Atelier im Zweiten Weltkrieg zerstört wurde. Mehrere Anläufe der Stadt, ihr ein anderes Gebäude zuzuweisen und das Cauer-Haus abzureißen, scheitern zum Glück. 1991 wird es in die Denkmalliste aufgenommen.
Vier Jahre später gründen Bad Kreuznacher Bürger die Cauer-Gesellschaft. Unter der Ägide ihrer unermüdlichen Vorsitzenden Ingeborg Best gelingt es, das untere Geschoss zu erwerben. Das Haus wird auch mit Hilfe der Deutschen Stiftung Denkmalschutz (DSD) bis 2002 saniert und beherbergt seither eine Gedenkstätte für die Bildhauerdynastie, in der Konzerte, Lesungen und Kunstseminare stattfinden.
Zwei Jahre nach Ingeborg Bests Tod 2011 errichten ihre Enkelin Carolin Best und ihre Schwiegertochter Ursula Geiss die Stiftung Cauer-Haus in der DSD. Sie dient der Erhaltung und Pflege des Anwesens, ebenso wie der wissenschaftlichen Aufarbeitung des künstlerischen Nachlasses und der Erweiterung der Sammlung Cauerscher Werke. Um dies erfüllen zu können, ist die Stiftung auf Zustiftungen angewiesen. Die Cauer-Gesellschaft würde sich außerdem sehr freuen, wenn die eine oder andere Cauer-Figur den Weg in das Haus finden würde. Dazu bedürfe es sicher keines Wagens, der von 20 Pferden gezogen werden muss.
Carola Nathan
Wenn Sie die treuhänderische Stiftung Cauer-Haus unterstützen möchten, erbitten wir Ihre Zustiftungen auf das Konto:
DSD Stiftung Cauer-Haus
IBAN: DE60 3701 0111 1971 6614 09
BIC: ESSEDE5F370
Verwendungszweck: 1010188XZustiftungen
Nähere Informationen gibt Ihnen gerne: Elke von Wüllenweber,
Tel. 0228 9091-209, elke.wuellenweber@denkmalschutz.de
http://www.denkmalschutz.de/spenden-helfen/stiften/treuhaenderische-stiftungen.html
In der Dorfkirche von Behrenhoff haben sich eindrucksvolle Darstellungen des Fegefeuers erhalten.
In den alten Zeiten der Frachtsegler musste die gesamte Habe des Seemanns in eine hölzerne Kiste passen. Manchmal liebevoll bemalt, war sie das einzige persönliche Stück, das ihn auf seinen Reisen über die Weltmeere begleitete.
Sie spüren Kugelsternhaufen und Satellitengalaxien auf: Heutige Astronomen können Milliarden Lichtjahre weit ins All blicken. Vor 500 Jahren – das Fernrohr war noch nicht erfunden – sah unser Bild vom Himmel ganz anders aus.
Lassen Sie sich per E-Mail informieren,
wenn eine neue Ausgabe von Monumente
Online erscheint.
Auch kleinste Beträge zählen!
Antwort auf: Direkt auf das Thema antworten
© 2023 Deutsche Stiftung Denkmalschutz • Monumente Online • Schlegelstraße 1 • 53113 Bonn
Spenden | Kontakt | Impressum | Datenschutz