Städte und Ensembles 1700 Februar 2015
Seine Gestaltungsfunktion als point de vue ist heute ohne Erklärung nicht mehr zu erkennen. Dass er zurecht als großartigste Brunnenanlage der Elbmetropole Dresden gilt, dafür umso mehr. Diesem Umstand hat der Neptunbrunnen auf dem Gelände des Krankenhauses Dresden-Friedrichstadt zu verdanken, dass er von 2007 bis 2013 umfassend restauriert wurde - obwohl die barocke Brunnenanlage aufgrund seiner weniger prominenten Lage als Geheimtipp gehandelt wird.
Seinen Standort verdankt er August dem Starken. Dieser hatte 1727 seinem verdienten General Friedrich Ludwig von Württemberg und dessen Gemahlin Katharina Reichsfürstin von Teschen, die vormals Augusts Mätresse gewesen war, ein Grundstück in der Vorstadt Ostra - 1731 in Friedrichstadt umbenannt - geschenkt. Dort ließ das feierfreudige Paar ein Festhaus mit Park errichten.
1736 erwarb Heinrich Graf von Brühl, Sachsens mächtiger Minister unter Kurfürst Friedrich August II., das Anwesen. Er ließ durch Johann Christoph Knöffel Palais und Garten umgestalten und schuf damit als Privatmann eines der prachtvollsten Gesamtkunstwerke des Barock.
Blickfang im Park war der über 40 Meter breite Neptunbrunnen, vermutlich vom Architekten Zacharias Longuelune entworfen und vom Bildhauer Lorenzo Mattielli zwischen 1741 und 1746 ausgeführt. In Kaskaden ergießt sich das Wasser über zwei Muschelbecken in zwei Bassins.
Eine breitgeschwungene Treppenanlage mit Vasenpostamenten hinterfängt die Figurengruppe über den Becken. Erzählt wird die Brautwerbung Poseidons - in der römischen Mythologie Neptun genannt - um die zögerliche Amphitrite, deren Herz erst ein Delphin erweichen kann. Neptun, der Herr der Meere, steht, einen Lorbeerkranz haltend und sich auf dem Delphin abstützend, in einem von zwei wasserspeienden Seepferden gezogenen Muschelwagen. In anmutiger Haltung sitzt die Göttin neben ihm. Gelenkt wird der Wagen von einer Meeresnymphe und einem Putto, während ein Triton in ein Muschelhorn bläst. Die Flussgötter Nil und Tiber begleiten die Szene.
Das Brühlsche Anwesen stand nach dem Tod des Ministers 1763 für 15 Jahre leer, dann erwarb es der frischvermählte Oberkammerherr Camillo Graf Marcolini. Nach dessen Tod 1814 verfiel das Anwesen abermals. 1835 erwarb der geschäftstüchtige Stadtrat Carl Ernst Werner das Palais, renovierte das Gebäude, richtete darin Appar-tements ein und vermietete diese. So kam auch der Komponist Richard Wagner zwei Jahre lang in den Genuss der Sicht auf den Neptunbrunnen. Einige Jahre später erwarb die Stadt das Brühl/Marcolini-Anwesen, weil es in Dresden zu wenige Krankenhäuser gab. Noch 1849 wurde das Herrenhaus zum bis heute bestehenden Krankenhaus umgebaut. Durch weitere im Laufe der Zeit hinzugefügte Instituts- und Klinikgebäude verlor das Palais seine Blickachse auf den 250 Meter entfernt liegenden point de vue im Park, den Neptunbrunnen.
Die Wirren der Geschichte überstand der Brunnen nahezu unversehrt. Der Witterung hingegen hielt der Sandstein nicht stand. Er begann zu bröckeln, Teile an den Figuren und den Bassins platzten ab. Viele Jahre warb der engagierte Verein der Freunde des Krankenhauses Dresden-Friedrichstadt e. V. für die Rettung des barocken Kunstwerks. Unterstützt wurde er bei der Öffentlichkeitsarbeit und der Organisation von Benefizveranstaltungen vom Ortskuratorium Dresden und von der Baudenkmal-Stiftung Dresden, die beide unter dem Dach der Deutschen Stiftung Denkmalschutz (DSD) tätig sind.
Sie schafften es gemeinsam, dass der Neptunbrunnen umfassend restauriert und die Technik erneuert wurde.
Seitdem ist der Meeresgott zu bestimmten Zeiten mit sprudelnden Wasser zu erleben: In den Sommermonaten von Mo-Sa 11.30 bis 13.30 Uhr und 16 bis 18 Uhr sowie So und an Feiertagen 10 bis 12.30 Uhr und 15 bis 18 Uhr.
Christiane Rossner
Das Parkgelände ist öffentlich zugänglich: Krankenhaus Dresden-Friedrichstadt, Friedrichstraße 41, 01067 Dresden. Informationen: Sabine Hunger, Tel 03551/4 80-31 70, www.khdf.de; www.neptunbrunnen.desaxe.eu
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