Öffentliche Bauten Kurioses Februar 2015 T
So ruhig und verträumt der Platz im oberfränkischen Limmersdorf in der Regel auch wirkt, einmal im Jahr wird es hier richtig laut. Wenn nämlich die Lindenkirchweih stattfindet und ordentlich gefeiert wird. Dafür zimmert man auf das hölzerne Gerüst, das auf dem untersten Astkranz der Dorflinde aufliegt, in vier Metern Höhe einen Tanzboden, die "Tanzbruck", und baut eine Holztreppe.
Die Musikkapelle findet am Rand der etwa 35 Quadratmeter großen Fläche in einem Bretterhäuschen Platz. Dann tanzen die Limmersdorfer vier Tage lang zur Ehre des heiligen Johannes, Namenspatron der benachbarten Kirche. Erst unter, dann auf der Linde. Die Linde steht in der Ortsmitte und ist etwa 350 Jahre alt. Seit spätestens 1729 findet in ununterbrochener Folge die "Kerwa" statt. Die hölzerne Konstruktion muss wegen der Witterung und des Baumwachstums immer wieder ausgetauscht werden, aber die acht Sandsteinsäulen, die sie tragen, sind zum Teil noch die ursprünglichen - in einer ist die Jahreszahl 1729 eingemeißelt. Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz unterstützte ihre Restaurierung, die rechtzeitig vor der letztjährigen Kirchweih Ende August abgeschlossen werden konnte.
Tanzlinden gibt es noch in weiteren fränkischen Orten, in Thüringen und einige auch in anderen Regionen - seit einigen Jahren werden sogar hier und da neue Tanzlinden gepflanzt. Doch keine kann dieses Alter vorweisen, keine ist so kontinuierlich "betanzt" worden und keine so fest im Dorfleben verwurzelt wie die Limmersdorfer. Seit Dezember 2014 steht daher die Limmersdorfer Tanzlinde im nationalen Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes, das im März von der deutschen Kultusministerkonferenz offiziell bei der Unesco in Paris eingereicht wird - dörfliches Brauchtum wird international!
Beatrice Härig
In Limmersdorf ist das "Deutsche Tanzlindenmuseum" im Aufbau. Informationen zur Deutschen Tanzlindenroute und zum Tanzlindenradweg rund um Thurnau:
www.tanzlindenmuseum.de, www.dieromantischendrei.de/download/tanzlinden_radweg.pdf