Klassizismus Oktober 2014

Das Herzogliche Mausoleum in Oldenburg ist restauriert

Wegweiser aus Liebe

Am 24. November 1785 stirbt im Alter von nur 20 Jahren Herzogin Friederike von Württemberg-Mömpelgard bei der Geburt des dritten Kindes. In tiefer Trauer beschließt Herzog Peter Friedrich Ludwig von Holstein-Gottorp, ihr ein Mausoleum zu errichten.

Für die Planungen zieht der Witwer den Baumeister Johann Heinrich Gottlieb Becker heran, der für das Herzogspaar gerade Schloss Rastede zur Sommerresidenz umbaut. Schon im März 1786 wird mit dem Grabbau begonnen. Der Herzog hat hohe Ansprüche und greift maßgeblich in die Planungen ein. So wird das herzogliche Mausoleum nicht nur zur Gedenkstätte an die geliebte Frau, sondern auch zur programmatischen Architektur des neuen Herrn über das Oldenburger Herzogtum. 


Ein Jahr zuvor war er als Administrator für seinen nicht regierungsfähigen Vetter ernannt worden, dem er erst 1823 offiziell folgt. Mit Peter Friedrich Ludwig erlangt Oldenburg als Herzogtum und Sitz des Hauses Holstein-Gottorp eine neue Bedeutung.

Oldenburg, Herzogliches Mausoleum © ML Preiss, Deutsche Stiftung Denkmalschutz, Bonn 
Oldenburg, Herzogliches Mausoleum © ML Preiss, Deutsche Stiftung Denkmalschutz, Bonn
Oldenburg, Herzogliches Mausoleum © ML Preiss, Deutsche Stiftung Denkmalschutz, Bonn

Baumeister Becker ist bei den Entwürfen für das Mausoleum noch der spätbarocken Formensprache verpflichtet. Der fortschrittliche Herzog hingegen vertritt den schnörkellosen Klassizismus, dessen klare, erhabene Formensprache seiner Intention als aufgeklärter Herrscher entspricht. Er sorgt sich nicht nur um seine Söhne, sondern auch um seine Untertanen: "Vater dem Lande zu seyn, war ihm höchster Beruf", hält die Grabinschrift am Marmorkenotaph des herzoglichen Paares fest.

So avanciert das 1791 fertiggestellte Mausoleum auf dem St. Gertrudenkirchhof, dem neuen Hauptfriedhof vor den Toren der Stadt, zu einem Meisterwerk des deutschen Klassizismus. Schon bei den Planungen sollte es einen städtebaulichen Akzent setzen und als Vorbild für die weiteren Bauvorhaben in Oldenburg dienen, das sich noch heute als eine Stadt des Klassizismus präsentiert.

Oldenburg, Herzogliches Mausoleum © ML Preiss, Deutsche Stiftung Denkmalschutz, Bonn 
Oldenburg, Herzogliches Mausoleum © ML Preiss, Deutsche Stiftung Denkmalschutz, Bonn
Oldenburg, Herzogliches Mausoleum © ML Preiss, Deutsche Stiftung Denkmalschutz, Bonn

Der nahezu quadratische Zentralraum des Mausoleums, der auf einem Sockelgeschoss ruht, ist mit einem flachen Satteldach gedeckt. Außen ziert ihn ein umlaufender Triglyphenfries. Den Innenraum überspannt ein Spiegel¬gewölbe, das mit stark profilierten Kassettenfeldern und Stuckranken in den Zwickeln geschmückt ist. Eine Glaskuppel taucht den Raum in angenehmes Licht. Ursprünglich befand sich genau darunter die kreisrunde Öffnung für den Abgang zur Gruft, der jedoch 1895 verlegt wurde.

In die Nordwand sind drei Nischen eingelassen, deren mittlere sandsteingefasste dem Gedenken der verstorbenen Herzogin gewidmet ist. 1824 und 1831 wurde der Innenraum um zwei beeindruckende Marmorskulpturen des Stuttgarter Bildhauers Johann Heinrich Dannecker bereichert. Noch heute ist das Mausoleum die Grablege der herzoglichen Familie von Oldenburg.

Von 2011-13 wurde das als Baudenkmal von besonderer nationaler kultureller Bedeutung ausgewiesene und geförderte Mausoleum einer umfassenden Restaurierung unterzogen. Eine Herausforderung stellte dabei die rund eine Tonne schwere Lichtkuppel dar, die mit hauchdünnem, geätztem Glas versehen ist. Sie wurde zeitweise freischwebend aufgehängt, damit an der Rotunde gearbeitet werden konnte. Jetzt ist das Grabmal wieder das Juwel, als das es gedacht war.

Christiane Rossner

Infos:
Herzogliches Mausoleum auf dem Gertrudenkirchhof, Kirchhofstraße, 26121 Oldenburg. Besichtigungstermine werden über die örtliche Presse bekannt gegeben. Die Termine für Führungen können außerdem erfragt werden bei der Herzoglich Oldenburgischen Verwaltung, Tel. 04363 9021-0, info@hov.de

Maßnahmen: Zimmerer- und Klempnerarbeiten am Dach, restauratorische Arbeiten an der Fassade und im Innenraum
Fördermittel: Deutsche Stiftung Denkmalschutz dank der Lotterie GlücksSpirale, Land Niedersachsen, Bund, OLB-Stiftung, Kulturstiftung der Öffentlichen Versicherungen Oldenburg

Lesen Sie auch den Beitrag über Peter Friedrich Ludwig von Holstein-Gottorp und seine Residenzstadt Oldenburg in unserer Ausgabe 1.2011

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