Menschen für Denkmale Oktober 2014
Es ist immer wieder eine Gratwanderung, Schlösser und herrschaftliche Güter in der heutigen Zeit schonend zu nutzen. Wir wünschen uns einerseits, dass möglichst viele Menschen in den Genuss kommen, sie zu besichtigen, möchten aber andererseits vermeiden, dass die Denkmale "überrannt" werden. Dr. Rosemarie Wilcken war zu Besuch auf Gut Hasselburg, wo Gastfreundschaft und würdevoller Umgang mit alter Bausubstanz groß geschrieben werden.
Die Freundschaft mit dem Hamburger Juristen und Musiker Dr. Ernst Bötticher hat mein Verständnis für die Welt der Wirtschaft und die der Kultur erheblich erweitert. Er ist es gewesen, der meine Familie und mich zu seinen Freunden aus beiden Bereichen mitgenommen und in ihre Lebenswelt eingeführt hat. Mit ihm kam ich auf das Gut Hasselburg in Holstein zu der Hörspielproduzentin Heikedine Körting-Beurmann.
Die Hasselburg ist eine Gutsanlage wie aus dem Bilderbuch. Das Gut liegt in der Nähe von Neustadt in Holstein. Leicht erkennt man noch die alte Burganlage mit den Wassergräben und der Brücke. Aus der Burg wurde Anfang des 18. Jahrhunderts das Herrenhaus mit Ehrenhof. Der 1804 verputzte Bau unter dem schweren Mansarddach ist wie die anderen Gebäude vom Barock überformt. Die Anlage des Hofes mit Herrenhaus, zwei Kavaliershäusern als seitliche Begrenzung des Ehrenhofes, Scheunen, Nebengebäuden und einem großartigen Torhaus aus dem Jahr 1763 gilt als beispielhaft und idealtypisch für ein Gut und gehört zu den Glanzlichtern des Nordens.
Bei meinem ersten Besuch kurz nach der Wiedervereinigung stand das ganze Haus voller historischer Tasteninstrumente, gesammelt und gespielt vom Hausherrn, dem Musikwissenschaftler Professor Dr. Andreas Beurmann. Inzwischen beherbergt das Museum für Kunst und Gewerbe in Hamburg rund 100 seiner Instrumente.
Anlässlich weiterer Besuche erlebte ich die barocke zweigeschossige Treppenhalle des Herrenhauses als Konzertsaal mit Publikum oder als Festsaal für Veranstaltungen. Seit den 1980er-Jahren gastierten auf der Hasselburg Weltstars wie Leonard Bernstein, Martha Argerich oder Swjatoslaw Richter. Sie gaben Konzerte im Rahmen des Schleswig-Holstein Musikfestivals entweder im Herrenhaus oder in der Reetdach-Scheune, die eine der größten in Deutschland ist.
Vor einigen Jahren machte Ernst Bötticher seinen Freund Dr. Constantin Stahlberg und die Stahlberg-Stiftung auf dieses Denkmal-Ensemble und seine Nutzungsvielfalt aufmerksam. Das war zu einem Zeitpunkt, als das Gut Hasselburg zum Verkauf stand.
Es erwies sich als ein Glücksfall für das Gut. Constantin Stahlberg, ein Unternehmer und mit viel Kreativität ausgestatteter Musiker, erwarb 2011 mit dem Geld der von ihm gegründeten Stahlberg-Stiftung das Anwesen und ließ es zwei Jahre lang aufwendig restaurieren.
Der Kulturbetrieb auf der nunmehr Kultur Gut genannten Hasselburg hat eine neue Dimension erreicht. Neben der klassischen Musik im Herrenhaus und großen Konzerten in der langgestreckten Scheune bestehen jetzt auch Möglichkeiten für Musical-Aufführungen und Nachwuchsarbeit bis hin ins Experimentelle.
Damit erfüllt die Hasselburg alles, was man sich für historische Gebäude wünscht: Es ist ein Denkmal voller Leben, das schonend und sinnvoll genutzt wird.
Rosemarie Wilcken
Nun kann das Ehepaar Beurmann vom Herrenhaus aus verfolgen, wie in die landwirtschaftlichen Gebäude weiteres kulturelles Leben einzieht. 2002 hatten Dr. Constantin Stahlberg und Dr. Ernst Bötticher die Stahlberg-Stiftung gegründet, die Projekte für Kultur und Jugend fördert, speziell die Ausbildung Begabter im Bereich Musical. Nachdem die Stahlberg-Stiftung das Gut erworben hatte, wurde bis 2013 die Reetscheune, ein gestaffelter Vierständerbau, dessen Außenwände aus Ziegeln bestehen, saniert, ebenso wie das Torhaus, das knapp 24.000 neue Dachpfannen erhielt.
Kultur Gut Hasselburg Stahlberg-Stiftung, Allee 4, 23730 Altenkrempe, Tel. 04561 5281966, www.hasselburg.de
Sie sind nur wenige Zentimeter dünn und überspannen dennoch große Hallen. Stützenfrei. Sie sind ingenieurtechnische Meisterleistungen und begeistern durch ihre kühnen Formen.
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