Schlösser und Burgen Oktober 2014

In Unterschwaningen erhalten Wirtschaftsgebäude eine neue Nutzung

Das Schloss der unglücklichen Markgräfin

Markgräfin Christiane Charlotte ließ Schloss Unterschwaningen ab 1713 von Johann Wilhelm und Karl Friedrich Zocha umbauen und erweitern. Sie starb 1729, und ihr Sohn Carl Wilhelm Friedrich schenkte die Anlage 1733 seiner Frau zur Geburt des Erbprinzen.

Doch wie verzweifelt muss Markgräfin Friederike Louise gewesen sein, als sie vier Jahre später mit einem Diamanten die Worte "Ich leide, ohne dass ich es zu sagen wage" in ein Fenster ihrer Ansbacher Residenz ritzte. Sie hatte kurz zuvor ihren erst vierjährigen Sohn durch "Kindsfieber" verloren, und ihr Mann Carl Wilhelm Friedrich machte sie dafür verantwortlich. Die bis dahin schon sehr unglückliche Ehe hatte ihren Tiefpunkt erreicht. Die Markgräfin, eine Tochter des preußischen Königs Friedrich Wilhelm I., zog sich daher auf ihren Besitz im 30 Kilometer entfernten Unterschwaningen zurück und wohnte dort dauerhaft ab etwa 1743. Termine in Ansbach nahm sie kaum noch wahr.

Blick auf die „Raiffeisenscheune“ des Unterschwaninger Schlosses. Im Hintergrund die Dreifaltigkeitskirche  
Unterschwaningen, Schloss © Matthias Wagner, Deutsche Stiftung Denkmalschutz, Bonn
Blick auf die „Raiffeisenscheune“ des Unterschwaninger Schlosses. Im Hintergrund die Dreifaltigkeitskirche

Friederike Louise kümmerte sich bis zu ihrem Tod um das Wohlergehen ihrer Untertanen und ließ die Dreifaltigkeitskirche, ein Pfarr- sowie ein Schulhaus errichten. Trotz ihres knappen Budgets wurde außerdem das Schloss prächtig ausgestaltet. Ein Barockgarten entstand, durch den ein knapp 1.000 Meter langer Kanal führte. Er weitete sich am Ende zu einem See, in dessen Mitte eine kleine Insel mit einem Teehaus lag.

Heute ist der Kanal zum Teil zugeschüttet, und der Park wird größtenteils landwirtschaftlich genutzt. Das Schloss kam zu Beginn des 19. Jahrhunderts in Privathand und wurde geschleift. Heute stehen nur noch die zweigeschossigen Eckpavillons und die Wirtschaftsgebäude, die sich symmetrisch um fünf Innenhöfe gruppieren. Einige Gebäudeteile sind bewohnt, einige werden gewerblich genutzt, und in einem Pavillon hat das Unterschwaninger Rathaus seinen Sitz. Die immer noch imposante Anlage prägt zusammen mit der gegenüberliegenden Dreifaltigkeitskirche das Ortsbild.

Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz half bei der Sanierung des Unterschwaninger Schlosses.  
Unterschwaningen, Schloss © Matthias Wagner, Deutsche Stiftung Denkmalschutz, Bonn
Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz half bei der Sanierung des Unterschwaninger Schlosses.

Die Gemeinde hat an den Gebäudeteilen, die in ihrem Besitz sind, zwar kontinuierlich Reparaturen durchgeführt. Dennoch kam es zu Schäden an den Dächern. Sie waren 2010 so gravierend geworden, dass gehandelt werden musste. Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz beteiligte sich an der Sanierung mehrerer Scheunen. In der einstigen "Raiffeisenscheune" wurde inzwischen ein Veranstaltungssaal eingerichtet, der nach Markgräfin Friederike Louise benannt ist (s. Bildgrafik links).

Neben der Geschichte um die unglückliche Markgräfin ist Unterschwaningen für seine Streuobstwiesen bekannt. Die Gemeinde liegt an der Fränkischen Moststraße und plant daher, in einem zur Hauptstraße gelegenen Gebäudekomplex ein Apfelmuseum einzurichten. Wanderer und Radreisende könnten dort nicht nur Wissenswertes über die Apfelmostherstellung erfahren, sondern bei einem Glas Apfelsaft eine Rast einlegen.

Carola Nathan

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