Städte und Ensembles Juni 2014
Am Hang des Schwarzwaldstädtchens steht der der "Lange", Arrestturm und zugleich der einzig erhaltene Turm der mittelalterlichen Stadtbefestigung.
"Auf den Abend in den Turm" - so lautete 1792 das Urteil für den Maurer Mörsch. Aus Übermut hatte er zur Hochzeit eines Freundes trotz Verbots einige Male in die Luft geschossen und musste dafür eine Nacht im Gefängnisturm von Calw verbringen. Dieses Schicksal und weitaus schwerere können Besucher des Langen, wie er wegen seiner Höhe genannt wird, seit Mai dieses Jahres wieder nachvollziehen. Bis in die 1930er-Jahre diente der markante Turm als Gefängnis.
In dem unteren, rot gefassten Bauteil befanden sich mehrere kleine Zellen, in denen Inhaftierte verschiedenster Couleur festgehalten wurden: vom Schwerverbrecher, der auf seine Hinrichtung wartete, bis zum kleinen Halunken. Abhängig von der Schwere ihrer Schuld wurden sie angekettet, büßten bei Brot und Wasser ihre Strafe ab oder erhielten ihre Verpflegung aus der Spitalküche.
Betreut wurden die Gefangenen von zwei Aufsehern, zu deren Aufgaben auch die allgemeine Wacht über die Stadt gehörte. Vom obersten Stock aus hielten sie Ausschau nach Feuer, nach verdächtigen Personen und Handlungen. Darüber hinaus waren sie für das nächtliche Ausrufen der Stunden verantwortlich. Oben im Turm stand für den Wächter, der nach Mitternacht eingeteilt war, eine kleine Wohnung zur Verfügung.
Der Lange, 1518 erstmals erwähnt, wurde 1706/07, nach seiner Kriegszerstörung im Jahr 1692, neu errichtet. Im Zuge dessen erhielt der Turm den Wohnstock in Fachwerkkonstruktion, der wie ein Haus mit Krüppelwalmdach auf einem überdimensioniert hohen Sockel in den Himmel ragt. Anfang des 19. Jahrhunderts, kurz nachdem in Calw das Oberamt eingeführt worden war, fügte man dem Turm aus Platzmangel dann noch einen dreigeschossigen Gefängnisanbau hinzu.
Der Lange diente nicht nur als Arrestturm. Er war auch Teil der mittelalterlichen Stadtbefestigung, deren hohe Mauer mit Toren, Türmen und Zwinger die ganze Stadt umzog. Nach ihrem Abbruch im 19. Jahrhundert blieb bedauerlicherweise nicht viel erhalten. Umso bedeutender ist der Lange als einzig überlieferter Turm für die Stadtbaugeschichte.
Nachdem dieses Baudenkmal in den letzten Jahrzehnten nur notdürftig instand gehalten worden war, hatten sich Feuchtigkeitsschäden in der Dach- und Fachwerkkonstruktion gebildet. Zudem gefährdete der Nagekäfer, ein holzzerstörendes Insekt, seine Substanz. Das Turmmuseum musste seine Pforten schließen. Die Schäden waren so massiv, dass der Dachstuhl erneuert und das Fachwerkgeschoss sowie das Mauerwerk einer Sanierung unterzogen werden mussten. Aufgrund seiner exponierten Wetterlage in luftiger Höhe entschied man sich dazu, das Fachwerkgeschoss mit einer schützenden, geweißten Putzschicht zu versehen - so wie es in der Vergangenheit immer wieder der Fall gewesen war.
Heute, nach Abschluss der Maßnahme, die von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz mit 50.000 Euro gefördert wurde, können die Besucher des Museums wieder den weiten Blick auf die Stadt Calw genießen.
Amelie Seck
Der Lange, Im Zwinger 22, 75365 Calw, Tel. 07051 939710, KMeiritz@calw.de, Öffnungszeiten April bis Oktober: Sa+So 14 bis 17 Uhr, sowie ganzjährig für Gruppen auf Anfrage und nach Voranmeldung.
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