Kleine und große Kirchen Menschen für Denkmale Februar 2014
In Wetzhausen erzählen 35 Epitaphien die Familiengeschichte des reichsritterschaftlichen Geschlechts von Truchsess. Dass sie restauriert werden konnten, ist der privaten Initiative eines Nachfahren zu verdanken.
Dem Reitergeneral Veit Heinrich Truchsess war kein Familienglück beschieden. Seine drei Ehen blieben kinderlos. Vielleicht deshalb machte er sich auf andere Weise unvergessen. Er ließ für die Grablege seiner Vorfahren die Familienkirche im fränkischen Dorf Wetzhausen errichten. 2008 feierte sie ihr 300-jähriges Bestehen. Die Kirche wurde - wie die Inschrift über dem Westportal mit dem Ehewappen von Veit Heinrich zeigt - am 6. August 1707 begonnen und "verfertiget den 1. November 1708".
Das ist eine bemerkenswert kurze Bauzeit von 15 Monaten für das große Gotteshaus. Die Kuppelhaube ragt hoch über die Häuser des kleinen Ortes, der seit 1972 zu Stadtlauringen gehört, hinaus. Die Barockkirche wurde auf dem privaten Boden der Truchsesse errichtet und unterlag dem urfränkischen Recht der Eigenkirche: Der Grundherr setzte die Pfarrer ein und gegebenenfalls auch wieder ab, musste im Gegenzug jedoch für die Kirche und für die Seelsorge aufkommen.
Dass die Kirche und ihre 35 Epitaphien heute in einem so guten Zustand sind, ist der Initiative des in Wien ansässigen Volker von Truchsess zu verdanken. Er rief 2006 - im Zusammenspiel mit der Deutschen Stiftung Denkmalschutz - die Rettungsaktion ins Leben, indem er seinen Verwandten einen sehr persönlichen Brief mit der Bitte um Spenden schrieb. Ehemals mitwirkend im Landesdenkmalrat Bayern und Dozent für Kunst- und fränkische Regionalgeschichte, fühlt er sich der Baukultur und Wetzhausen sehr verbunden. Er wurde dort im Alten Schloss unweit der Patronatskirche geboren. Schon seit 1346 ist das reichsritterschaftliche Geschlecht der Freiherren Truchsess von und zu Wetzhausen urkundlich bekannt. Die Vorfahren des ersten Trägers dieses Namens waren Vorsteher von Hofhaltungen und oberste Aufseher höfischer Tafeln.
Volker Freiherr von Truchsess beschäftigte sich viele Jahre wissenschaftlich mit seiner Familie. Der Stammvater Dietz, Urahn der Linien Bundorf und Wetzhausen und Richter des fürstbischöflichen Gerichts zu Würzburg, spielt dabei eine besondere Rolle. Von seiner mächtigen Rittergestalt und dem langen wallenden Bart auf dem fast vollplastisch gearbeitetem Gedenkstein wird der Besucher heute unmittelbar angezogen, wenn er die Kirche in Wetzhausen betritt. Dietz wurde 1411 geboren und starb 1481, im damals stattlichen Alter von 70 Jahren.
Die Ahnentafeln, eine fast ununterbrochene Reihe von Ritter-Generationen der nordfränkischen Waldländer über einen Zeitraum von zweihundertfünfzig Jahren, bergen noch viele Geschichten. Nun, da die Epitaphien vorsichtig gereinigt und konserviert sind, kann man sich wieder den Forschungen rund um eines der bedeutendsten Denkmale in Franken widmen.
Durch die Arbeiten an der Kirche ergibt sich ein schöner Nebeneffekt, erzählt Gerhard Koch, der Vorsitzende des Kirchenvorstandes. Der Ortskern wird demnächst ebenfalls restauriert, nachdem das Kirchengrundstück und das Gotteshaus selbst trockengelegt worden sind. Ab dem nächsten Jahr können die umliegenden Häuser mithilfe von Geldern der Dorferneuerung verschönert werden. "Nur durch Volker von Truchsess sind wir so weit gekommen", freut sich Koch. An der Kirche führt der Friedrich-Rückert-Wanderweg entlang, und viele Touristen schauen sich inzwischen in Wetzhausen um - ausgelöst durch eine private Initiative unter dem Dach unserer Stiftung, die buchstäblich in die Breite strahlt.
Christiane Schillig
Öffnungszeiten: täglich 10-18 Uhr
Fördermittel: Neben der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, die aufgrund der Initiative von Volker von Truchsess zweckgebundene Spenden erhielt, unterstützte die evangelisch-lutherische Kirchengemeinde Wetzhausen, der Markt Stadtlauringen, der Bezirk Unterfranken, das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege und die Landeskirche die Restaurierung der Kirche und der Epitaphien.
In der Dorfkirche von Behrenhoff haben sich eindrucksvolle Darstellungen des Fegefeuers erhalten.
Otto Bartning gehört zu den bedeutendsten Architekten des 20. Jahrhunderts. Wegweisend sind seine Raumschöpfungen im Bereich des protestantischen Kirchenbaus.
Fast 17 Millionen Dollar. Das ist auch für das Auktionshaus Christie's keine alltägliche Summe. Bei 16,8 Millionen Dollar ist im Mai bei einer Auktion in New York für Nachkriegs- und zeitgenössische Kunst der Zuschlag erfolgt, und zwar für - und das ist ebenso ungewöhnlich - ein Bauwerk. Nicht einmal ein besonders großes.
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Hocherfreut bin ich über die Restaurierungsmaßnahmen in der Martinskirche zu Wetzhausen.
Astrid von Truchseß sowie Dr. Olaf Schneider
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