Menschen für Denkmale Dezember 2013
Eigentlich wollte Curt Delander nur schauen, ob auf der Baustelle in der Bonner Vogtsgasse der Keller seiner Großmutter bereits freigelegt worden war. Doch dann sah der Bonner Künstler, dass Archäologen begonnen hatten, die Fundamente der Gertrudiskapelle zu ergraben. Er war empört, dass gut erhaltene Bauteile auf dem Schutt landen sollten. Mit Genehmigung des Grabungsleiters Gary White durfte er dann das, was die Forscher nicht beanspruchten, an sich nehmen. Heute steht an dieser Stelle ein Bildstock, der an die Kapelle erinnert.
Das Viertel war beim Bombardement auf die Stadt am 18. Oktober 1944 schwer beschädigt worden. Nach dem Krieg hatte man die Gebäude in der Nähe des Rheins nicht wieder aufgebaut. Das Gelände wurde aufgeschüttet, um einen Hochwasserschutz zu schaffen. Dabei zerstörte man auch die in ihren Umfassungsmauern noch vorhandene, gotische Gertrudiskapelle. 2010 wurde ein Teil der Bebauung aus den 1950er-Jahren abgerissen, um Platz für einen großen Wohnkomplex zu schaffen.
Zu dieser Baustelle machte sich Curt Delander an einem Montag auf. Es sollte ein denkwürdiger Tag für den Bonner Künstler werden. Je intensiver er sich mit den Fundstücken beschäftigte, desto größer wurde seine Verehrung für die Namenspatronin der Kapelle, die heilige Gertrud.
Die 626 geborene Tochter Pippins des Älteren muss eine ungewöhnliche Frau gewesen sein. Im Alter von 26 Jahren wurde sie Äbtissin des von ihrer Mutter gegründeten Klosters in Nivelles bei Brüssel. Die Heilige ist Schutzpatronin der Gärtner, denn ihr Gebet soll der Legende nach eine Ernte gerettet haben, obwohl es in jenem Jahr eine Mäuseplage gab. Getrud ist daher häufig mit Mäusen, manchmal auch mit einer Katze dargestellt. Bis heute gibt es in einigen Regionen den Brauch, "Gertrudenzettel" in Mäuselöcher zu stecken, um die lästigen Nager zu vertreiben. Sie kümmerte sich außerdem um Arme und Kranke; daher tragen viele Spitäler noch heute ihren Namen.
Als hervorragende Kennerin der Heiligen Schrift lag der Äbtissin eine fundierte Ausbildung von Mädchen aller Stände sehr am Herzen, was zu ihrer Zeit ungewöhnlich war. Ein Grund für Marianne Pitzen, den Fundstücken aus der Gertrudiskapelle, aber auch aus den nach dem Krieg zerstörten Häusern, eine Heimat in ihrem Bonner Frauenmuseum zu geben.
So entstand zunächst im dortigen Hof eine Gedenkstätte für die 300 Bonner, die am 18. Oktober 1944 ihr Leben lassen mussten. Später richtete man im Museum einen Raum mit weiteren Stücken und Informationen über die heilige Gertrud ein, der am 17. März 2013 ökumenisch zu einer Kapelle gesegnet wurde.
Im Zuge seiner Recherchen nahm Curt Delander Kontakt zur Gemeinde der 1940 bei einem deutschen Fliegerangriff zerstörten und nach Kriegsende wieder aufgebauten Stiftskirche St. Gertrud in Nivelles auf. Als Zeichen der Versöhnung erhielt er von dort eine Kreuzrose, die zusammen mit Fragmenten aus der Gertrudiskapelle in einen am 28. April 2013 geweihten Bildstock integriert wurde.
Finanziert hatten ihn Bonner Bürger, der Schifferverein Beuel 1862 e. V. und das Frauenmuseum, aber auch die Gemeinden der Gertrudiskirchen in Nivelles und Wattenscheid. Er steht an der Stelle, an der sich die Gertrudiskapelle bis zu ihrer Zerstörung befand.
Zum Ende der Grabung waren die Archäologen tatsächlich auf den Keller von Curt Delanders Großmutter gestoßen. Er konnte einige Erinnerungsstücke bergen, die einen besonderen Platz im Kapellenraum des Frauenmuseums erhalten haben.
Carola Nathan
Sie spüren Kugelsternhaufen und Satellitengalaxien auf: Heutige Astronomen können Milliarden Lichtjahre weit ins All blicken. Vor 500 Jahren – das Fernrohr war noch nicht erfunden – sah unser Bild vom Himmel ganz anders aus.
In den alten Zeiten der Frachtsegler musste die gesamte Habe des Seemanns in eine hölzerne Kiste passen. Manchmal liebevoll bemalt, war sie das einzige persönliche Stück, das ihn auf seinen Reisen über die Weltmeere begleitete.
Sie sind nur wenige Zentimeter dünn und überspannen dennoch große Hallen. Stützenfrei. Sie sind ingenieurtechnische Meisterleistungen und begeistern durch ihre kühnen Formen.
Lassen Sie sich per E-Mail informieren,
wenn eine neue Ausgabe von Monumente
Online erscheint.
Auch kleinste Beträge zählen!
Schoen! Wieder ein Stueck weiter!
Auf diesen Kommentar antwortenAntwort auf: Direkt auf das Thema antworten
© 2023 Deutsche Stiftung Denkmalschutz • Monumente Online • Schlegelstraße 1 • 53113 Bonn
Spenden | Kontakt | Impressum | Datenschutz