Ikonographie Dezember 2013
In 55 Feldern erzählt die barocke Kassettendecke von St. Nicolai die Heilsgeschichte und vermittelt dabei einen Einblick in die von theologischen und moralischen Vorgaben geprägte Glaubenswelt der Zeit.
Der kleinen thüringischen Doppelgemeinde Lippersdorf-Erdmannsdorf im Saale-Holzland-Kreis liegt die Erhaltung ihrer Kirche schon seit langem am Herzen. Als in den 1990er Jahren Feuchtigkeitsschäden auftraten, sorgte sie dafür, dass das Mauerwerk ihres 1630 erbauten und 1718 erheblich veränderten Gotteshauses trockengelegt wurde. Sie initiierte Reparaturen an Dach und Turm sowie die Sanierung des spätgotischen Altars.
Ein Wassereinbruch vor rund zehn Jahren aber, der Kosten von ca. 43.000 Euro verursachte, überstieg die Möglichkeiten der nur knapp 200 Gemeindemitglieder. Betroffen war die bedeutende barocke Deckenmalerei, die St. Nicolai seit fast 300 Jahren schmückt.
Sie stammt aus dem Jahr 1719, als der wenig bekannte Ronneburger Maler Johann Conrad Schöning auf 55 Tafeln Szenen des Alten und Neuen Testaments darstellte. Lebendig, manchmal drastisch, vermittelt diese Bilderbibel einen Einblick in die von theologischen und moralischen Vorgaben geprägte damalige Glaubenswelt. Die Malereien, die die komplette Decke einnehmen, sind in verschiedenen Rottönen auf blauem Fond ausgeführt. In derselben Farbgebung sind auch die barock verzierten Rahmungen aus Girlanden, Füllhörnern, Roll- und Schlagwerk gehalten.
Die 15 Kartuschen im Chorraum stellen die zwölf Apostel sowie die Trinität dar, während sich die 40 Felder im Langhaus überwiegend auf alttestamentliche Motive beziehen. Diese zeichnen sich durch ein besonderes Merkmal aus, wie Pfarrer Olaf Wisch erklärt. Auf Spruchbändern sind kommentierende Zitate aus dem Neuen Testament in die Szenen eingebunden. Manchmal tritt auch der damit verbundene Sprecher hinzu. Bei der Bildtafel "Baum der Erkenntnis" ist zum Beispiel neben Adam und Eva der Apostel Paulus zu sehen, der das Geschehen mit Worten aus dem Römerbrief auslegt.
Acht Bildtafeln aus dem Langhaus, jede etwa zwei mal zwei Meter groß, wurden durch das eindringende Wasser so schwer beschädigt, dass sie abgenommen werden mussten. Aufeinander gestapelt lagerten sie jahrelang auf der Empore. Auch die an der Decke verbliebenen Kartuschen waren durch Wasserränder und Risse stark in Mitleidenschaft gezogen. Um weiteren Schaden zu verhindern, stießen der kunsthistorisch interessierte ehrenamtliche Bürgermeister, Dr. Jochen Süss, und seine Ehefrau, Dr. Gabriele Barthels, eine Initiative an. Anlässlich seiner Hochzeit bat das Paar anstelle von Geschenken um eine Spende für die Kassettendecke und eröffnete mit den eingegangenen 1.350 Euro ein Spendenkonto bei der Deutschen Stiftung Denkmalschutz (DSD). Die Aktion, die im Frühjahr 2010 begann, hat seitdem nicht an Schwung verloren. Immer neue Ideen sorgten dafür, dass sich der Spendentopf weiter füllte. Besonders erfolgreich war die Idee, Patenschaften für die Tafelbilder anzubieten. Die erste der 28 bisher vermittelten übernahmen junge Eltern. Beziehungsreich wählten sie als Taufgeschenk für ihre Kinder die Schöpfungsgeschichte. Später sollen zum Dank die Namen aller Paten auf einer Wandtafel im Chorraum "verewigt" werden.
Im vergangenen Jahr war bereits so viel Geld eingegangen, dass etliche Bildtafeln - darunter die abgenommenen acht mit Motiven der Seligpreisung - restauriert werden konnten. Ehe die verbliebenen Deckengemälde instand gesetzt werden, muss mit der Turmsanierung begonnen werden, um die kostbare Bilderbibel nachhaltig zu schützen. Beide Maßnahmen werden von der DSD unterstütztt.
Noch gibt es viel zu tun, weitere Arbeiten stehen an. Doch eines Tages - da ist sich der engagierte Bürgermeister sicher - wird die Kirche in Lippersdorf zu den "Schönen vom Lande" gehören.
Friedegard Hürter
Die Sanierung der Deckenmalerei unterstützen auch die Rudolf-August Oetker Stiftung, die Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen, die Sparkassenstiftung Jena-Saale-Holzland, die Lotto-Toto GmbH und das Land. Die DSD half außerdem mit den Erträgnissen aus ihrem Dorfkirchenfonds.
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