Archäologie Juni 2013

Im April 2013 wurde die ArchaeoRegion Nordeifel eröffnet

Matronenkult und Panzersperre

Das Matronenheiligtum bei Bad Münstereifel ist nur eines der zahlreichen Bodendenkmale in der Nordeifel, das mit dem Projekt ArchaeoRegion Nordeifel in den Fokus von Touristen und Eifelbewohnern gerückt wird. Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz unterstützte die Instandsetzung der vorrömischen Kultstätte.

Die Nordeifel, oft rau und urwüchsig anmutend, ist nicht nur ein reizvolles Rad- und Wandergebiet, sondern auch eine Kulturlandschaft, deren Spuren bis in prähistorische Zeit zurückreichen.

Die Weihesteine für den Matronenkult erhalten auch heute noch Opfergaben. 
Bad Münstereifel, Matronenheiligtum © E. Lixenfeld
Die Weihesteine für den Matronenkult erhalten auch heute noch Opfergaben.

Nur wenige wissen um die große Vielfalt ihrer geschichtlichen Zeugnisse, besonders was die archäologischen Denkmale betrifft. Daher wurde Mitte April die ArchaeoRegion Nordeifel eröffnet. Bei diesem vom Landschaftsverband Rheinland (LVR) initiierten Projekt haben sich zwölf Gemeinden zu einem Netzwerk zusammen-geschlossen, um ihre Bodendenkmale in der Öffentlichkeit bekannter zu machen. Dabei werden sie fachlich von mehreren Partnern eng begleitet und finanziell über das LEADER-Programm der Europäischen Union und das Land Nordrhein-Westfalen gefördert. Der Leitgedanke ist, so der LVR-Amtsleiter für Bodendenkmalpflege im Rheinland Professor Dr. Jürgen Kunow, dass prominente Denkmale "wie eine Klammer wirken" sollen. Mit diesen Leuchttürmen möchte man Besucher über weitere Hinweise und Wegmarkierungen auf die nicht minder spannenden, aber unbekannteren Bodendenkmale aufmerksam machen, die nun "aus ihrem Dornröschenschlaf erweckt sind". 30 Denkmalstätten, ausgestattet mit ausführlichen Informationstafeln und Wegweisern, werden in der ArchaeoRegion Nordeifel präsentiert. So kann man etwa 390 Millionen Jahre alte Fossilien im Mauerwerk der Kirche in Nettersheim-Frohngau entdecken, lernt, warum die Eifel die Wiege des Ruhrgebietes ist, und erfährt, dass es vom 1936-40 errichteten "Westwall" mehr zu sehen gibt als nur Panzersperren.

Auch die Deutsche Stiftung Denkmalschutz unterstützte die Umsetzung des Pilotprojekts. Sie stellte für eines der bedeutendsten Bodendenkmale der Nordeifel, für das Matronenheiligtum zwischen Bad Münstereifel-Nöthen und Nettersheim-Pesch, finanzielle Mittel bereit, damit eine Teilrestaurierung durchgeführt werden konnte.

Erstmals 1913-18 vom Rheinischen Landesmuseum in Bonn ergraben, wird die Entstehung dieses antiken und gut erhaltenen Tempelbezirks auf etwa 50 nach Christus datiert. So wie dieser Platz noch heute als ein Ort von besonderer Kraft erfahren wird, wussten schon die hier stationierten Römer diese alte Kultstätte zu würdigen, indem sie den Matronenkult aus vorrömischer Zeit übernahmen. Mehrfach erweitert und umgebaut, wurde der Tempelbezirk bis Mitte des 5. Jahrhunderts genutzt. Der aufgemauerte Grundriss skizziert die vermutlich letzte Bauform um 330 mit Festplatz, Wandelhalle, Tempel, Kulthof sowie einer als dreischiffige Basilika gebauten Versammlungsstätte.

Das Matronenheiligtum bei Nöthen 
Nöthen, Matronenheiligtum © E. Lixenfeld
Das Matronenheiligtum bei Nöthen

In der Provinz Niedergermanien war der Matronenkult zur römischen Kaiserzeit sehr verbreitet. Sogenannte Matronensteine wurden vor allem in der Nordeifel und der vorgelagerten Bördenlandschaft sowie in Köln und Bonn gefunden. Auf diesen mit Inschriften versehenen Weihesteinen sind drei mütterliche Göttinnen dargestellt. Würdevoll sitzen sie in langen Gewändern auf einer Bank. Charakteristisch sind ihre ballonartigen Hauben, nur die mittlere, jüngere Frauengestalt trägt offenes Haar. Fast 300 Inschriftenfragmente wurden in dem Tempelbezirk entdeckt. Die Inschriften auf den Matronensteinen bezeugen, dass sie oft zur Erfüllung eines Gelübdes oder aus Dank aufgestellt wurden. Im Heiligtum von Bad Münstereifel-Nöthen verehrte man die Matronae Vacallenihae, von denen man sich Schutz, Wohlergehen und gutes Gelingen erhoffte. Sie waren vermutlich Schutzgöttinnen einer Personengruppe, vielleicht einer Sippe mit Namen Vacalli. Die unterschiedlichen Beinamen der verehrten Matronae lassen sich auch von geographischen Besonderheiten wie Quellen und Flüsse ableiten.

Immer wieder niedergelegte Äpfel, Blumen und Kerzen zeugen davon, dass diesen antiken Kultstätten für manche Menschen noch immer eine spirituelle Energie innewohnt.

Christiane Rossner

2011 war an dem Matronenheiligtum eine Mauerwerksanierung des Kulthofs A notwendig. Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz und der Förderkreis Denkmalpflege Bad Münstereifel finanzierten mit jeweils 10.000 Euro die Maßnahmen.
Das Denkmal kann man vom Wanderparkplatz an der L 206 bei der Siedlung Fahl, Bad Münstereifel-Nöthen, erreichen.

Informationen:

www.archaeoregion-nordeifel.lvr.de, www.kuladig.lvr.de Die Broschüre "Die ArchaeoRegion Nordeifel - 30 archäologische Entdeckertipps" kann bestellt werden bei: Tel. 0228 9834-0, bodendenkmalpflege@lvr.de

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