Öffentliche Bauten 1925 Technik Februar 2013
Aus dem 1931 eingeweihten Haus des Rundfunks an der Masurenallee in Berlin sendet seit 2003 der rbb, ein Zusammenschluss des Senders Freies Berlin mit dem Ostdeutschen Rundfunk Brandenburg. Es zählt zu den interessantesten Gebäuden des Backsteinexpressionismus.
Wenn Dagmar Reim, Intendantin des Rundfunks Berlin-Brandenburg (rbb), ihren Sender und ihr Berliner Funkhaus vorstellt, dann darf eine Passage über dieses außergewöhnliche Denkmal nicht fehlen. So auch in ihrer Begrüßungsrede beim Symposium der historischen Kommission der ARD mit dem Thema "20 Jahre öffentlich-rechtlicher Rundfunk in den neuen Bundesländern" im September 2012.
Voller Begeisterung und Interesse für das Denkmal lobte Dagmar Reim die Funktionalität dieses Gebäudes zur Übertragung von Informationen sowie die besondere Ästhetik seiner Architektur. Mit eindringlichen Worten erinnerte sie zugleich an die fatale Verkehrung seiner Bestimmung durch die falschen Nutzer: "Dieses Haus hat alles gesehen und gesendet, was es im 20. Jahrhundert an ideologischen Blaupausen gab."
Das Haus des Rundfunks mit seinen dunkel-changierenden Klinkern und rotbraunen Keramikstreifen zählt zu den interessantesten Bauten des Backsteinexpressionismus. Es wurde von Hans Poelzig 1929/30 für den Rundfunk entworfen und wird bis heute dieser Aufgabe gerecht. Ein neuer Bautyp für Rundfunkhäuser war gefunden.
Die Sendesäle liegen in der Mitte und werden durch die sie umgebenden Büroräume vor Schall geschützt. Der vom Dreieck abgewandelte Grundriss wird immer wieder als Ornament bezeichnet. Dieses Haus des Rundfunks ist in seiner Art, Größe und Ausstattung einzigartig in Europa. Bereits 28 Jahre nach seiner Erbauung wurde es in die Liste der Baudenkmale Berlins aufgenommen.
Gleich hinter dem Eingang befindet sich ein faszinierender von gelb-geklinkerten Galerien umlaufener Lichthof. Seit 1987 ist er auch wieder mit den zwei ursprünglichen Leuchten ausgestattet. Nostalgiker können sogar einen in Betrieb befindlichen Paternoster benutzen.
Der Lichthof wird immer ein besonderer Ort bleiben - auch wenn einen ein Unbehagen beschleicht, bei der Vorstellung, welche Art Propaganda zwischen 1933 und 1945 von den Volksempfängern ausgestrahlt wurde und wer sich hier alles aufgehalten hat. Von Goebbels heißt es, er habe sich im Lichthof gern in Szene gesetzt.
Selbst Hans Poelzig, der Architekt dieses Gesamtkunstwerkes, musste zahlreiche Repressalien durch die Nationalsozialisten erdulden und plante 1936 seine Emigration in die Türkei, erlebte sie jedoch nicht mehr. Auch nach 1945 war es mit der über den Äther verbreiteten Ideologie nicht vorbei. Damals nutzten die Russen dieses Haus. Nach Gründung der DDR 1949 wurde von hier aus weiterhin sozialistischer Rundfunk gesendet. In einem Handstreich haben später die Engländer dieses in ihrem Sektor liegende Gebäude für den Sender Freies Berlin rekrutiert.
Über die Wirkungsweise von Diktaturen auf Menschen und seine ihm während der Wende zugefallene Rolle sprach beim erwähnten ARD-Symposium der Publizist und Bürgerrechtler Konrad Weiß. Seine Ausführungen darüber, dass Menschen imstande sind, das Wesen von Diktaturen "zu verinnerlichen" und ohne Befehl im Sinne derselben funktionieren, waren für mich ein Schlüsselerlebnis. Jetzt warte ich auf die Veröffentlichung seiner Rede.
Nach den Vorträgen gab es bei allen Zuhörern angeregte Gespräche. Im Lichthof war für die Teilnehmer des Symposiums ein Buffet aufgebaut. Die "Schlacht" darum blieb jedoch aus, dafür war der ganze Raum von Diskussionen zum Thema Verantwortung des Rundfunks für die Gesellschaft erfüllt. Man kann sich nichts Sinnvolleres für Hans Poelzigs Gebäude wünschen.
Das Haus des Rundfunks ist ein Denkmal, das fast unverändert 80 Jahre seiner Aufgabe gerecht wurde und das jetzt in der gleichen Funktion dem rbb zur Verfügung steht. Es ist ein Denkmal, das in dem an schutzwürdigen Gebäuden reichen Berlin weitgehend unbekannt ist, doch von seinen Nutzern geliebt, gehegt und gepflegt wird.
Rosemarie Wilcken
Der rbb bietet montags um 18 Uhr und samstags um 15 Uhr etwa 90-minütige, kostenlose Führungen an: Haus des Rundfunks, Masurenallee 8-14, 14057 Berlin. Eine vorherige Anmeldung ist erforderlich: Tel. 030/9 79 93-1 24 97.
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