Technische Denkmale Technik Februar 2013

Der Rhönbussard soll bald wieder abheben

Erstes fliegendes Denkmal in Hessen

Weitgehend original erhalten, ist der Rhönbussard von 1937 eine Rarität. Weil er für die deutsche Technikgeschichte und für die Segelflugtradition auf der Wasserkuppe steht, erklärte ihn das hessische Landesamt 2011 zum beweglichen technischen Denkmal.

Als der Luftfahrtpionier Hans Jacobs 1933 einen neuen Flugzeugtyp für den leistungsfähigen Segelflug konstruierte, benannte er ihn nach dem Bussard. Glitt seine Erfindung doch genauso lautlos wie der heimische Greifvogel durch die Lüfte und ließ sich wie dieser von den Aufwinden kilometerweit in die Ferne tragen. Mit rund 14 Metern Spannweite war das Modell zwar mit anderen Hochleistungsseglern vergleichbar, konnte aber preiswerter gebaut werden. Bei der Firma Schleicher auf der Wasserkuppe entstanden bis 1940 etwa 220 Exemplare des Rhönbussards.

Wegen der günstigen Windverhältnisse auf der Erhebung in der hessischen Rhön bot sich Darmstädter Studenten schon kurz nach der Jahrhundertwende die Gelegenheit, erste Flugversuche mit selbstgebauten Flugapparaten durchzuführen. Die eigentliche Geburtsstunde des Segelflugs schlug nach dem Ersten Weltkrieg, forciert durch den Versailler Vertrag, der den Motorflug untersagte.

Beherrscht noch immer die Lüfte: der Rhönbussard von 1937 
Wasserkuppe, Rhönbussard © Rhönflug Oldtimer Segelclub Wasserkuppe e.V.
Beherrscht noch immer die Lüfte: der Rhönbussard von 1937

Ein weitgehend original erhaltener Rhönbussard aus der Anfangszeit und noch dazu im flugfähigen Zustand ist heute eine Rarität. Der Rhönflug Oldtimer-Segelflugclub Wasserkuppe e. V. schätzt sich daher glücklich, ein solches Exemplar zu besitzen und mit diesem über die Kuppen der Rhön zu kreisen. Mittlerweile unter der Zulassungsnummer D-7059 geführt, wurde der Rhönbussard 1937 gefertigt und nach England verkauft. 1978 erwarb ein Segelflugfreund aus Deutschland den Flieger, der ihn später dem Oldtimer-Segelflugclub überließ. Nachdem der Verein ihn grundüberholt hatte, wurde er 1993 erstmals wieder gestartet und nur vier Jahre später vom Luftfahrt-Bundesamt als Baumuster 50 wieder zugelassen.

Weil der Rhönbussard darüber hinaus für die deutsche Technikgeschichte und für die Segelflugtradition auf der Wasserkuppe steht, erklärte das hessische Landesamt ihn im letzten Jahr zum beweglichen technischen Denkmal. Speziell für das Flugzeug wurde ein Denkmalsiegel aus Folie produziert und an der Außenhülle angebracht.

Seit 1993 ist der Rhönbussard insgesamt 340 Mal abgehoben und 132 Stunden geflogen. Inzwischen zeigen sich Schäden am Lack, die Bespannung der Flügel ist brüchig und die Steuerseile sind spröde geworden. Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz möchte sich daher an der anstehenden Grundüberholung des seltenen Kulturdenkmals beteiligen. Damit nicht nur ein wichtiges Zeugnis der Luftfahrtgeschichte erhalten bleiben kann, sondern auch in Zukunft noch viele Hobbysegler in den einmaligen Genuss kommen, die Erde aus einem fliegenden Denkmal zu betrachten.

Julia Ricker

Info:
Neben dem Rhönbussard fördert die Deutsche Stiftung Denkmalschutz auch die Grundüberholung des Segelflugzeugs SB5c in Braunschweig. Von der Akademischen Fliegergruppe (Akaflieg) Braunschweig 1965 gebaut, kam bei diesem Segelflugzeug Holz und glasfaserverstärkter Kunststoff (GFK) zum Einsatz. 2011 wurde es als fliegendes Denkmal unter Schutz gestellt, weil es als Bindeglied zwischen der alten Holzbauweise und der modernen Kunstoffbauweise angesehen werden kann.

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7 Kommentare

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    Hans-Gustaf Weltzer schrieb am 21.03.2016 15:21 Uhr

    ...find ich ganz prima, dass sich die Stiftung auch diesen "beweglichen" Denkmalen annimmt und eine kleinen, aber sehr informativen Einblick in dieses sehr poetische Fortbewegungsform vermittelt.

    Dädalus und Ikarus lassen Grüßen!

    Auf diesen Kommentar antworten
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    Jeannette Löschberger schrieb am 21.03.2016 15:21 Uhr

    Der Flugbetrieb auf der Wasserkuppe, vor allem mit den Oldtimerflugzeugen, ist bemerkenswert - vorbei schauen lohnt sich!

    Auf diesen Kommentar antworten
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    Peter F. Selinger schrieb am 21.03.2016 15:22 Uhr

    Herzliche Gratulation zur Anerkennung des Rhönbussards des ROSC als fliegendes Denkmal. Hoffentlich werden es bald mehr solcher fliegenden Denkmäler. In ganz Deutschland gibt es Leute und Gruppen, die sich dem Erhalt dieser wichtigen Zeugen der techgnischen Enbtwicklung des Segelflugs und Segelflugzeugs verschrieben haben. Das ist eine wunderbare Ergänzung zu den leider nicht mehr fliegenden Segelflugzeugen des Deutschen Segelflugmuseums mit Modellflug auf der Wasserkuppe. Dort findet man die ganze Entwicklung von Lielienthal bis zu den frühen Kunststoff-Segelflugezugen der 70er Jahre und kann damit die fliegenden Denkmäler sehr gut einordnen.

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    Falk Bost schrieb am 21.03.2016 15:23 Uhr

    Die Bemühungen des OSC-Wasserkuppe historische Segelfluzeuge zu pflegen, restaurieren und wieder in einen flugfähigen Zustand zu versetzen und somit der Nachwelt diese Segelflugzeuge (als "Zeitzeugen der deutschen Segelfluggeschichte") zu präsentieren kann nicht hoch genug eingeschätzt werden.

    Diesem, wie auch anderen Vereinen und ihren freiwilligen Helfern ist es zu verdanken das wir uns noch heute daran erfreuen können.

    Das Beispiel des Landesdenkmalschutzamktes Hessen sollte Schule machen.

    Ein sehr gutes Beispiel wie Denkmalschutz auch im Bereich der Luftfahrt, insbesondere des Segelflugs betrieben werden kann. Deutschland ist die Wiege des Segelfluges und viele Vereine pflegen ihre "alten Schätzchen", halten sie flugtüchtig und präsentieren sie bei Oldtimer-Treffen, Ausstellungen und Flugfesten. Es wäre zu begrüßen wenn weitere Bundesländer dem Beispiel Hessens folgen würden.

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    Frank Oeste schrieb am 21.03.2016 15:23 Uhr

    Ein sehr informativer Artikel über ein einzigartiges Flugzeug.

    Deutschland beheimatet mit der Wasserkuppe die Wiege des Segelfluges und damit der Fliegerei der gesamten Welt. Diese Einzigartigkeit gilt es zu bewahren aber auch aktiv zu leben. Das macht der Oldtimer Segelflugclub (OSC) Wasserkuppe mit viel ehrenamtlichen Engagement und deshalb ist es um so wichtiger diese historische Stätte mit historischen Flugzeugen zu beleben und weiter leben zu lassen. Vielen Dank an die Deutsche Stiftung Denkmalschutz die mit ihrer Arbeit den OSC unterstützt.

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    Rolf Meierkord schrieb am 21.03.2016 15:24 Uhr

    Hut ab! Was der OSC und der VGC hier leisten, ist vielen Bundesbürgern gar nicht bewusst. Öffentlichkeitsarbeit ist hier die beste Methode, um für den Segelflugsport erfolgreich Werbung zu machen, wie es auf der Wasserkuppe und bei vielen Oldtimer-Veranstaltungen durch beide Vereine in vorbildlicher Weise erfolgt. Wünschenswert wäre es, wenn auch die Medien etwas mehr Interesse zeigen würden.

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    Otto Becker schrieb am 21.03.2016 15:24 Uhr

    Ein für die Ausstellung restaurierter Rhönbussard "Hesselberg" von 1939 befindet sich im Deutschen Segelflugmuseum mit Modellflug auf der Wasserkuppe, der Geburtsstätte des Segelflugs. Die Aufgabe und Zielsetzung des Museums ist die Erhaltung historischer Segelflugzeuge und der Nachbau nicht mehr existenter Typen in der museumseigenen Werkstatt.

    Die gesamte Ausstellung besteht aus über 50 Segelflugzeugtypen die als Meilensteine der Geschichte des Segelfugs gelten.

    Abgerundet wird das Konzept durch eine große Abteilung über die Historie des Modellflugs mit Motoren und derEntwicklung der Funksteuerungen.

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