Kleine und große Kirchen Nach 1945 Herrscher, Künstler, Architekten Material Oktober 2012 S
Nur wenigen ist es bekannt: In Bochum befindet sich, ganz in der Nähe der Innenstadt, ein Schmuckstück der modernen Kirchenarchitektur - der einzige, nach Entwürfen Hans Scharouns (1893-1972) verwirklichte Sakralbau.
Die 1966 fertiggestellte Johanneskirche wirkt wie ein Kristallkörper. Sie besitzt fast keinen rechten Winkel und wird von einem zeltartigen Dach überspannt, das unregelmäßig geformt und teilweise ineinander verschoben ist. Die Entstehung des skulpturhaften Gebäudes ist der engen Beziehung zwischen dem Architekten und einem seiner Auftraggeber zu verdanken. Für den Fabrikanten Fritz Schminke hatte Scharoun 1933 eine extravagante Villa im sächsischen Löbau gebaut. Als die Christengemeinschaft nach einem Architekten für die neue Kirche in Bochum suchte, erinnerten sich die inzwischen hier lebenden Schminke-Töchter an Hans Scharoun. Und dieser willigte gerne ein.
1922 gegründet und von der Anthroposophie inspiriert, wählte die Glaubensgemeinschaft mit Hans Scharoun einen Vertreter des organischen Bauens. Mit seinem Werk verfolgte er ähnliche Ideen wie ihr Mitbegründer Rudolf Steiner. Nicht nur die Nachahmung von Formen und die Verwendung von Materialien aus der Natur war ihnen wichtig, sondern auch Gebäude zu schaffen, die sich wohltuend auf den Menschen und sein Innenleben auswirken. In diesem Sinne gestaltete Hans Scharoun den Raum der Johanneskirche. Eine Holzdecke überfängt ihn wie ein gefaltetes Firmament. Die grob gebrannten Ziegel - sie erinnern an die ehemalige Ziegelei an diesem Ort - und der edle Quarzit-Boden schaffen eine warme Atmosphäre. Das Licht fällt durch unterschiedlich gesetzte dreieckige Öffnungen in den Raum ein. Verschiedene Bodenniveaus heben darin die einzelnen Funktionsbereiche optisch hervor.
Als Gesamtkunstwerk konzipiert, entstanden nach den Ideen Scharouns auch die schlichte Kanzel und der aus einem Tisch und einem Granitquader bestehende Altar. Von dem Bauhaus-Schüler Wilhelm Wagenfeld stammen sieben Leuchten, die zusammen mit dem Gemälde von Fritz Winter den Altar hinterfangen. Schon Joseph Beuys war von der Johanneskirche begeistert und führte hier 1979 mit Studenten eines seiner Kunstgespräche.
Vor fünf Jahren übernahm mit Tom Tritschel ein engagierter Pfarrer die Scharoun-Kirche. Weil er auch Kunstgeschichte und Bildende Kunst studiert hat, möchte er die Faszination des Gotteshauses mit den Menschen teilen und organisiert neben regelmäßigen Führungen Ausstellungen und Konzerte. Pfarrer Tritschel gehört dem Stiftungsfonds Initiative Scharoun-Kirche an. Einer Gruppe von zwölf Personen, die sich um das Wohl der Kirche kümmerten und kümmern. Unter ihnen sind ehemalige Bergwerksingenieure, Lehrer und Hochschullehrer, Buchhalter sowie noch im Berufsleben stehende Architekten, Pfarrer, Professoren und Redakteure.
Weil die große Lichtwand aus Glas und Stahl in den 1960er Jahren noch nicht wirksam gegen Rost geschützt werden konnte, ist sie inzwischen stark korrodiert und muss bald restauriert werden. Dringlicher ist aber zunächst die Instandsetzung des Dachs. Anstelle einer Kupferdeckung, wie sie Scharoun vorgesehen hatte, erhielt die Johanneskirche aus Kostengründen ein Dach aus Bitumenpappe und Asbestschindeln. Inzwischen sind sie aber brüchig geworden, so dass Nässe eindringen und die Unterkonstruktion schädigen konnte. Zusammen mit der Wüstenrot Stiftung stellt die Deutsche Stiftung Denkmalschutz 80.000 Euro für die Sanierung des Daches zur Verfügung. Weitere Gelder kommen vom Bund und vom Land.
Einen eigenen Teil trägt die sich selbst finanzierende Kirchengemeinde dazu bei. Unterstützt wird sie von der Initiative Scharoun-Kirche, deren Mitglieder schon viele Stunden ihrer Freizeit investiert haben, um das Gebäude in der Öffentlichkeit bekannt zu machen und Spenden für seine Restaurierung zu sammeln. Sie freuen sich, dem Bau nun ein Dach aus Kupfer geben zu können, ganz nach den Vorstellungen seines Schöpfers Hans Scharoun. Ein schützendes, in der Sonne glänzendes Zelt, unter dem sich die Gemeinde versammeln sowie interessierte Besucher empfangen kann.
Julia Ricker
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Ein wunderbarer Raum und erst das Licht!
Danke für den erneuten Hinweis auf die ziemlich unbekannte Kirche.
Scharouns räumlich-konzeptionelle Ideen und die Entwurfsmethode mit dem WEG-Gedanken gehören zu den Grundgedanken vieler meiner Berufskollegen
Danke für diesen stimmigen Artikel, zeigt er doch, wie ein außergewöhnliches Bauwerk Menschen und Initiativen, Arbeit und geistige und finanzielle Mittel mobilisieren kann, so dass dann mit Hilfe der Stiftung Denkmalschutz sein Erhalt gesichert werden kann.
Auf diesen Kommentar antwortenIch habe mich über diesen Artikel sehr gefreut und hoffe, dass er von vielen Menschen wahrgenommen wird.
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