Öffentliche Bauten Streiflichter Juni 2012
Mit dem Begriff "Asyl" verbinden wir zuallererst das Recht auf Schutz vor Verfolgung. Dieser Gedanke ist nicht neu, denn schon in der griechischen und römischen Antike war jeder den Göttern geweihte Ort Freistatt, erlangten Verfolgte Schutz, indem sie heilige Stätten betraten oder heilige Personen berührten. Seit Konstantin dem Großen wurde das Asyl auf Kirchen, Klöster und christliche Hospitäler übertragen, die Hilfsbedürftige und Obdachlose vorübergehend in ihren Mauern aufnahmen.
1907/08 richtete man in der Kölner Ottostraße ein israelitisches Asyl ein. Die Anlage umfasste - und damit ähnelte sie mittelalterlichen Spitälern - ein Krankenhaus, ein Heim für Altersschwache und Sieche, Liegehallen, ein Schwesternhaus, ein Kesselhaus und die Wasch- und Kochküche. Errichtet wurde der dreiflügelige Komplex nach Plänen des Berliner Architekten Wilhelm Winkler, der auf Gelder aus der Stiftung der Bankiers-Brüder Eltzbacher zurückgreifen konnte. Das Asyl war seinerzeit weit über Köln hinaus bekannt, einzigartig im Rheinland und eine der größten Gründungen dieser Art in Deutschland. In einem Artikel aus dem Gemeindeblatt vom 20. Januar 1933 heißt es: "Die innere Einrichtung hat im Laufe der Jahre wesentliche Vergrößerungen und Erweiterungen erfahren und zählt heute mit zu den besteingerichteten Krankenanstalten unserer Stadt [...]"
1936 verboten die Nationalsozialisten die Aufnahme von nichtjüdischen Patienten, obwohl das Krankenhaus lediglich zu 20 Prozent mit Menschen jüdischen Glaubens belegt war. Während des Krieges räumten Gestapo und SS das Asyl. Die Kranken und Bettlägerigen wurden deportiert. Ab 1943 wurden russische Kriegsgefangene im Spital versorgt. Nur einen Tag nach Kriegsende taten sich Überlebende in den Trümmern des Ehrenfelder Asyls, dessen Hauptgebäude weitgehend erhalten geblieben war, zu einem Neuanfang zusammen. In der Ottostraße befand sich ab 1949 vorübergehend auch die Synagoge, bis die Gemeinde 1959 in das instandgesetzte neoromanische Gotteshaus an der Roonstraße umziehen konnte.
Nach dem Abzug der belgischen Streitkräfte, die bis 1995 ein Militärkrankenhaus auf dem Gelände betrieben hatten, erwarb die jüdische Gemeinde den Gebäudekomplex 1997 zurück, um - nun nicht mehr als Asyl, sondern zeitgemäßer als Wohlfahrtszentrum betitelt - wieder aufzubauen, was es an dieser Stelle einst gab.
Im Jahr 2004 wurde die Sanierung des Baudenkmals abgeschlossen, an der sich neben dem Land und der Stadt Köln sowie der Synagogengemeinde auch die Deutsche Stiftung Denkmalschutz - dank der Mittel der Lotterie GlücksSpirale - mit 50.000 Euro beteiligte. Wasser war in den Dachstuhl eingedrungen und hatte die Decken des historischen Gebäudes geschädigt. Eingefügt in zeitgenössisch-sachliche Architektur erhebt sich der stolze Backsteinbau über einer ansteigenden, zur Parabel geschwungenen Auffahrt und beherbergt neben einem Altenheim nun auch Einrichtungen für die junge Generation. Es gibt einen Kindergarten und eine Grundschule, und beide stehen, wie das Asyl vor dem Krieg, auch Andersgläubigen offen.
Christiane Schillig
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Sie spüren Kugelsternhaufen und Satellitengalaxien auf: Heutige Astronomen können Milliarden Lichtjahre weit ins All blicken. Vor 500 Jahren – das Fernrohr war noch nicht erfunden – sah unser Bild vom Himmel ganz anders aus.
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