Schlösser und Burgen Archäologie Menschen für Denkmale
Ein ganzer Stadtteil trägt mittlerweile seinen Namen und ist in aller Munde. Doch das Waldschlösschen selbst birgt noch so manches Geheimnis.
Als sich der sächsische Kurprinz Friedrich Christian um 1740 in Italien aufhielt, lernte er in Fano die Familie Marcolini kennen. Ihr siebtes Kind, Camillo, war gerade geboren, und Friedrich Christian schlug vor, den Jungen mit an den sächsischen Hof zu nehmen. Camillo Marcolinis steile, doch von vielen geneidete Karriere begann 1752: Er stieg vom einfachen Silberpagen zum Oberhofmeister und schließlich 1809 zum Kabinettsminister auf.
Kurfürst Friedrich August III. verlieh ihm den Grafentitel, machte ihn außerdem zum Direktor der Meißner Porzellanmanufaktur sowie zum Generaldirektor der Kunstakademie und der Kunstsammlungen. Marcolini war jedoch nicht nur den schönen Künsten, sondern auch der Natur zugetan. 1785 hatte er ein Areal im Norden Dresdens erworben und dort, auf dem Meisenberg, ein zweigeschossiges Jagdschlösschen in gotisierenden Formen bauen lassen. Man nahm an, dass Johann Daniel Schade (1730-98), der viele Baumaßnahmen für den Grafen geleitet hatte, auch dieses Haus entwarf. Dendrochronologische Untersuchungen ergaben aber, dass ein erster kleinerer Bau zwei Jahre nach Schades Tod errichtet und später zweimal erweitert worden ist. 1804 kaufte Marcolini einige Felder und Wiesen hinzu. Es gelang ihm, wie ein Zeitzeuge rühmt, "im Laufe von 3 Jahren aus einer großen Sandsteppe herrliche Felder, Obst-, Holz- und Hopfenpflanzungen" anzulegen. Er schuf eine "ornamental farm" - eine Mischung aus gestalteten Gartenelementen und landwirtschaftlich genutzten Flächen - mit dem Jagdschlösschen als eine Art Staffagebau. Nach der verlorenen Völkerschlacht bei Leipzig floh der Graf mit seinem Kurfürsten nach Prag, wo er 1814 starb. Sein Besitz wurde versteigert.
Ob Marcolini selbst sein Haus "Waldschlösschen" nannte, ist nicht überliefert. Das gesamte Areal mit der um 1837 errichteten Brauerei und der umstrittenen Elbbrücke trägt mittlerweile diesen Namen. Ende des 19. Jahrhunderts wurde auf dem ehemaligen gräflichen Besitz das Preußische Viertel errichtet. Neben den viergeschossigen Wohnhäusern an der Radeberger Straße kann das Schlösschen heute kaum noch ausgemacht werden. Es wurde 1915 und 1930 innen zu Wohnzwecken umgebaut, seine äußere Gestalt blieb jedoch erhalten. Über dem Eingang haben sich die Wappen des einstigen Hausherrn und seiner Frau Maria Anna O'Kelly erhalten.
Viele Jahre stand das Waldschlösschen leer. Es verfiel und war hinter Gestrüpp verborgen, bis es von Klaus Dilcher ersteigert wurde. Er gab zunächst eine umfassende Bauuntersuchung in Auftrag und lässt das Gebäude nun behutsam restaurieren. Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz unterstützt die Konservierung von Malereien an Wänden und Decken mit 10.000 Euro.
Im Waldschlösschen sollen Büros entstehen, es ist aber auch an eine kulturelle Nutzung gedacht. Am Tag des offenen Denkmals, der jedes Jahr am zweiten Sonntag im September stattfindet, wird das Waldschlösschen zu besichtigen sein.
Der großzügige Landschaftspark, den Camillo Marcolini einst anlegen ließ, ist heute weitgehend bebaut. Doch manches wird - unentdeckt - erhalten sein. Es gibt noch viel zu erforschen über das Waldschlösschen, seinen Erbauer und den Architekten, dessen Namen man bislang nicht herausgefunden hat.
Carola Nathan
In den alten Zeiten der Frachtsegler musste die gesamte Habe des Seemanns in eine hölzerne Kiste passen. Manchmal liebevoll bemalt, war sie das einzige persönliche Stück, das ihn auf seinen Reisen über die Weltmeere begleitete.
Sie sind nur wenige Zentimeter dünn und überspannen dennoch große Hallen. Stützenfrei. Sie sind ingenieurtechnische Meisterleistungen und begeistern durch ihre kühnen Formen.
Sie spüren Kugelsternhaufen und Satellitengalaxien auf: Heutige Astronomen können Milliarden Lichtjahre weit ins All blicken. Vor 500 Jahren – das Fernrohr war noch nicht erfunden – sah unser Bild vom Himmel ganz anders aus.
Lassen Sie sich per E-Mail informieren,
wenn eine neue Ausgabe von Monumente
Online erscheint.
Auch kleinste Beträge zählen!
Antwort auf: Direkt auf das Thema antworten
© 2023 Deutsche Stiftung Denkmalschutz • Monumente Online • Schlegelstraße 1 • 53113 Bonn
Spenden | Kontakt | Impressum | Datenschutz