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Die Oberahmer Peldemühle hat wieder ein Flügelkreuz

Gut betucht

Für den bundesweiten Mühlentag, der traditionell an Pfingstmontag stattfindet, ist die Oberahmer Peldemühle in "Frieslands schönstem Dorf" Neustadtgödens bestens vorbereitet: Sie hat wieder ein funktionstüchtiges Flügelkreuz mit Segeln und ist damit nach vielen Jahren erneut betriebsfähig.

Die Windmüller Kaspar und Weis heben mithilfe des Steinkrans den Mahlstein an.  
Neustadtgödens, Oberahmer Peldemühle © ML Preiss, Deutsche Stiftung Denkmalschutz, Bonn
Die Windmüller Kaspar und Weis heben mithilfe des Steinkrans den Mahlstein an.

Dabei stand es um den barocken zweigeschossigen Galerieholländer lange Zeit gar nicht gut. 1764 war er auf dem Gebiet der Herrschaft Gödens als Grenzmühle errichtet worden. Mit dieser neuen Korn- und Peldemühle auf Jeverland reagierte der Graf von Gödens auf ein preußisches Mahledikt, das die Rechte der Herrlichkeiten an ihren Mühlen beschnitt. Nun konnte der Müllermeister Joachim Wienrank Gerste und Weizen aufkaufen, um seine Produkte anschließend als "Jeverscher" in Bremen und im Münsterland wieder anzubieten. Bis 1966 wurden in der Peldemühle unter verschiedenen Windmüllern Graupen und Feinmehl hergestellt. Sie besitzt zwei Mahlgänge und einen Peldegang für die Graupen, der dem Schälen, dem "Pellen" der Gerstenkörner dient.


Trotz einer Anfang der 1980er Jahre durchgeführten Sanierung des damals bereits baufälligen Mühlengebäudes durch die jetzigen Besitzer musste sie zehn Jahre später endgültig stillgelegt werden.

Doch das fast 250 Jahre alte Denkmal wollten die heutige Besitzerin Ursula Albers und engagierte Bürger nicht aufgeben. 2003 wurde der Förderverein zum Erhalt der Oberahmer Peldemühle e.V. gegründet, der mittlerweile 140 Mitglieder zählt. Gemeinsam gelang es, Fördergelder und Spenden für die Restaurierung des technischen Denkmals zu erhalten. So konnten seit 2005 schrittweise der Achtkant, die Kappe und die Galerie restauriert sowie ein Mahlgang mit dem Sackaufzug hergerichtet werden.

Dreht sich wieder flott im Wind: die Oberahmer Peldemühle in Neustadtgödens  
Neustadtgödens, Oberahmer Peldemühle © ML Preiss, Deutsche Stiftung Denkmalschutz, Bonn
Dreht sich wieder flott im Wind: die Oberahmer Peldemühle in Neustadtgödens

Im letzten Jahr wurde das stark angegriffene Flügelkreuz erneuert. An diesen Maßnahmen beteiligte sich die Deutsche Stiftung Denkmalschutz mit 10.000 Euro. Auch die EWE-Stiftung, die ehemalige GLL - seit 2010 Landesamt für Geoinformation und Landentwicklung Niedersachsen (LGLN) - und die Kommune stellten Fördermittel bereit. Mit dem restaurierten, segelbespannten Flügelkreuz ist die Peldemühle wieder einsatzbereit und dreht sich dank einer durch private Spenden neugefertigten doppelten Windrose wieder wie seit 1893 von allein in den Wind.

Wer am Mühlentag oder bei einer Reise entlang der Friesischen Mühlenstraße Neustadtgödens besucht, der kann sich gleich an zwei Mühlen erfreuen: Neben der Oberahmer Peldemühle steht in Wedelfeld die einzige vollfunktionsfähige Wasserschöpfmühle Frieslands. Drei ausgebildete Windmüller erklären gerne die beiden technischen Denkmale.

An Pfingstmontag bietet die Oberahmer Peldemühle noch eine Besonderheit. Dann ist auch ihr wiederhergestellter historischer Kräutergarten mit über 80 Würz- und Heilkräutern geöffnet. Er erinnert an einen mittelalterlichen Aberglauben, der an der Küste bis ins 18. Jahrhundert Tier- und sogar Menschenopfer forderte: Um das Meer und den Wind milde zu stimmen und dem neuen Bauwerk Bestand zu geben, mauerte man etwas "Lebendiges" ein. Der Bauherr soll dieses grausame Treiben aber verhindert und als Gegenleistung den empörten Handwerkern und Einwohnern versprochen haben, einen Kräutergarten anzulegen. Denn nützliche Kräuter würden den Menschen weitaus mehr helfen als ein abergläubisches Tieropfer.

Christiane Rossner

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