Menschen für Monumente Oktober 2011

Über die Rettung eines Münnerstädter Fachwerkhauses

Kulisse für das Heimatspiel

Viele Jahre lang hatte Martin Kuchler von seinem Büro aus den Verfall des leerstehenden sogenannten Heimatspielhauses am nördlichen Rand des Münnerstädter Angers beobachtet, hatte mögliche Nutzer kommen und gehen sehen. Als er 2002 zum Ortskurator der Deutschen Stiftung Denkmalschutz in Münnerstadt ernannt wurde, nahm er die Rettung des Bauwerks selbst in die Hand. 2005 hatte er erreicht, dass die Erbengemeinschaft, der das Haus gehörte, eine Kaufoption einräumte. Dem Verein "Zukunft für das Heimatspielhaus e. V.", der daraufhin gegründet wurde, blieben drei Jahre Zeit, die Kaufsumme von 65.000 Euro aufzubringen.

Die Schaufassade des Münnerstädter Heimatspielhauses wurde bereits saniert.  
Münnerstadt, Heimatspielhaus © Roland Rossner, Deutsche Stiftung Denkmalschutz, Bonn
Die Schaufassade des Münnerstädter Heimatspielhauses wurde bereits saniert.

Das Wohnhaus mit seinem stadtbildprägenden Fachwerkgiebel war 1478 errichtet worden, im Kern ist es sogar noch älter. 1573 und Ende des 18. Jahrhunderts wurde es erweitert, im 20. Jahrhundert legte man das Zierfachwerk frei. Zu Beginn der 1970er Jahre zogen die letzten Bewohner aus, seitdem steht es leer.

Jedes Jahr führen die Münnerstädter ein Volksstück vor dem Heimatspielhaus auf.  
Münnerstadt, Heimatspielhaus © Verein Zukunft für das Heimatspielhaus
Jedes Jahr führen die Münnerstädter ein Volksstück vor dem Heimatspielhaus auf.

Das Gebäude heißt Heimatspielhaus, weil es die Kulisse des Volksschauspiels "Die Schutzfrau von Münnerstadt" bildet, das seit 1927 an drei Sonntagen im August und September aufgeführt wird. Geschrieben hat es der Pfarrer Ludwig Nüdling, und es erzählt eine Geschichte aus dem Dreißigjährigen Krieg: Im Sommer 1641, als schwedische Soldaten die Stadt beschossen, soll die Muttergottes der Legende nach die Gebete der Bürger erhört und einen Abzug der Truppen bewirkt haben.

200 Bürger in farbenprächtigen Kostümen stellen die Ereignisse jedes Jahr nach, darunter Mütter mit ihren Babys. Viele Münnerstädter sind als Kinder bereits dabei und machen auch als Erwachsene weiterhin bei den Aufführungen mit. Nur so lässt sich erklären, dass es dem Verein in weniger als drei Jahren gelang, von den rund 7.800 Einwohnern 50.000 Euro Spenden zu erhalten. Weihnachten 2007 gab eine ältere Dame aus Aachen, die in Münnerstadt geboren wurde, weitere 10.000 Euro. Als die Eigentümer 5.000 Euro erließen, konnte der Verein das Haus im Januar 2008 kaufen.

Seit letztem Jahr wird es mit Unterstützung des Freistaates Bayern, der Stadt und der Bayerischen Landesstiftung saniert. Der Verein muss 300.000 Euro selbst aufbringen, wird aber durch die Förderung der Deutschen Stiftung Denkmalschutz entlastet. Sie konnte 2010 auch dank der ihr zufließenden Mittel der Lotterie GlücksSpirale 50.000 Euro und dieses Jahr 55.000 Euro bereitstellen.

Die Jahreszahl über der Eingangstür verrät, dass das Haus 1801 erweitert wurde.  
Münnerstadt, Heimatspielhaus © Roland Rossner, Deutsche Stiftung Denkmalschutz, Bonn
Die Jahreszahl über der Eingangstür verrät, dass das Haus 1801 erweitert wurde.

Mit den Worten "Wir wollen Leben in der Hütte haben", beschreibt Martin Kuchler die künftige Nutzung des Heimatspielhauses, dessen Sanierung Anfang 2013 abgeschlossen sein soll. Neben einem Geschäft, in dem auch Produkte aus der Region verkauft werden, wird eine Galerie für moderne Kunst eröffnen. In zwei größeren Räumen, die man für private Feiern mieten kann, möchte der Verein Konzerte und Vorträge veranstalten.

Die Arbeiten sind so gut vorangeschritten, dass die Gerüste an der Schaufassade bereits im August 2011 abgebaut wurden. Daher konnte das Heimatspiel am 28. August 2011 vor der prächtigen, restaurierten Kulisse aufgeführt werden.

Carola Nathan

Weitere Infos im WWW:

www.festspiele-muennerstadt.de

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