Öffentliche Bauten 1925 Herrscher, Künstler, Architekten Interieur Menschen für Monumente August 2011

Deckenmalereien von Wenzel Hablik in Bad Oldesloe entdeckt

Textiles Werken in bunt

Er hatte das Problem, das viele Künstler kennen, und das auch die Kreativen der sogenannten Goldenen Zwanziger im vorigen Jahrhundert kannten. Der Kopf quillt über vor grenzenloser Phantasie, allein die Aufträge machen sich rar bis unsichtbar.

Progressive Deckengestaltung in der Theodor-Storm-Schule in Bad Oldesloe  
Bad Oldesloe, Theodor-Storm-Schule © Roland Rossner, Deutsche Stiftung Denkmalschutz, Bonn
Progressive Deckengestaltung in der Theodor-Storm-Schule in Bad Oldesloe

Wenzel Hablik (1881-1934), bildender Künstler, Grafiker, Innenarchitekt, Sammler und Architektur-Utopist, in einer Reihe mit Walter Gropius, mit Bruno und Max Taut zu nennen, hatte zeit seines Lebens einen ungebrochenen Schöpferdrang. Ohne sein Haus in Itzehoe aber, das er dank eines Mäzens und vor allem dank der florierenden Weberei seiner Ehefrau nach seinem Geschmack umbauen konnte, hätte er kaum Gelegenheit bekommen, sich architektonisch zu verwirklichen.


Wenzel Hablik (1881-1934), bildender Künstler, Grafiker, Innenarchitekt, Sammler und Architektur-Utopist, in einer Reihe mit Walter Gropius, mit Bruno und Max Taut zu nennen, hatte zeit seines Lebens einen ungebrochenen Schöpferdrang. Ohne sein Haus in Itzehoe aber, das er dank eines Mäzens und vor allem dank der florierenden Weberei seiner Ehefrau nach seinem Geschmack umbauen konnte, hätte er kaum Gelegenheit bekommen, sich architektonisch zu verwirklichen.


Nur wenige offizielle Aufträge für Innenausstattungen von aufgeschlossenen Itzehoer Zeitgenossen waren bislang aus seiner Vita bekannt, noch weniger haben die Zeiten überstanden. Umso sensationeller ist es, dass vor einigen Jahren eine Hablik-Arbeit in situ wiederentdeckt wurde: Deckenmalereien in der Theodor-Storm-Schule in Bad Oldesloe, ehemals Verwaltungssitz des Margarinegroßhändlers Friedrich Bölck. Sie wurden jüngst durch das Entfernen der abgehängten Decke freigelegt.

Farbenfroh, aber in klaren Linien gestaltete Hablik die Decke in der Theodor-Storm-Schule.  
Bad Oldesloe, Theodor-Storm-Schule © Roland Rossner, Deutsche Stiftung Denkmalschutz, Bonn
Farbenfroh, aber in klaren Linien gestaltete Hablik die Decke in der Theodor-Storm-Schule.

Vermutlich kam die Verbindung nach Oldesloe über Habliks Itzehoer Förderer, den Holzgroßhändler Richard Biel. Er lieferte für den großen Kontorraum die Fenster. Wenzel Hablik schuf 1927 die farbliche Gestaltung des Raumes: Auf einer kassettierten, 15 Meter weit spannenden Stahlbetondecke legte er streng geometrische, strahlende Farbbahnen an. Für die linearen Elemente wählte er kräftige Farben und Goldtöne, für die Flächen Pastellfarben. Nicht erhalten sind die Teppiche aus der Werkstatt seiner Frau, die die Wände schmückten. Es ist nicht erstaunlich, dass der Unternehmer Bölck aufgeschlossen für die progressive Gestaltung Habliks war: Er ist als sozial stark engagierter Pazifist ebenfalls ein Visionär seiner Zeit gewesen.

Auch im Obergeschoss des ehemaligen Verwaltungssitzes - das ist die allerneueste Entdeckung - gestaltete Hablik die Decke in expressiver Form- und Farbgebung. Deshalb hat die Deutsche Stiftung Denkmalschutz im Dezember 2010 einen zweiten Fördervertrag überreicht. Sie möchte in enger Zusammenarbeit mit dem Landesamt für Denkmalpflege, dem Hauptfinanzierer, und der Sparkassenstiftung Schleswig-Holstein neben der Restaurierung der Malereien eine Dokumentation unterstützen, die in der Schule gezeigt werden soll. Im Erdgeschoss musste nämlich ein Großteil der Deckenfläche aus Schallgründen wieder hinter Akustiktafeln verschwinden. Im Obergeschoss aber sollen die Malereien sichtbar bleiben. Dort sind für die Schüler Räume für Computerausbildung und - wie passend - Textiles Werken eingerichtet worden. Mehr Inspiration geht kaum.

Beatrice Härig

Diese Artikel könnten Sie auch interessieren

  • Zum 10. Todestag von Ulrich Müther 04.07.2017 Ulrich Müther Hyparschalen

    Hyparschalen

    Sie sind nur wenige Zentimeter dünn und überspannen dennoch große Hallen. Stützenfrei. Sie sind ingenieurtechnische Meisterleistungen und begeistern durch ihre kühnen Formen.

  • Die neue Lust am Bungalow 08.11.2012 Bungalows Die Leichtigkeit des Steins

    Die Leichtigkeit des Steins

    Fast 17 Millionen Dollar. Das ist auch für das Auktionshaus Christie's keine alltägliche Summe. Bei 16,8 Millionen Dollar ist im Mai bei einer Auktion in New York für Nachkriegs- und zeitgenössische Kunst der Zuschlag erfolgt, und zwar für - und das ist ebenso ungewöhnlich - ein Bauwerk. Nicht einmal ein besonders großes.

  • Albrecht Dürer und die Kartierung der Sterne 13.01.2016 Himmelskarten Der Hase am Südhimmel

    Der Hase am Südhimmel

    Sie spüren Kugelsternhaufen und Satellitengalaxien auf: Heutige Astronomen können Milliarden Lichtjahre weit ins All blicken. Vor 500 Jahren – das Fernrohr war noch nicht erfunden – sah unser Bild vom Himmel ganz anders aus.

Service

Monumente Probeheft

Probeheft jetzt anfordern!


Zeitschrift abonnieren
Magazin für Denkmalkultur in Deutschland



Möchten Sie ausführlicher über aktuelle Themen aus der deutschen Denkmallandschaft lesen? 


Dann abonnieren Sie Monumente!  


 
 
Monumente Probeheft

Probeheft jetzt anfordern!


1
Zeitschrift abonnieren
Magazin für Denkmalkultur in Deutschland
2
Monumente Abo



Möchten Sie ausführlicher über aktuelle Themen aus der deutschen Denkmallandschaft lesen? 


Dann abonnieren Sie Monumente!  


3

Newsletter

Lassen Sie sich per E-Mail informieren,

wenn eine neue Ausgabe von Monumente

Online erscheint.

Spenden für Denkmale

Auch kleinste Beträge zählen!

 
 
 
 
0 Kommentare

0 Kommentare

Schreiben Sie einen Kommentar!

Antwort auf:  Direkt auf das Thema antworten

 
 

© 2023 Deutsche Stiftung Denkmalschutz • Monumente Online • Schlegelstraße 1 • 53113 Bonn