Technische Denkmale Nach 1945 Verkehr August 2011 V
Die Berliner Verkehrskanzel wurde in den Nachkriegsjahren erbaut, als das Auto Sinnbild von Modernität und Zukunftsglauben war.
Auf dem Kurfürstendamm herrscht quirliges Treiben. Der Verkehrsfluss ist elektronisch gesteuert: Geschäftige Passanten queren in Schüben die Straße, eine unendliche Schlange von Autos fährt vorbei. Doch niemand schenkt der Verkehrskanzel auf dem Joachimstaler Platz Beachtung. Sie thront oberhalb der regen Betriebsamkeit.
Der gläserne Hochsitz ist ein Relikt vergangener Zeiten. Von 1956 bis 1962 kletterte täglich ein Verkehrspolizist in das Gehäuse, um dort Regie über den vorbeifließenden Verkehr zu führen. Von hier oben hatte er den notwendigen Überblick auf die zentrale Westberliner Kreuzung und konnte ihre Ampeln per Knopfdruck schalten.
Die Berliner Verkehrskanzel wurde in den Nachkriegsjahren erbaut, als das Auto Sinnbild von Modernität und Zukunftsglauben war. Sie steht für den damaligen Wunsch nach einer autogerechten Stadt und die Hoffnung auf individuelle Mobilität.
Nach dem Entwurf des städtischen Architekten Werner Klenke und des Regierungsbaurats Werner Düttmann unter der Leitung des damaligen Senatsbaudirektors Bruno Grimmek errichtet, ist der prismatische Baukörper Teil eines originellen multifunktionalen Ensembles, das den Joachimstaler Platz wie eine raumgreifende Skulptur besetzt und ganz unterschiedliche Aufgaben vereint. Geschickt sind die Verkehrskanzel, ein Kiosk und Telefonzellen mit den unterirdisch gelegenen Toilettenanlagen und dem Zugang zum damals neuen U-Bahnhof Kurfürstendamm zu einer Einheit verquickt. Ein weit auskragendes Betondach beschirmt die unterschiedlichen Bereiche.
Aus ihm wächst eine Stahlbetonstütze empor, die den asymmetrisch geformten Hochsitz gleichsam nach oben hebt. Noch heute befindet sich darin das Arbeitspult des Verkehrspolizisten mit den seitlich angebrachten Uhren. Trotz seines phantastischen Panoramablicks dürfte dieser Platz nicht immer zu beneiden gewesen sein: Obwohl tiefblaue Blenden am Dach der Kanzel als Sonnenschutz dienten, muss sich der Glaskasten an sommerlich warmen Tagen unangenehm aufgeheizt haben.
Als Regie-Instrument für den Autoverkehr steht die Kanzel im Kreuzungsbereich von Kurfürstendamm und Joachimstaler Straße in einer städtebaulichen Beziehung zu anderen wichtigen Gebäuden der Nachkriegsmoderne in der westlichen City. Etwa zeitgleich entstanden in unmittelbarer Umgebung das Café Kranzler von Hanns Dunstmann mit seinem charakteristischen, aufgesetzten runden Pavillon und das Allianz-Hochhaus von Alfred Gunzenhauser und Paul Schwebes. Egon Eiermann errichtete einige hundert Meter entfernt die den Turm der Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche flankierenden Bauten. Auch formal ist das 1989 unter Denkmalschutz gestellte Ensemble der Verkehrskanzel ein typischer Vertreter der 1950er Jahre. Überzeugend sind seine Transparenz und Leichtigkeit, die sogar den Anschein erwecken, das Glashäuschen schwebe über dem Betondach.
Schon in den 1960er Jahren konnte die Verkehrsarchitektur nicht mehr mit der Entwicklung mithalten. Den neuen Anforderungen durch die rasant steigende Zahl der Autos war sie technisch nicht gewachsen. Die manuelle Regulierung der Ampeln wurde unmöglich, und so wurde die Schaltung 1962 automatisiert.
Inzwischen hat sich der Joachimstaler Platz verändert. Bäume verstellen den Blick auf die Verkehrskanzel. Außerdem wurde eine zeitgenössische Skulptur dicht neben das Ensemble gesetzt. Auch wenn das Verkehrshäuschen seine einstige Funktion verloren hat, so bleibt die charmante Architektur am Joachimstaler Platz doch ein wichtiges Dokument für die optimistischen städtebaulichen Planungen der Nachkriegsjahre. Und es ist ein ruhender Pol im pulsierenden und sich stetig verändernden Umfeld am Berliner Ku'damm.
Julia Ricker
In den alten Zeiten der Frachtsegler musste die gesamte Habe des Seemanns in eine hölzerne Kiste passen. Manchmal liebevoll bemalt, war sie das einzige persönliche Stück, das ihn auf seinen Reisen über die Weltmeere begleitete.
In der Dorfkirche von Behrenhoff haben sich eindrucksvolle Darstellungen des Fegefeuers erhalten.
Sie sind nur wenige Zentimeter dünn und überspannen dennoch große Hallen. Stützenfrei. Sie sind ingenieurtechnische Meisterleistungen und begeistern durch ihre kühnen Formen.
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