Gedenkstätten
Die genaue Zahl der Kriegsgefangenen, die im Lager Sandbostel bis 1945 starben, ist nicht bekannt. Sie ist auch vollkommen irrelevant, denn das Leid jedes einzelnen war zu viel. Die Bedingungen, unter denen die meisten von ihnen im Lager leben mussten, waren weit entfernt von den Maßgaben der Genfer Konventionen. Als die Briten das Lager am 29. April 1945 befreiten, waren sie von den Zuständen derart entsetzt, dass sie in den umliegenden Dörfern Vergeltung üben wollten. Ein Pastor konnte dies in letzter Minute verhindern.
Heute erinnert auf dem Gelände eine Gedenkstätte an das "Kriegsgefangenen-Mannschafts-Stammlager Stalag X B". Eingerichtet wurde es 1939, und mehr als eine Million Menschen aus 46 Nationen waren dort von 1939 bis 1945 untergebracht. Kurz vor Kriegsende wurden außerdem Häftlinge des Konzentrationslagers Neuengamme nach Sandbostel verlegt.
Französische und britische Gefangene standen in der von der deutschen Lagerleitung festgelegten perfiden Hierarchie ganz oben. Sie genossen das Privileg eines Studienzentrums, in denen Kurse für Theologie, Malerei oder Physik angeboten wurden, für sie gab es eine Bücherei, die Bar "Pigalle" und die Theatergruppe "L'Equipe" - alles Einrichtungen, die die Mitarbeiter des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz bei ihren Kontrollbesuchen blenden sollten.
Die Abordnungen hatten jedoch keinen Zutritt zu den russischen Kriegsgefangenen, die das schlechteste Ansehen genossen. Sie wurden unzureichend ernährt und hatten noch nicht einmal die Möglichkeit, ihren Angehörigen mitzuteilen, dass sie noch lebten.
Nach der Befreiung der Kriegsgefangenen wurden im Lager auch NS-Verbrecher interniert, später wurde es Außenstelle des Gefängnisses in Celle und Durchgangslager für junge männliche DDR-Flüchtlinge. 1974 entstand dort das Gewerbegebiet "Immenhain", und die erhaltenen Gebäude wurden neu genutzt.
Um die geschichtsträchtige Anlage, die heute aus insgesamt 25 Gebäuden besteht, vor der Zerstörung zu bewahren, gründeten die beiden Lehrer Dr. Klaus Volland und Werner Borgsen zusammen mit anderen den Verein "Dokumentations- und Gedenkstätte Sandbostel". Sie erreichten, dass die historischen Gebäude 1992 unter Denkmalschutz gestellt wurden.
Der Verein hat sich 2004 mit dem Land Niedersachsen und anderen Partnern zur "Stiftung Lager Sandbostel" zusammengeschlossen, die sich für die Erhaltung der Gebäude und die Aufarbeitung der Lagergeschichte engagiert. Bei der Sicherung und Sanierung der Anlage wurde sie von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz mit 40.000 Euro unterstützt. Mittel kamen außerdem von der Europäischen Union, dem niedersächsischen Landesdenkmalamt, dem Landkreis Rotenburg (Wümme), der Samtgemeinde Selsingen, der Hermann Reemtsma Stiftung, den Stiftungen der Sparkassen sowie der Raiffeisen- und Volksbanken und der Stiftung niedersächsische Gedenkstätten.
Sieben Gebäude wurden inzwischen saniert. Das Küchengebäude erhielt zudem eine zweiflügelige Eingangstür. Sie war von Hauptschülern der Heinrich-Behnken-Schule in Selsingen unter Anleitung eines Tischlers hergestellt worden. Immer wieder helfen Jugendliche dieser Schule und eines Internationalen Workcamps bei der Restaurierung der Lagergebäude.
Schülerinnen und Schülern des "Lycée Français de Hambourg Antoine de Saint-Exupéry" und des Hamburger Gymnasiums Othmarschen haben außerdem das Projekt "Eine Brücke über die Oste" ins Leben gerufen, um ihre Generation daran zu erinnern, dass solch menschenverachtende Zustände niemals wiederkehren dürfen.
Carola Nathan
In den alten Zeiten der Frachtsegler musste die gesamte Habe des Seemanns in eine hölzerne Kiste passen. Manchmal liebevoll bemalt, war sie das einzige persönliche Stück, das ihn auf seinen Reisen über die Weltmeere begleitete.
Sie sind nur wenige Zentimeter dünn und überspannen dennoch große Hallen. Stützenfrei. Sie sind ingenieurtechnische Meisterleistungen und begeistern durch ihre kühnen Formen.
Sie spüren Kugelsternhaufen und Satellitengalaxien auf: Heutige Astronomen können Milliarden Lichtjahre weit ins All blicken. Vor 500 Jahren – das Fernrohr war noch nicht erfunden – sah unser Bild vom Himmel ganz anders aus.
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