Städte und Ensembles Klassizismus Herrscher, Künstler, Architekten Februar 2011

Peter Friedrich Ludwig von Holstein-Gottorp

Landesvater aus Berufung

Klare zurückhaltende Linien statt opulenter Prunk - das war wohl die Maßgabe Peter Friedrich Ludwigs, als er Oldenburg zu seiner Residenz machte. Noch heute verleiht die frische Eleganz hell getünchter Gebäude, die hier ab 1785 in klassizistischen Formen entstanden, der Stadt ihr unverwechselbares Bild.

Der Herrscher aus der jüngeren Linie des Hauses Holstein-Gottorp uwar als Landesvater ein aufgeklärter Regent, der auf alle Formen barocker Inszenierung verzichtete. Wichtige Reformen im Armen- und Gesundheitswesen sind ihm zu verdanken.

Die Kuppel der Lambertikirche 
Oldenburg, Lambertikirche © ML Preiss, Deutsche Stiftung Denkmalschutz, Bonn
Die Kuppel der Lambertikirche

"Des Herzogs Lebensweise war die einfachste der Welt: Kaum war er aufgestanden, ging er an die Arbeit (...). Um 2 Uhr war die Tafel, nach Tische allenfalls ein Spazierritt. (...) Kam er von seinem Ritt heim, so ging es an die Akten, dann sah er keinen Menschen mehr, abends wurde nicht soupiert, er trank Tee und arbeitete tief in die Nacht hinein, manchmal bis gegen Morgen, von Theater und Konzert war keine Rede (...). So war alles bei uns eingerichtet, knapp, bürgerlich, philiströs, dürre Prosa", erinnert sich Ludwig Starklof (1789-1850) an seine Zeit als Kabinettssekretär am Hof des Oldenburger Herzogs. Seine Beschreibung zeichnet ein Bild des Regenten, das noch bis heute Bestand hat. Es ist das des aufgeklärten modernen Fürsten, der eine bürgerliche Lebensführung der Zurschaustellung seiner Person vorzieht.

1755 als Kind von Georg Ludwig (1719-63) und Sophie Charlotte von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Beck geboren, deutet jedoch nichts auf seinen späteren Lebensweg als Regent hin, der ihm auch durch seine beiden Vormünder geebnet wird. Nach dem frühen Tod der Eltern übernehmen der regierende Herzog von Oldenburg, sein Onkel Friedrich August, und die russische Zarin Katharina II., seine Cousine, die Vormundschaft. Die Zarin ermöglicht Peter Friedrich Ludwig und seinem älteren Bruder Georg eine achtjährige Bildungsreise, die nach Bern und an die Ritterakademie in Bologna führt. Ein Unterrichtsaufenthalt in der Schweiz stand allgemein bei der Erziehung des fürstlichen Nachwuchses hoch im Kurs, bot sich in dem republikanischen Land doch die Möglichkeit, die Schüler mit der Geisteshaltung der Aufklärung in Berührung zu bringen. Die Zarin hat möglicherweise auch die russische Thronfolge im Blick, wenn sie den beiden Prinzen ein ungewöhnlich sorgfältiges und auch teures Studium ermöglicht. Denn würde ihrem einzigen, damals noch unverheirateten Sohn Paul etwas zustoßen, könnte die jüngere Linie des Hauses Holstein-Gottorp das Erbe antreten.

Porträt des Herzogs, gemalt von Georg Friedrich Adolf Schöner, um 1819. Der Regent ist im zivilen Frack dargestellt. Nur der Bruststern des St.-Andreas-Ordens verweist auf seinen hohen Stand. 
Herzog Peter Friedrich Ludwig von Holstein-Gottorp © Sven Adelaide, Landesmuseum für Kunst- und Kulturgeschichte
Porträt des Herzogs, gemalt von Georg Friedrich Adolf Schöner, um 1819. Der Regent ist im zivilen Frack dargestellt. Nur der Bruststern des St.-Andreas-Ordens verweist auf seinen hohen Stand.

Nach dem Tod seines älteren Bruders 1774 bricht der junge Prinz zu einer erneuten Bildungsreise auf, die ihn durch Deutschland, die Niederlande und nach England führt. In der Zwischenzeit fallen in Eutin wegweisende Entscheidungen für seine Zukunft. Dem einzigen Sohn des Oldenburger Herzogs Friedrich August wird aufgrund einer Geisteskrankheit die Regierungsfähigkeit abgesprochen, weshalb Peter Friedrich Ludwig ihm 1785 als Fürstbischof von Lübeck folgt. Herzog wird er allerdings erst 1823, zuvor war er nominell nur Administrator für seinen kranken Vetter.

Noch vor seinem Regierungsantritt kauft Peter Friedrich Ludwig die ehemalige Sommerresidenz des letzten Oldenburger Grafen Anton Günther, das Schloss Rastede, das er 1779-91 durch Johann Heinrich Gottlieb Becker umbauen lässt. Der Umgestaltung des barocken Gartens in einen Landschaftspark widmet er sich persönlich, auch mit körperlichem Einsatz. Schon während der Bauzeit zieht er hier mit seiner jungen Gemahlin Friederike von Württemberg ein, die er 1781 geheiratet hat. Hier werden ihre Söhne, 1783 Paul Friedrich August und 1784 Peter Friedrich Georg, geboren. Der jungen Herzogin liegt der Ort am Herzen: "Du wirst sehen, da werden wir doch immer am glücklichsten sein." Doch ihr Glück währt nur kurz, denn noch vor Beendigung der Bauarbeiten stirbt Friederike 1785 im Alter von 20 Jahren bei der Geburt ihres dritten Sohnes. Ihr Gemahl wird nicht wieder heiraten.

Sein Speisezimmer mit Blick in den Schlosspark ersann Peter Friedrich Ludwig als Gartensaal mit Pflanzenranken an der Decke und sechs italienischen Landschaften des Hofmalers Strack. 
Oldenburg, Schloss © Sven Adelaide, Landesmuseum für Kunst- und Kulturgeschichte
Sein Speisezimmer mit Blick in den Schlosspark ersann Peter Friedrich Ludwig als Gartensaal mit Pflanzenranken an der Decke und sechs italienischen Landschaften des Hofmalers Strack.

Ausgerechnet das Mausoleum, das der Herzog aus tiefer Trauer über den Tod Friederikes errichten lässt, ist der Initialbau für den Klassizismus in Oldenburg. Bei dessen Ausführung engagiert er sich über die Maßen hinaus, indem er immer wieder entscheidend in die Planungen des Architekten Becker eingreift. Sieht dessen Entwurf noch einen Bau mit Laterne und barockem Wappen im Giebelfeld vor, so entfernt der Landesherr diese beiden Bestandteile mit zwei Federstrichen. Am Ende steht 1790/91 ein klassizistisches Gebäude, das die Architektur in Oldenburg über mehrere Jahrzehnte bestimmt. Außerhalb der Stadt, auf dem Gertrudenfriedhof gelegen, wird es 1829 auch zur Grablege des Regenten und zum Vermächtnis an seine Nachfolger - bis heute werden die Mitglieder des herzoglich oldenburgischen Hauses hier bestattet. Das neue Zentrum des Friedhofs verdeutlicht auch die Vorstellungen des Herzogs, der im Sinne des aufgeklärten Absolutismus nicht nur als Vater seines Hauses, sondern auch als Vater seines Volkes inmitten der Untertanen ruht. Entsprechend entwarf man die Inschrift auf seinem Sarkophag: "Vater dem Lande zu seyn, war ihm höchster Beruf."

Auch beim Umbau der Lambertikirche 1791-95 erweist sich Peter Friedrich Ludwig an architektonischen Fragen hoch interessiert. Sein Kabinettssekretär Starklof weiß zu berichten: "Der Herzog tat sich viel darauf zugute, ein vorzüglicher Architekt zu sein, die Namen Vitruv und Palladio führte er gern im Munde." Da das romanische, um 1400 zur Hallenkirche erweiterte Gotteshaus am Ende des 18. Jahrhunderts baufällig geworden war, ließ man es bis auf Teile der Außenmauern abreißen. Gegenüber dem ausführenden Architekten Joseph Bernhard Winck formuliert der Regent die grundsätzliche Idee, einen Rundbau mit einer Öffnung in der Kuppel zu errichten. Außerdem mahnt er diesen zur Einhaltung der in der Architekturtheorie festgelegten Säulenordnung. Die Rotunde muss dem Herzog wohl als vollkommenste Form gegolten haben, als Abbild einer von Gott geschaffenen Welt; das einfallende Licht als Symbol für Christus und, im aufklärerischen Sinn, der Vernunft, die 12 Säulen für die Apostel. Daneben steht die Rotunde in der Tradition des Pantheon in Rom, des antiken Rundbaus schlechthin.


Für die Restaurierung der Vorhalle der ev.-luth. Stadtkirche St. Lamberti gab die Deutsche Stiftung Denkmalschutz 50.00 Euro. 
Oldenburg, Lambertikirche © ML Preiss, Deutsche Stiftung Denkmalschutz, Bonn
Für die Restaurierung der Vorhalle der ev.-luth. Stadtkirche St. Lamberti gab die Deutsche Stiftung Denkmalschutz 50.00 Euro.

Mit einer Vorhalle, die anstelle des ehemaligen Chors errichtet wurde, ist der Bau zugleich ein dynastisches Denkmal: Im östlichen Eingangsbereich der Kirche werden die Kenotaphen und Büsten des Grafen Anton Günter und des Herzogs Friedrich August aufgestellt, sie gelten bis dahin als wichtigste Herrscher Oldenburgs. Das erst 18 Jahre regierende Geschlecht Holstein-Gottorp, das nicht durch Erbfolge, sondern durch Tausch an die Macht kam (s. Geschichte des Herrscherhauses), setzt sich mit dieser Erinnerungsstätte in eine Traditionslinie zum alten Grafengeschlecht. Ablesbar ist dieser Anspruch auch in einer städtebaulichen Achse, die von der Lambertikirche direkt zum herzoglichen Mausoleum auf dem Gertrudenfriedhof führt. 


Die Herzöge von Holstein-Gottorp, jüngere Linie

Stammvater des Hauses Holstein-Gottorp ist Christian Graf von Oldenburg, der 1448 König von Dänemark wird. Sein Bruder und dessen Nachkommen regieren in Oldenburg weiter, bis 1667 Graf Anton Günter ohne legitime Nachkommen stirbt. Die Grafschaften Oldenburg und Delmenhorst fallen an den dänischen König. 1544 entsteht unter Christian III. die Dynastie Holstein-Gottorp als älteste Nebenlinie des dänischen Königshauses. 1725 heiratet der regierende Herzog Carl Friedrich die Tochter Peters des Großen. Mit ihrem Sohn Carl Peter Ulrich, der russischer Zar wird, beginnt die ältere Linie des Hauses.

Seit Anfang des 18. Jahrhunderts gibt es die jüngere Linie des Hauses Holstein-Gottorp, die auf Christian August zurückgeht, den Onkel Carl Friedrichs. Er und seine Nachkommen werden als Fürstbischöfe von Lübeck eingesetzt, im einzigen noch existierenden protestantischen Fürstbistum. 1773 verzichtet Zar Paul I., der Sohn Katharinas II., auf seine Gebietsansprüche in Holstein, um im Tausch die Grafschaften Oldenburg und Delmenhorst zu erhalten, die er direkt an seinen Vetter Friedrich August, Fürstbischof von Lübeck, weitergibt. Peter Friedrich Ludwig folgt seinem für regierungsunfähig erklärten Cousin 1776 als Koadjutor und tritt nach dem Tod seines Onkels Friedrich August 1785 die Regierung, zunächst noch als Administrator für den kranken Erbprinzen, an.


Blick auf den Teepavillon mit Gewächshaus im Schlossgarten, der noch heute liebevoll bepflanzt und gepflegt wird. 
Oldenburg, Schlossgarten © ML Preiss, Deutsche Stiftung Denkmalschutz, Bonn
Blick auf den Teepavillon mit Gewächshaus im Schlossgarten, der noch heute liebevoll bepflanzt und gepflegt wird.

Das Herzogtum besteht aus zwei räumlich getrennten Gebieten, Oldenburg und dem Hochstift Lübeck. 1803 kommen die Ämter Wildeshausen, Vechta und Cloppenburg hinzu. Residenzen befinden sich in Oldenburg, Rastede, Eutin und Jever. Als 1810 Napoleon diese Gebiete annektiert, geht Peter Friedrich Ludwig bis 1814 ins russische Exil. Nach seiner Rückkehr erfolgt auf dem Wiener Kongress 1815 die Erhebung Oldenburgs zum Großherzogtum - Peter Friedrich Ludwig lehnt es jedoch ab, den Titel Großherzog zu führen. Außerdem wird ihm das Fürstentum Birkenfeld an der Nahe als weitere Exklave zugeschlagen.


Oldenburg wird Residenz

Mit dem Regierungsantritt der Herzöge von Holstein-Gottorp beginnt 1773 eine neue Phase der Stadtentwicklung in Oldenburg. Kaum über ihren mittelalterlichen Wallring hinausgewachsen, hatte es sich bis dahin noch nicht von dem Stadtbrand 1676 erholt. Außerdem gab es in der Dänenzeit keine nennenswerte Bautätigkeit. Nun kann die Stadtbefestigung geschleift, und es können an ihrer Stelle baumbestandene Promenaden angelegt werden. Wo sich mittelalterliche Stadttore befanden, entstehen großzügige Platzanlagen. Raffiniert erdachte Achsen sind auf die Stadt zuführende Straßen, die plötzlich ihre Richtung ändern und überraschende Blicke auf die Residenz bieten, deren Umbau jetzt in Angriff genommen wird. Sie geht auf eine mittelalterliche Burg zurück, die Graf Anton Günter ab 1607 ausbauen ließ. Unter Peter Friedrich Ludwig wird das Schloss wieder Herrschersitz. Nach den Plänen des Schinkel-Schülers Carl Heinrich Slevogt entstehen ein neuer Flügel und die Remisen sowie die klassizistische Gestaltung der Innenräume, die im ersten Obergeschoss bis heute nahezu erhalten ist. Da sich der aufgeklärte Herzog auch dafür einsetzt, seinen Untertanen kulturelle Bildung zu ermöglichen, bringt er eine 1790 angekaufte Bibliothek in seinem Schloss unter, die dort den lesekundigen Bürgern zugänglich war. Die Sammlung bildet den Grundstock der heutigen Landesbibliothek.

1801 lernt der Regent den Maler Johann Heinrich Wilhelm Tischbein kennen, den er 1804 zum Hofmaler und Galeriedirektor ernennt. Der Herzog kauft dessen Gemäldebestand, der in der heutigen Sammlung des Oldenburgischen Landesmuseums aufgeht. Der fortan in Eutin lebende Künstler schuf neben Porträts eine Reihe von Gemälden nach antiken Stoffen, die man im Schloss besichtigen kann. Darunter auch der ab 1819 entstandene Zyklus von 43 Idyllen. Neben Tischbein arbeitet dessen Vetter Ludwig Philipp Strack als Oldenburger Hofkünstler. Er malt vor allem italienische Ideallandschaften, von denen einige den ehemaligen Speisesaal des Herzogs schmücken.

Das Gemälde mit einem schwebenden Phantasiewesen ist Teil des Idyllenzyklus, für den Tischbein und Goethe in den 1780er Jahren Ideen entwickelt hatten. 
Oldenburg, Schloss © Sven Adelaide, Landesmuseum für Kunst- und Kulturgeschichte
Das Gemälde mit einem schwebenden Phantasiewesen ist Teil des Idyllenzyklus, für den Tischbein und Goethe in den 1780er Jahren Ideen entwickelt hatten.

Nicht nur seine Gemälde macht der Herzog der Oldenburger Bevölkerung zugänglich, auch seinen Schlossgarten, der ab 1814 nach den Entwürfen von Christian Ludwig Bosse - und fortgeführt von dessen Sohn - entsteht, öffnet er ab 1824. Der Landesherr zählt zu den gartenkundigsten Regenten seiner Zeit, weshalb er seine Kenntnisse und Ideen in die Gestaltung des englischen Landschaftsparks, in den auch ein Nutzbereich integriert war, einfließen lässt und die Arbeiten überwacht. Seine Leidenschaft geht sogar so weit, dass er 1817 während der Umgestaltung der Wohnräume im Schloss lieber ins bescheidene Gärtnerhaus statt in seine Rasteder Residenz umzieht, um die Arbeiten im Schlosspark aus nächster Nähe verfolgen zu können. Des Herzogs besondere Liebe gilt der Blumenzucht; der Blumengarten ist sein privates Refugium, das er täglich bei einem Rundgang besichtigt. In einen von Slevogt entworfenen Pavillon zieht er sich auch gerne zum Nachmittagstee zurück. In dem angeschlossenen Gewächshaus kann er anschließend die Aufzucht der Jungpflanzen begutachten, deren Samen er zum Teil selbst bestellt.

Der Herzog als Reformer

Im Umgang mit seinen eigenen Söhnen und Enkeln besaß der Herzog offenbar so viel pädagogisches Geschick, dass sein Hof sogar als Lernort für andere Fürstenkinder im Gespräch war. Doch auch die Bildung seiner Untertanen empfindet der Herzog als notwendig für das Wohl seines Staates. Er stiftet daher 1792 den Landschulfonds und gründet ein Lehrerseminar, um das fachliche Können und das Bewusstsein eines eigenen Berufsstandes der Pädagogen - in Abgrenzung zu den unterrichtenden Theologen - zu fördern, weshalb auch die Oldenburger Lateinschule zu einem Gymnasium mit Bürgerklasse umgewandelt wurde, eine zu dieser Zeit außerordentlich fortschrittliche Maßnahme. Die heute noch existierende Landessparkasse ist ebenfalls eine von Peter Friedrich Ludwig ins Leben gerufene Institution. Nach dänischem und Hamburger Vorbild 1786 als Oldenburgische Ersparungskasse gegründet, bot sie vor allem den unteren Bevölkerungsschichten die Möglichkeit, kleinste Beträge anzulegen und zu sparen. Im gleichen Jahr tritt auch die bereits unter Friedrich August entworfene Armenordnung in Kraft, die etwas völlig Neues darstellt: Auf den oldenburgischen Kirchspielen aufbauend, unterstellt sie nun das Armenwesen unmittelbar dem Herzog, der die Fürsorge in neuerrichteten Werkhäusern und Betreuung zu Hause gewährleistet.

An der Huntestraße gegenüber dem Schloss entstanden nach Plänen des Architekten Winck die Häuser für Hof- und Regierungsbeamte. 
Oldenburg, Huntestraße © ML Preiss, Deutsche Stiftung Denkmalschutz, Bonn
An der Huntestraße gegenüber dem Schloss entstanden nach Plänen des Architekten Winck die Häuser für Hof- und Regierungsbeamte.

Paul Friedrich August, der Sohn Peter Friedrich Ludwigs, setzt das soziale Wirken, die Förderung von Kultur und die klassizistische Architekturtradition in Oldenburg fort. Beispielhaft dafür ist das erste Hospital Oldenburgs, das er 1838 als Denkmal für das soziale Engagement seines Vaters errichten lässt. Dabei konnte er auf einen Fonds zurückgreifen, den letzterer eigens zu diesem Zweck 1821 eingerichtet hatte. Als "Tempel für die Kranken" entsteht dieser Repräsentationsbau mit Portikus aus sechs toskanischen Säulen.

Wenn sich das Bild der Regierungszeit Peter Friedrich Ludwigs durchweg positiv liest, so bleibt zum Schluss zu bemerken, dass seine Beamten, allen voran der Kabinettssekretär Starklof, gerade in den letzten Regierungsjahren über einen manchmal starrsinnigen und in seinen Ansichten unbeweglichen Herzog klagten. Die respektvollen Äußerungen der Zeitgenossen, vor allem auch der sonst adelskritischen Stimmen, über die Verdienste des Landesvaters sind jedoch in der Überzahl. So besteht bis in unsere Gegenwart das -positive Urteil über den Regenten als fleißigen, redlichen und vom Geist der Aufklärung durchdrungenen Landesherrn, der stets die Förderung des Gemeinwohls im Blick hatte.

Julia Ricker

Die Herzöge von Holstein-Gottorp, jüngere Linie

 

Stammvater des Hauses Holstein-Gottorp ist Christian Graf von Oldenburg, der 1448 König von Dänemark wird. Sein Bruder und dessen Nachkommen regieren in Oldenburg weiter, bis 1667 Graf Anton Günter ohne legitime Nachkommen stirbt. Die Grafschaften Oldenburg und Delmenhorst fallen an den dänischen König. 1544 entsteht unter Christian III. die Dynastie Holstein-Gottorp als älteste Nebenlinie des dänischen Königshauses. 1725 heiratet der regierende Herzog Carl Friedrich die Tochter Peters des Großen. Mit ihrem Sohn Carl Peter Ulrich, der russischer Zar wird, beginnt die ältere Linie des Hauses.

Seit Anfang des 18. Jahrhunderts gibt es die jüngere Linie des Hauses Holstein-Gottorp, die auf Christian August zurückgeht, den Onkel Carl Friedrichs. Er und seine Nachkommen werden als Fürstbischöfe von Lübeck eingesetzt, im einzigen noch existierenden protestantischen Fürstbistum. 1773 verzichtet Zar Paul I., der Sohn Katharinas II., auf seine Gebietsansprüche in Holstein, um im Tausch die Grafschaften Oldenburg und Delmenhorst zu erhalten, die er direkt an seinen Vetter Friedrich August, Fürstbischof von Lübeck, weitergibt. Peter Friedrich Ludwig folgt seinem für regierungsunfähig erklärten Cousin 1776 als Koadjutor und tritt nach dem Tod seines Onkels Friedrich August 1785 die Regierung, zunächst noch als Administrator für den kranken Erbprinzen, an.

Das Herzogtum besteht aus zwei räumlich getrennten Gebieten, Oldenburg und dem Hochstift Lübeck. 1803 kommen die Ämter Wildeshausen, Vechta und Cloppenburg hinzu. Residenzen befinden sich in Oldenburg, Rastede, Eutin und Jever. Als 1810 Napoleon diese Gebiete annektiert, geht Peter Friedrich Ludwig bis 1814 ins russische Exil. Nach seiner Rückkehr erfolgt auf dem Wiener Kongress 1815 die Erhebung Oldenburgs zum Großherzogtum – Peter Friedrich Ludwig lehnt es jedoch ab, den Titel Großherzog zu führen. Außerdem wird ihm das Fürstentum Birkenfeld an der Nahe als weitere Exklave zugeschlagen.

 

Das Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte besteht aus drei Häusern
Schloss, Schlossplatz 1, 26122 Oldenburg
Derzeit wird der holzvertäfelte Spiegelsaal restauriert, den man anlässlich der Hochzeit von Peter Friedrich Ludwigs Enkelin Amalie mit Otto I., König von Griechenland, 1836 eingerichtet hatte.

Augusteum - Galerie Alte Meister, Elisabethstraße 1, 26135 Oldenburg
Nikolaus Friedrich Peter, der Enkel Peter Friedrich Ludwigs veranlasste 1867 den Bau des Augusteums als Gemäldegalerie.

Prinzenpalais - Galerie der Kunst des 19. und 20. Jahrhunderts, Damm 1, 26135 Oldenburg
Peter Friedrich Ludwig ließ das Prinzenpalais 1821-26 als Wohnsitz für seine beiden russischen Enkelsöhne erbauen.
www.landesmuseum-oldenburg.niedersachsen.de

Der Schlossgarten, Schlosswall, 26122 Oldenburg ist täglich von 8 Uhr bis zum Einbruch der Dunkelheit geöffnet. www.schlossgarten-oldenburg.de

Palais Rastede, Feldbreite 23, 26180 Rastede www.kkr-rastede.de
1822 erwarb Peter Friedrich Ludwig das Gebäude für seinen Sohn Paul Friedrich August. Das Rasteder Schloss ist heute noch im Privatbesitz der Herzöge von Oldenburg und nicht zu besichtigen.

Schloss Eutin, Schlossplatz 523701 Eutin www.schloss-eutin.de
Das Schloss war zunächst Sitz der Lübecker Fürstbischöfe und später Sommerresidenz der Herzöge von Oldenburg.

Schlossmuseum Jever, Alter Markt 1, 26441 Jever www.schlossmuseum.de
Schloss Jever war seit 1818 Nebenresidenz der Herzöge von Oldenburg.

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