Oktober 2010
Windmühlen, Fischerhäuser und Segelschiffe in blau auf weiß gemalt - das typische Delfter Porzellan kam zeitweise nicht nur vom platten holländischen Land, sondern auch aus einem kleinen Ort, der sich mit engen Gässchen an einen Berg im Thüringer Wald schmiegt.
1783 war in Rauenstein eine Porzellanmanufaktur gegründet worden, um dem armen Dorf eine Einnahmequelle zu bescheren. Als Sitz der Firma Friedrich Christian Greiner & Söhne wählte man das jahrzehntelang leerstehende Schloss, das die Herren von Schaumberg ab 1687 errichtet und später an die Sachsen-Meininger Herzöge verkauft hatten. An Rohstoffen und billigen Arbeitskräften herrschte in der Gegend kein Mangel.
Bald war das Rauensteiner Porzellan mit seinen beliebten Mustern wie Zwiebel-, Strohblumen- oder Blauvogel-Dekor weit über die Grenzen Thüringens bekannt. Nach 1893 übernahm man auch charakteristische Motive der Delfter Fayencen und kennzeichnete die Ware kurzerhand mit dem Schriftzug des Originals. Die Holländer wollten sich die Plagiate nicht gefallen lassen und zogen vor Gericht. Mit einer findigen Ausrede gewannen die Rauensteiner den Prozess: Sie erklärten, "Delft" sei bei ihnen lediglich die Abkürzung für "Der Esel läuft fortwährend Trab".
Das Angebot von Delfter Ware aus Rauenstein umfasste schließlich 3.300 Artikel, die auch nach Holland exportiert wurden. Die Küstenbewohner hatten sich mit der Eselei abgefunden und gestanden den Thüringern sogar zu, ihre Heimat schöner gemalt zu haben, als sie in Wirklichkeit sei.
Nach Stilllegung des Betriebs ging das dreigeschossige Neue Schloss 1934 in den Besitz der Gemeinde über, die es zum Amts- und Wohnhaus umbaute. Die oberhalb gelegenen Fabrikgebäude wurden abgebrochen.
Seit 1997 bemüht sich die Gemeinde Effelder-Rauenstein mit allen Kräften, das im Kern barocke Denkmal zu sanieren und zu einem kulturellen Zentrum der Region zu entwickeln. 1999 wurde die erste Ausstellung eröffnet. Das Porzellan- sowie das Märklinkabinett - hier veranschaulichen Modelleisenbahnen die Historie der Bahnstrecke Eisfeld-Sonneberg - sind mittlerweile als Museum Neues Schloss Rauenstein dem Museumsverband Thüringen angegliedert.
2003 konnten die Sanierungsmaßnahmen fortgesetzt werden. An der Instandsetzung des Südostflügels beteiligte sich die Deutsche Stiftung Denkmalschutz (DSD) mit 35.000 Euro. In die Arbeiten war auch die Mühlhäuser Jugendbauhütte der DSD eingebunden. Nach und nach werden nun weitere Schäden behoben.
Das Museum im Neuen Schloss hat sich inzwischen als Anlaufstelle für Sammler etabliert und ergänzt zugleich die regionale Museumslandschaft. Von der Museumsleiterin Veronika Buff und ihren Mitarbeitern ging auch die Initiative zum Projekt 250 Jahre Porzellanherstellung in Thüringen aus, das in diesem Jahr landesweit mit rund 25 Ausstellungen begangen wird.
Bettina Vaupel
Sonderausstellung bis 31. Oktober 2010: "Delft - die blaue Sehnsucht".
Neues Schloss Rauenstein, Schlossstraße 3, 96528 Effelder-Rauenstein, Tel. 036766/8 77 21 u. 8 25 34, geöffnet: Di-Fr 10 bis 17 Uhr, Sa u. So 13 bis 17 Uhr.
Otto Bartning gehört zu den bedeutendsten Architekten des 20. Jahrhunderts. Wegweisend sind seine Raumschöpfungen im Bereich des protestantischen Kirchenbaus.
In den alten Zeiten der Frachtsegler musste die gesamte Habe des Seemanns in eine hölzerne Kiste passen. Manchmal liebevoll bemalt, war sie das einzige persönliche Stück, das ihn auf seinen Reisen über die Weltmeere begleitete.
Fast 17 Millionen Dollar. Das ist auch für das Auktionshaus Christie's keine alltägliche Summe. Bei 16,8 Millionen Dollar ist im Mai bei einer Auktion in New York für Nachkriegs- und zeitgenössische Kunst der Zuschlag erfolgt, und zwar für - und das ist ebenso ungewöhnlich - ein Bauwerk. Nicht einmal ein besonders großes.
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