Kleine und große Kirchen
"Kirche, Küche, Pferdestall, eine etwas eigentümliche Zusammenstellung", so lautete das Urteil des Marinepfarrers Friedrich August Schorn, der 1901 das erste Buch über die Geschichte der Festung Friedrichsort geschrieben hat. Denn über zweihundert Jahre befand sich der Kirchenraum im Obergeschoss eines Gebäudes, das auch einen Pferdestall und die Küche des Kommandanten der im 17. Jahrhundert gegründeten dänischen Festung an der Kieler Förde beherbergte.
Erst mit dem Einzug der Preußen nach dem Deutsch-Dänischen Krieg 1864 änderte sich die Situation. Außerhalb der eigentlichen Festung setzte eine rege Bautätigkeit ein. Kasernen, Offizierswohnungen, Lazarett und ein Torpedo-Depot wurden errichtet. Friedrichsort, heute ein Stadtteil von Kiel, wuchs schnell.
1875 entstand die neue Garnisonkirche, ein schlichter Fachwerkbau. Außen holzverschalt - nur der Eingangsvorbau mit Dachreiter, Glocke und Uhr blieb zunächst fachwerksichtig - wurde die Saalkirche oft als Religions- oder Gebetsschuppen verspottet.
In der Garnisonkirche fanden von Anfang an evangelische und katholische Gottesdienste statt. Auch nach dem Zweiten Weltkrieg nutzte man das Gebäude, das Eigentum des Staates blieb, noch bis 1953 als Simultankirche, danach diente es der evangelischen Gemeinde, die es angemietet hatte, als Gotteshaus.
In den 1990er Jahren wollte das Bundesvermögensamt das denkmalgeschützte Gebäude verkaufen. Um es weiterhin würdig zu nutzen, gründeten Bürger, die sich in einem Orgelbaukreis zusammengefunden hatten, 1998 die Interessengemeinschaft Bethlehem-Kirche Kiel-Friedrichsort e. V. Sie konnten das Gotteshaus, dank der Unterstützung aus Politik und Gesellschaft, 1999 erwerben.
Die knapp einhundert Vereinsmitglieder setzen sich seitdem mit großem Engagement für die immerhin drittälteste Kirche Kiels ein. Denn obwohl sie in der Vergangenheit mehrfach renoviert und baulich verändert wurde, war vor allem ihre Holzfassade dringend sanierungsbedürftig. Dass diese bis August 2009 vollständig restauriert werden konnte, ist neben einigen örtlichen Betrieben und kirchlichen Unterstützern der Förderung durch die Bürgerstiftung Kiel und die Deutsche Stiftung Denkmalschutz zu verdanken. Sie ergänzten die Eigenmittel für die abschließende Sanierung der östlichen Eingangsfassade durch jeweils 8.000 Euro.
Da die Kirche beim Verkauf nicht entwidmet worden war, finden hier pro Jahr noch etwa zwanzig Gottesdienste der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde statt. Doch hauptsächlich lädt die "Kulturkirche" zu Konzerten verschiedenster Art, zu Lesungen und Vorträgen ein.
Je nach Betrachtungsweise nannte man das Gebäude in den ersten einhundert Jahren Garnisonkirche, Friedrichsorter Kirche oder Holzkirche. Erst am 18. Januar 1987, also nach gut 111 Jahren, gab die Gemeinde dem Gotteshaus den Namen Bethlehem-Kirche - wohl angeregt durch das Einweihungsdatum zu Weihnachten 1875. Erinnert die Holzkirche doch in ihrer Schlichtheit an die Botschaft des Kindes von Bethlehem.
Dorothee Reimann
In den alten Zeiten der Frachtsegler musste die gesamte Habe des Seemanns in eine hölzerne Kiste passen. Manchmal liebevoll bemalt, war sie das einzige persönliche Stück, das ihn auf seinen Reisen über die Weltmeere begleitete.
Otto Bartning gehört zu den bedeutendsten Architekten des 20. Jahrhunderts. Wegweisend sind seine Raumschöpfungen im Bereich des protestantischen Kirchenbaus.
Sie spüren Kugelsternhaufen und Satellitengalaxien auf: Heutige Astronomen können Milliarden Lichtjahre weit ins All blicken. Vor 500 Jahren – das Fernrohr war noch nicht erfunden – sah unser Bild vom Himmel ganz anders aus.
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