Wohnhäuser und Siedlungen Jugendstil / Art Déco Material Restaurierungstechniken Februar 2010
Wenn sich die Damen der werdauischen Gesellschaft im Jahre 1906 zum Tee in der Villa des Fabrikanten Gustav Bruno Vogel einfanden, kamen sie für gewöhnlich im Salon der Damen zusammen. Wie sehr mögen sie dort angesichts des funkelnden Glasperlenfensters den erlesenen Geschmack und die Modernität der Hausherrin bewundert haben.
Weit entfernt von den deutschen Zentren des Art Nouveau, Darmstadt und München, hatte sich Familie Vogel, die eine Spinnerei in der sächsischen Kleinstadt Werdau besaß, 1905 ein herrschaftliches Wohnhaus mit einem Interieur nach der neuesten Mode errichten lassen. Die Anregungen für "ihre Jugendstilvilla" verdankte die Hausherrin sicherlich den damals verbreiteten Zeitschriften zur Wohnkultur und zum Kunsthandwerk. So konnte sie auch in der Provinz immer "en vogue" sein. Wer den Vogels schließlich das in der Region einmalige, exquisite Glasperlenfenster entworfen und gefertigt hat, lässt sich leider nicht mehr feststellen.
Die Damen der Gesellschaft jedenfalls trugen hier in passender Umgebung stolz ihre Haarkämme aus Horn, Elfenbein oder Schildpatt und ihre mit Halbedelsteinen und Perlmutt verzierten Broschen zur Schau, wie sie seinerzeit in Paris René Lalique meisterhaft kreierte. Umhüllt vom Glanz ihres Modeschmucks und vom Glitzern des Fensters dürften ihre Gesichter ganz besonders gestrahlt haben.
Mehr als das Luxuriöse und Unkonventionelle des Fensters, das die Menschen jener Zeit in ihren Bann gezogen haben mag, interessieren die Denkmalpfleger heute die ungewöhnliche, mosaikartige Technik und die Herkunft der Glasperlen. Dem anonymen Jugendstilkünstler kam man Ende der 1990er Jahre auf die Spur, als der Kunstglaser Dietmar Thierfeldt das vierflügelige Fenster mit der finanziellen Unterstützung der Deutschen Stiftung Denkmalschutz zu restaurieren begann.
Gemeinsam mit dem Eigentümer des Hauses, Uwe Reinhold, stellte er umfangreiche Forschungen zur Glaskunst an. Sie fanden heraus, dass die Kügelchen wahrscheinlich aus der Glasbläserstadt Lauscha in Thüringen stammen. Dort fertigt man zwar noch immer mundgeblasene Tiere und Weihnachtsschmuck, doch die Firma, in der die Vogels ihre Perlen erwarben, musste kurz nach der Wende schließen. Zwar hatten die Glasperlen seit langem schon nicht mehr als "Rohstoff" für erlesenes, fein gearbeitetes Kunsthandwerk gedient - etwa zur Verzierung von Monstranzen -, aber selbst in den eher nüchternen DDR-Zeiten erfüllten sie ihren Zweck: Weil sie so schön blitzten und leuchteten, wurden sie als Reflektoren auf Verkehrsschildern angebracht. Mit dem Einzug bundesdeutscher Hightech-Schilder benötigte man die Glasperlen dann gar nicht mehr.
Ein dreiviertel Jahr bemühten sich Dietmar Thierfeldt und seine Mitarbeiter intensiv darum, das Fenster im ehemaligen Salon der Damen auszubessern und zu ergänzen. Es fehlten einige der Kügelchen, die ursprünglich auf einer Trägerscheibe klebten und von einer zweiten Glasscheibe geschützt wurden. Aus Restbeständen besagter Firma in Lauscha bekam Thierfeldt endlich, was er suchte. Die Glassplitter für das defekte Blattwerk und die Äste stampfte er sich aus mundgeblasenem Antikglas selbst zurecht.
Wer die Jugendstilvilla in Werdau besuchen und das Glasperlenfenster bestaunen möchte, kann dies tun. Das Wohnhaus wird als "Hotel Katharinenhof" genutzt und der ehemalige Salon der Damen ist als "Werdauer Genealogie Bibliothek" Lesern und Gästen zugänglich.
Kopfgrafik - Bild rechts: Der Salon ist heute öffentlich zugänglich als "Werdauer Genealogie Bibliothek"
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Otto Bartning gehört zu den bedeutendsten Architekten des 20. Jahrhunderts. Wegweisend sind seine Raumschöpfungen im Bereich des protestantischen Kirchenbaus.
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