Wohnhäuser und Siedlungen Städte und Ensembles Handel Juni 2009

Ein Museum in Ravensburgs Humpis-Quartier

Als der Flipper Pinball hieß

Pinballs wurden die ersten Flipperautomaten genannt, weil kleine Nadeln das Spielfeld markierten. Man musste geschickt sein, um die Kugeln an ihnen vorbei in das abgegrenzte Feld mit der höchsten Punktzahl zu manövrieren. Wie vielen Gästen der Ravensburger Humpis-Stuben dies gelang, ist nicht überliefert. Der Pinball aber, den ihr Wirt Heinrich König 1930 selbst hergestellt hatte, ist noch erhalten. Er gehört zu den Exponaten des neuen Ravensburger stadthis­torischen Museums, das Anfang Juli im Humpis-Quartier eröffnet wird.

Dieser historische Flipper gehört zu den besonderen Exponaten im neuen Museum Humpis-Quartier. 
© Johannes Volz
Dieser historische Flipper gehört zu den besonderen Exponaten im neuen Museum Humpis-Quartier.

Die Geschichte dieses einmalig geschlossenen Wohnquartiers in der Ravensburger Oberstadt beginnt bereits im Spätmittelalter mit den Kaufleuten Humpis. Sie hatten 1380 die Große Ravensburger Handelsgesellschaft gegründet, die sich rasch zu einem der einflussreichsten Fernhandelsunternehmen des späten Mittelalters entwickelte. Bis zum Ende des 15. Jahrhunderts ­errichteten sie und ihre Nachfahren zwei große Patrizieranwesen, die insgesamt aus sieben Gebäuden bestehen und sich um einen Innenhof gruppieren. Es ist kaum zu glauben, dass die Häuser zwar immer wieder erweitert wurden, die mittelalterliche Bausubstanz aber zu einem großen Teil erhalten blieb.

Das Humpis-Quartier erhält ein modernes Glasdach. 
© Stadtarchiv Ravensburg
Das Humpis-Quartier erhält ein modernes Glasdach.

Mit der Übernahme des sogenannten Humpishauses durch die Ravensburger Museumsgesellschaft im Jahr 2000 fiel der Startschuss für die Sanierung des Quartiers, an der sich die Deutsche Stiftung Denkmalschutz zusammen mit der Glücks­Spirale und weiteren Geldgebern beteiligt hat. Dabei blieben die Spuren, die viele Bewohner dort in den letzten Jahrhunderten hinterlassen haben, sichtbar.

Die wichtigsten Exponate sind die Häuser selbst. Die Ausstellung setzt sich außerdem aus dem Bestand des ehemaligen Ravensburger Kunst- und Altertumsvereins und aus rund 2.000 Stücken zusammen, die von der Wirtsfamilie König stammen. 292 Jahre hatte sie in dem Quartier gelebt, Gäste bewirtet und nebenbei solche außergewöhn­lichen Objekte geschaffen wie den Pinball. Er hatte noch keine Flipperhebel, mit denen es geschickten Spielern heute gelingt, die Kugel minutenlang auf dem Spielfeld zu halten. Die 200 Punkte, die man mit den Pinballs früher erreichen konnte, entlockt ihnen nur ein mitleidiges Lächeln.

Carola Nathan

Info:
Das Museum wird am 4. und 5. Juli 2009 mit einem großen Mittelalter-Fest eröffnet. Museum Humpis-Quartier, Marktstraße 45, 88212 Ravensburg, Tel. 0751/82-8 21. Öffnungszeiten: Di-So 11 bis 18 Uhr, Do bis 20 Uhr.

Kopfgrafik: Luftaufnahme vom Humpis-Quartier

Weitere Infos im WWW:

www.museum-humpis-quartier.de

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