Wohnhäuser und Siedlungen
Als Johann Christian Berndt im Jahr 1754 in Seifhennersdorf seinen Faktorenhof umbaute, sollte jedermann sehen, dass die Geschäfte florierten: Ein aufwendig verziertes Portal führte in sein stattliches Wohnhaus.
Berndt wollte sich als Leinwandhändler behaupten und ließ sein Anwesen entsprechend repräsentativ im ländlichen Barockstil ausstatten. Schmuckstück war das Paradezimmer im Obergeschoss, dessen hölzerne Decke mit Blumenmalerei aufwarten konnte. Wertvolle Kachelöfen, Wandpaneele und Brokattapeten bezeugten den Wohlstand des Bauherren. Man wollte sich von der Konkurrenz absetzen, denn die Oberlausitz erlebte im 17. und 18. Jahrhundert ihre Blütezeit im Leinwandhandel. Das Tuch, das die Weber der Region herstellten, wurde nach ganz Europa exportiert. Für den Weitertransport in die großen Städte waren die Faktoren zuständig: Ihre Höfe bestanden zumeist aus einem Wohn- und einem Lagergebäude. Allerdings geriet der Großhandel mit Garn und Leinwand nach 1763 in eine Krise, die auch Johann Christian Berndt so zusetzte, dass er seinen Hof 1779 verkaufen musste.
Im frühen 19. Jahrhundert bescherten die Produktion und der Handel mit Baumwolle den Dörfern der Oberlausitz einen erneuten Aufschwung. Unter dem Garnhändler Johann Christian Wilhelm wurde der Seifhennersdorfer Faktorenhof 1814 vergrößert. Der "reiche Wilhelm", der den Dorfbewohnern eine neue Kirchenglocke stiftete, erweiterte die Nebengebäude und ließ den Verbindungsbau mit Arkadengang errichten. In der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts legte sein Nachfolger auf dem terrassierten Grundstück einen Schaugarten samt Außentreppe an. Zu jener Zeit hatte die Industrialisierung in Gestalt zahlreicher mechanischer Webereien längst Einzug in den Ort gehalten.
Die Dreiseitanlage, die heute nach den letzten privaten Eigentümern Bulnheimscher Hof genannt wird, befindet sich im Zentrum von Seifhennersdorf. 1994 übernahm die Stadt das Ensemble, um es vor allem für gemeinnützige Zwecke zu nutzen. Die 2002 sanierten Nebengebäude stehen nun örtlichen Vereinen zur Verfügung. In der Kulturscheune finden Konzerte, Theateraufführungen und Lesungen statt, der malerische Hof mit der 200 Jahre alten Linde bietet eine beliebte Kulisse für Feste oder Naturmärkte. Das Denkmal ist somit fest im kulturellen Leben der Stadt verankert.
Das Faktorenwohnhaus, das zu den wertvollsten Umgebindehäusern der Oberlausitz zählt, wurde bereits in den 1990er Jahren außen instand gesetzt. Derzeit ist die Restaurierung der Obergeschoss-Räume in vollem Gange, für die die Deutsche Stiftung Denkmalschutz (DSD), ebenso wie für die Sicherung des Schmuckportals, 20.000 Euro zur Verfügung stellte.
Es ist erfreulich viel Originalsubstanz erhalten am Bulnheimschen Hof. So kann er - wie auch der Faktorenhof im nahen Eibau, dessen Sanierung 2000 und 2003 ebenfalls von der DSD zusammen mit der Ostdeutschen Sparkassenstiftung sowie dem Freistaat Sachsen gefördert wurde - von den glanzvollen Zeiten der Oberlausitzer Tuchhändler erzählen.
Bettina Vaupel
Kopfgrafik - Bild links: Das prächtige Entree zum Wohnhaus
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Liebe Monumente,
ja, wir sind glücklich mit unserem Bulnheim. Inzwischen konnten wir Tausenden (ja, Tausende) das Ensemble zeigen und erläutern. Das Kleinod darin ist aber das Barockzimmer. Niemals hätten wir mit eigener Kraft dieses Zimmer restaurieren können. Es wäre wieder "verschlagen" worden, nämlich so, wie es 140 Jahre verdeckt und unerkannt war.
Mit herzlichen Dank noch einmal den Spendern!
Jürgen Cieslak
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