Kleine und große Kirchen

Ein dichtes Dach für die Kirche in Azmannsdorf

Nass wie ein Schwamm

Es ist noch nicht lange her, da war es den Bürgern von Azmannsdorf nicht möglich, die notwendigsten Reparaturen an ihrer Dorfkirche aus dem 18. Jahrhundert vorzunehmen. Heute hängen Fahnen vom Heimatverein, vom Fußballklub und von der Karnevalsgesellschaft in Azmannsdorf an den Emporen und zeugen von einem regen Gemeindeleben.

Mit der Sanierung erhält das Mansarddach auch seine historisch belegten Gaupen zurück.  
© ML Preiss
Mit der Sanierung erhält das Mansarddach auch seine historisch belegten Gaupen zurück.

Eine weitere Fahne mit der eingestickten Schrift "1111 Jahre Azmannsdorf" erinnert daran, dass der kleine thüringische Ort, der erst seit 1994 Erfurt eingemeindet ist, eine lange Geschichte hat. Gefeiert wurde dieses Jubiläum bereits 1987, denn 876 wurde "Atamannestorp" erstmals urkundlich erwähnt.


Bei genauerem Hinsehen zeigen sich an dem Bauwerk außen wie innen zahlreiche Schäden, die durch Feuchtigkeit entstanden sind. Dennoch umgibt das restaurierungsbedürftige Gotteshaus eine zuversichtliche Aura. Es sind die Kleinigkeiten: der gepflegte Friedhof, in dessen Mitte sich die 1769 erbaute Chorturmkirche erhebt, der aufgeräumte barocke Kirchenraum, dem man die ordnende Hand ansieht, die sorgsam mit einer großen Plane abgedeckte Barockorgel oder der Taufengel, der in seiner ganzen Schönheit den Betrachter anlächelt.

St. Cyriakus leidet wie so viele andere Kirchen um Erfurt an ihrem Baustoff: Sie wurde aus dem sogenannten Keuper-Sandstein errichtet. Keine gute Wahl, denn der dunkle Stein ist sehr weich und großporig, so dass er Wasser aufnimmt wie ein Schwamm. Undichten Stellen am Kirchendach - zu spät erkannt oder unsachgemäß repariert - und mangelhafter Dachentwässerung folgte der Schaden im Mauerwerk. Der ständige Wechsel zwischen feucht und trocken machte den Sandstein mürbe, der einstige Außenputz ist bis auf wenige Stellen abgeplatzt.

2003 begann man zunächst, den in den fünfachsigen Kirchenbau eingezogenen Turm zu sichern und wieder mit dem Dachstuhl zu verbinden. Für diese Dachreparaturen stellte die Deutsche Stiftung Denkmalschutz (DSD) 2004 erstmals rund 25.000 Euro zur Verfügung. In diesem Jahr wird die erste Hälfte des Langhausdaches saniert. An den Maßnahmen kann sich die DSD dank einer Spende der Rudolf-August Oetker Stiftung mit 20.000 Euro beteiligen. Weitere Fördermittel geben die Vereinigte Kirchen- und Klosterkammer Erfurt und das Kreiskirchenamt Gotha.

Die Feuchtigkeit im Sandsteinmauerwerk droht auch die einheitlich erhaltene Barockausstattung der Kirche anzugreifen.  
© ML Preiss
Die Feuchtigkeit im Sandsteinmauerwerk droht auch die einheitlich erhaltene Barockausstattung der Kirche anzugreifen.

Endlich wieder ein dichtes Dach zu haben, ist die Rettung für die Dorfkirche von Azmannsdorf. Denn die von außen schlichte Kirche bewahrt in ihrem Inneren eine barocke Ausstattung von seltener Einheitlichkeit. Die zweigeschossigen Emporen, die Kummer-Orgel, die mit Schnitzereien verzierten Kirchenstände im Chor neben dem mit Säulen und Pilastern geschmückten Kanzelaltar zeugen anschaulich von dem einstigen Wohlstand der Ackerbauern in dieser fruchtbaren Ebene. Aber auch das wertvolle Interieur droht durch die ständige Feuchtigkeit Schaden zu nehmen. Die Restauratoren hoffen, dass das helle Grau der hölzernen Tonnendecke die alten Malereien, die sie darunter vermuten, bewahrt hat. Doch bis diese freigelegt werden können, braucht die Kirchgemeinde von Azmannsdorf noch viel Unterstützung, um die zweite Dachhälfte instand setzen zu können.

Christiane Rossner


Kopfgrafik - linkes Bild: Blickfang ist der Taufengel aus dem 18. Jahrhundert.

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