Schlösser und Burgen
Was mag sich Francisco Aprill gedacht haben, als er 1710 das Treppenhaus von Schloss Stolberg ausmalte? In kecker Manier kehrt ein praller Engel dem Betrachter nicht nur den Rücken, sondern das Hinterteil zu und verschwindet Hals über Kopf mit zwei brennenden Fackeln in die Tiefe des Raums. Es sieht ganz danach aus, als fühle sich der kleine, freche Kerl vom Betrachter entdeckt, wie er das Licht ins Dunkle trägt.
Trotz mancher Unklarheiten in der Deutung ist eines gewiss: Der Engel zieht konkurrenzlos alle Blicke auf sich und sorgte am Eröffnungstag des Fürstenflügels allseits für Schmunzeln. In seinem rasanten Flug ins Nichts bewegt sich der Götterbote zwischen einer Palme, einer Zeder, einem Lorbeerbaum und Zypressen, alle vier Symbole für das ewige Leben. Zugleich ist die Zypresse Sinnbild der Trauer und des Todes.
Es scheint, als überwinde der Engel den Untergang mit Leichtigkeit. Dies ist ein wunderbares Motiv und könnte das Motto für die beispiellose Rettung von Schloss Stolberg sein. Es war 2002 nach einem Hilferuf der Einwohner von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz übernommen worden, damit es nicht völlig verloren ging.
Zwar wird es in Stolberg noch mehrere Jahre Arbeit für Handwerker und Restauratoren geben, aber mit der Einweihung eines ersten Flügels ist ein wichtiger Schritt erreicht: Es existiert wieder ein kultureller Anziehungspunkt im Südharz, ein attraktiver Ort für Konzerte, Lesungen und Ausstellungen. Und unsere Stiftung hatte darüber hinaus ungeahntes Glück: Die Mitarbeiter des Deutschen Fachwerkzentrums Quedlinburg unter der Leitung der Bauforscherin Claudia Hennrich und der Restauratorin Anja Stadler machten sensationelle Entdeckungen. Mit detektivischem Eifer haben sie das Schloss erforscht und dabei bedeutende barocke Wandmalereien im Treppenhaus zu Tage gefördert. Die Nachtschichten der Restauratorin, die festigte, retuschierte und mit der Bauforscherin erste Untersuchungsergebnisse zum Treppenhaus in einer ansprechenden Broschüre zusammenstellte, haben sich mehr als gelohnt: Mit Kunstschätzen wie diesen Malereien und dem ganz außergewöhnlichen Engelchen, das auf Anhieb zum Publikumsliebling avancierte, hatte wirklich niemand gerechnet.
Weil ein Kontrakt zwischen Christoph Friedrich Graf zu Stolberg und Francisco Aprill überliefert ist, kennt man den gesamten Umfang des Auftrags an den Maler. "(...) da er auf hießiges Schloß den großen Gang nebst unterschiedene Zimmer so in der specification benannt an 70 stücken als fresco machen und solche nach den beliebtesten Rissen aufs sauberste verfertigen solle, wozu ihm den ein Handlanger und ein Kalkaufsetzer gehalten wird, vor sie aber bekommet er nichts, (...) hierzu werden ihm vor diese 70 Stück dreyhundert und zwanzig Reichsthaler gezahlet (...)". Aprill und seine Gehilfen ritzten die Malerei zunächst in den nassen Putz ein, um sie anschließend farbig zu fassen.
Nach der Restaurierung ist wieder ablesbar, dass der Bau des Treppenhauses, die Ausmalung, die Skulpturen und der Stuck eine künstlerische Einheit bilden. Die Nischenarchitektur aus Stein an der Fensterseite beispielsweise wird in den Fresken des 18. Jahrhunderts fortgeführt. Nach den Vorstellungen des Barock ergänzen sich zwei- und dreidimensionale Elemente.
Der Besucher des Schlosses, der die Treppe hinaufsteigt, wird optisch zunächst in die Tiefe einer sich weitenden Landschaft mit Bäumen, Blumen und einem kleinen Flusslauf gezogen. Eine junge schlafende Frau auf einem Felsplateau fesselt sogleich den Blick. Über ihr schwebt ein Engel, sein Tuch ebenso rot wie das Kleid der Ruhenden. Hinter ihrem Kopf wächst aus einem abgebrochenen Ast ein neuer Trieb. Das weite Gewand, der gewölbte Bauch und die Blüte scheinen auf heranwachsendes Leben, auf Schwangerschaft, hinzuweisen, während der Engel die Frau unter sich segnet. Es stellt sich die Frage, ob es derselbe kleine, freche Kerl ist, der dem Betrachter auf dem Wandgemälde gegenüber den Rücken kehrt.
Dr. Christiane Schillig
Kontakt: Tourist-Information Stolberg, Markt 2, 06547 Stolberg, info@stadt-stolberg.de, Öffnungszeiten: Mi-So 11 bis 16 Uhr.
Literatur: C. Hennrich: Schloss Stolberg im Harz. MONUMENTE Publikationen 2003, 2. Auflage 2005, ISBN 3-936 942-43-9, 52 S. 7, 50 Euro.
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