Februar 2008 Z
Die praktische Arbeit und die Beschäftigung mit der Geschichte habe ihr nicht nur viel Freude gemacht, sondern auch bei der Suche nach einer eigenen Identität geholfen. So äußerte sich Kukuli Tenario Polo in einer Sendung des Deutschlandfunks. Die 19-jährige, Tochter eines Peruaners und einer Deutschen, hatte als Teilnehmerin der Jugendbauhütte im hessischen Romrod auf der Baustelle der alten Ziegelei in Oberkaufungen bei Kassel gearbeitet.
Kukuli unterstützte ein Jahr lang die Arbeit von Tamara Leszner, die diesen Industriebetrieb mit viel Mut in eigene Regie genommen hatte. Neben den Gebäuden gehört dazu auch die gesamte Einrichtung der 1983 stillgelegten Fabrik. Deshalb soll die große Anlage künftig nicht nur als Stätte des Wohnens und Arbeitens, sondern auch museal genutzt werden. Denn das vorgefundene umfangreiche Archiv ermöglicht es, die Geschichte im Detail zu dokumentieren und den Produktionsablauf vollständig nachzuvollziehen. So wurde die Eröffnung des Ziegeleimuseums im Sommer 2006 zum vorläufigen Höhepunkt der Arbeit von Tamara Leszner und dem sie unterstützenden Förderverein. In der 1870 gegründeten Ziegelei waren zunächst handgestrichene Dachziegel produziert worden. 1880 errichtete man einen Ringofen und erwarb eine Handpresse. Nun wurden auch Ziegelsteine und Dränagerohre hergestellt. In der Gründerzeit stieg die Nachfrage enorm. Davon profitierten die 1898 gegründeten Falzziegelwerke Oberkaufungen auch dank der guten Tonvorkommen und des Eisenbahnanschlusses am Fabrikgelände. Das repräsentative Hauptgebäude wurde in dieser Zeit errichtet.
Bis 1924 produzierte man vor allem Doppelmuldenfalzziegel mit farbigen Glasuren. Sie wurden zumeist nach Norddeutschland und sogar bis nach St. Petersburg geliefert. 1907 - nach einem Brand - wurde der Ringofen durch einen Bürer Zickzackofen ersetzt und zusammen mit bis zu 20 Kasseler Öfen betrieben. Die jetzt 100 Mitarbeiter arbeiteten an modernen Pressen, die von einer Dampfmaschine angetrieben wurden. 1928 ging der Betrieb in den Besitz von Hermann Lohöfer über, der allerdings nur noch Dachziegel, Ziegel- und Gittersteine für den regionalen Markt produzierte.
Als Tamara Leszner - selbst Denkmalpflegerin und Volkswirtin - die Anlage 1995 übernahm, begann sie sofort damit, das 1907 errichtete dreigeschossige backsteinerne Hauptgebäude mit Ost- und Westflügel zu sichern, das Mauerwerk zu sanieren und die gusseisernen Fenster zu reparieren. Auch die Rampe am Ostflügel, auf der das Tonmaterial in Loren ins Obergeschoss gebracht wurde, ist inzwischen instand gesetzt. Ebenso die ehemalige Schmiede - ein kleiner Anbau am Westflügel -, die nun bald ein Café aufnehmen soll. Unterstützung fand die Eigentümerin beim Land Hessen, beim Amt für Regionalförderung und bei der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, die - auch dank der Lotterie GlücksSpirale - 1995/96 rund 50.000 und 2006 nochmals 30.000 Euro beisteuerte.
Damit sich die Anlage auch in Zukunft trägt, ist Tamara Leszner immer auf der Suche nach Menschen, die hier wohnen oder ein Gewerbe betreiben wollen. Dabei wird ein besonderes Engagement verlangt, müssen die Mieter sich doch verpflichten, an zwei Wochenenden im Jahr die Betreuung des Museums zu übernehmen.
Dr. Dorothee Reimann
Hessisches Ziegeleimuseum, Niester Straße 24, 34260 Oberkaufungen
Geöffnet: Mai-Okt., Sa 14 bis 18 Uhr und So 11 bis 18 Uhr sowie nach
Vereinbarung (für Gruppen ab 10 Personen), Tel. 05605/77 99.
Pfingsten 2008, am 10. und 11. Mai, können auf dem Ziegeleigelände Rohölzünder, liebevoll restaurierte Traktoren und Landmaschinen bestaunt werden.
Sie spüren Kugelsternhaufen und Satellitengalaxien auf: Heutige Astronomen können Milliarden Lichtjahre weit ins All blicken. Vor 500 Jahren – das Fernrohr war noch nicht erfunden – sah unser Bild vom Himmel ganz anders aus.
Sie sind nur wenige Zentimeter dünn und überspannen dennoch große Hallen. Stützenfrei. Sie sind ingenieurtechnische Meisterleistungen und begeistern durch ihre kühnen Formen.
Fast 17 Millionen Dollar. Das ist auch für das Auktionshaus Christie's keine alltägliche Summe. Bei 16,8 Millionen Dollar ist im Mai bei einer Auktion in New York für Nachkriegs- und zeitgenössische Kunst der Zuschlag erfolgt, und zwar für - und das ist ebenso ungewöhnlich - ein Bauwerk. Nicht einmal ein besonders großes.
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