1800 Material Technik Oktober 2007 E
Wer im ausgehenden 18. Jahrhundert etwas auf sich hielt - ob Adel oder gehobenes Bürgertum -, wollte teilhaben an der Italien- und Griechenlandverehrung der Zeit. Dazu gehörte es auch, sich mit Nachbildungen von antiken Skulpturen zu umgeben. Wem aber das Geld für Marmor oder Bronze fehlte, dem bot sich nun mit dem Eisenkunstguss eine Alternative. Denn 1784 war es Detlev Carl Graf von Einsiedel, seit 1776 Besitzer des Eisenwerkes samt Eisengießerei im brandenburgischen Lauchhammer, erstmals gelungen, eine lebensgroße vollplastische Figur in Eisen zu gießen - eine antike Bacchantin.
Fortan gab es kein Halten mehr: In Lauchhammer, das Zeitgenossen gern einen "kunsttechnischen Wallfahrtsort" nannten, produzierte man Eisenfiguren aller Art. Neben antiken Skulpturen entstanden in den folgenden Jahrzehnten Büsten, Ofenplatten, Plaketten, Tischschmuck und Gebrauchsgegenstände wie Töpfe und Bügeleisen. Das größte Objekt war wohl der 1863-68 auf einer Nilinsel bei Kairo errichtete gusseiserne Pavillon für den ägyptischen Vizekönig. Zur DDR-Zeit wurden sogar die von Karl Friedrich Schinkel entworfenen Stühle nachgegossen, die noch heute so manchen Garten zieren. Gearbeitet wurde aber auch mit Bronze, berühmte Künstler wie Christian Daniel Rauch und Ernst Rietschel ließen in Lauchhammer gießen. Weithin bekannte Stücke sind das Rietschelsche Lutherdenkmal in Worms oder - viel später - das Buchenwalddenkmal von Fritz Cremer. Seit 1834 - mit Ausnahme der DDR-Zeit - werden in Lauchhammer auch Glocken gegossen. Die Kunstgießerei, die 1993 wieder privatisiert wurde, blickt heute auf eine ununterbrochene, mehr als zweieinhalb Jahrhunderte lange Tradition zurück. Besucher können ihre Entstehung und ihr Wirken im Kunstgussmuseum, das in einem ehemaligen Lehrlingswohnheim untergebracht ist, nachvollziehen.
Schon Graf Einsiedel hatte in der Kunstgießerei einen umfangreichen Fundus an Gips- und Metallmodellen geschaffen. Dieser wurde ständig erweitert und umfasst heute über 1.500 Stücke. Die Sammlung stellt einen einzigartigen kultur- und technikhistorischen Schatz dar, den das Brandenburgische Landesamt für Denkmalpflege unter Schutz gestellt hat. Seit kurzem ist sie - dank verschiedener Fördermittel - im Besitz der Stiftung Kunstgussmuseum Lauchhammer, die auch das Kunstgussmuseum betreibt.
Diese Stiftung will die einmalige Modellsammlung nun ebenfalls der Öffentlichkeit präsentieren. Standort für das Schau-Depot wird die um 1910 errichtete ehemalige Bronzeschule sein, die noch bis zum Ende der DDR-Zeit als Betriebsberufsschule diente. Sie liegt auf dem Gelände der Kunstgießerei an der Freifrau-von-Löwendahl-Straße, benannt nach der Frau, die 1725 das Eisenwerk gegründet hat. Die Sanierung des zweigeschossigen Backsteinbaus - typisch für die Architektur des ab 1884 um die Kunstgießerei entstandenen Stadtviertels - geht derzeit ihrem Ende entgegen. Unterstützt wurde die Stiftung Kunstgussmuseum dabei mit Geldern des Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung (EFRE), des Landes Brandenburg, der Kjellberg-Stiftung sowie aus Lotto-Mitteln. Auch die Deutsche Stiftung Denkmalschutz half mit 8.000 Euro bei den Arbeiten an Fassaden, Fenstern und Türen.
Ab dem kommenden Jahr können die Besucher des "kunsttechnischen Wallfahrtsorts" eine Parade der Modelle erleben - vom antiken Dornauszieher über Begas' Büste Kaiser Wilhelms I. bis hin zu Kunstwerken aus jüngster Vergangenheit.
Dr. Dorothee Reimann
Sie spüren Kugelsternhaufen und Satellitengalaxien auf: Heutige Astronomen können Milliarden Lichtjahre weit ins All blicken. Vor 500 Jahren – das Fernrohr war noch nicht erfunden – sah unser Bild vom Himmel ganz anders aus.
Fast 17 Millionen Dollar. Das ist auch für das Auktionshaus Christie's keine alltägliche Summe. Bei 16,8 Millionen Dollar ist im Mai bei einer Auktion in New York für Nachkriegs- und zeitgenössische Kunst der Zuschlag erfolgt, und zwar für - und das ist ebenso ungewöhnlich - ein Bauwerk. Nicht einmal ein besonders großes.
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Ich finde Statuen, die mithilfe von Kunstgießerei hergestellt wurden wunderschön. Sie strahlen durch das Metall eine besondere Kühle aus. Ich sehe mir so etwas immer gerne in Museen an.
Auf diesen Kommentar antwortenIch erwäge derzeit in unserem Garten eine größere Statue aufstellen zu lassen. Für das Design würde ich mich eventuell an ein Unternehmen für Kunstguss wenden. Wie Sie bereits anführen, werden solche Statuen und Skulpturen meist aus Bronze oder Eisenkunstguss gefertigt.
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