Öffentliche Bauten Juni 2007 A
An diesen herrlichen Frühsommertagen zieht es die Menschen ins Grüne. Sie wollen die seichte Luft schöpfen und sich von der Sonne wärmen lassen. Sie fühlen sich so wohlig leicht und beschwingt, dass sie am liebsten wie die Vögel umherfliegen und die Natur umarmen möchten. Doch da dem Menschen die Gabe des Fliegens nicht gegeben ist, begibt er sich auf Aussichtstürme.
Dort in luftiger Höhe kann er Flora und Fauna betrachten und das Panorama genießen. Für die Ausflügler auf der Hainleite in Thüringen gehört der Possenturm südlich von Sondershausen zu den liebsten Wanderzielen. Die meisten wissen, wenn sie die 214 Stufen zur Aussichtplattform hochsteigen, dass sie den höchsten und ältesten Aussichtsturm erklimmen, den Deutschland in Fachwerkausführung zu bieten hat.
Als im ausgehenden 18. Jahrhundert die "Sehlust" und die Freude der Menschen an der freien Natur wuchsen, hatte der Bau von Aussichtstürmen Hochkonjunktur. Die ersten Bauherren waren Adelige, die sich an der neuen Perspektive begeisterten. Als das Bürgertum das Wandern und Reisen für sich entdeckte, sorgten "Natur- und Verschönerungsvereine" für Aussichtstürme im ganzen Land. Zu den ersten Bauherren, die für dieses Idee aufgeschlossen waren, gehörte auch Fürst Christian Günther I. von Schwarzburg-Sondershausen. Südlich vor den Toren seiner Sondershausener Residenz hatte er auf dem 431 Meter hoch gelegenen Plateau "Possen" zwischen 1732 und 1738 ein schlichtes vierflügeliges Jagdschloss bauen lassen. In dem weitläufigen Park, in dem sich neben anderen barocken Gebäuden heute noch eine achteckige Reithalle aus Fachwerk, ein Bärenzwinger sowie ein Wildgatter erhalten haben, ließ der Fürst - ganz dem neuen Naturerleben folgend - 1781 den Aussichtsturm errichten. Er wurde von seinen Gästen sehr geschätzt, ist doch der Ausblick über die Hainleite berauschend. Schnell wurde der Possenturm berühmt. Seine auffällige Lage war eine wichtige Landmarke bei der Vermessung des einstigen Schwarzburger Landes. Nach den geladenen Gästen kam das zahlende Publikum - mit einer Ausnahme während des Zweiten Weltkrieges, als der Turm zur Luftbeobachtung genutzt wurde. Auch das Militär wusste das Panorama zu schätzen.
Auf einem hohen Hausteinsockel erheben sich acht Geschosse, die sich nach oben verjüngen. Bekrönt wird der 42 Meter hohe, achteckige Fachwerkturm von einer auskragenden Schweifhaube mit vier stehenden Fenstern. Die eigentliche Aussichtsplattform befindet sich oberhalb der Turmhaube. Ursprünglich offen und mit einem Geländer versehen, wurde sie im Zweiten Weltkrieg mit Fenstern geschlossen und überdacht. Im Inneren erschließen zwei Treppenläufe je zwei Etagen mit jeweils vier Fenstern, damit schon beim Aufstieg der sich stetig verändernde Blick in die vier Himmelsrichtungen genossen werden kann. Im Frühjahr 2001 musste der Turm überraschend gesperrt werden, weil Einsturzgefahr bestand. Ein Gutachten hatte ergeben, dass durch das undichte Dach und den losen Wetterschutz Nässe eingedrungen war und die Holzkonstruktion schwer geschädigt hatte. Das Holz war nicht nur feucht, sondern auch von Pilzen und Bakterien befallen, wodurch die Stabilität des Turmes erheblich gefährdet war. 1965 hatte man fünf Seiten des Turmes zum Schutz gegen das Wetter mit Wellblech verkleidet. Diese Platten hatten sich im Laufe der Zeit gelockert, so dass auch in den Zwischenräumen ein hervorragender Nährboden für Feuchte und Fäulnis gedieh.
Dank zahlreicher Spenden konnte die Deutsche Stiftung Denkmalschutz rund 139.000 Euro bereitstellen, damit das Fundament und der Stand des Turmes gesichert, die Konstruktionen aus Eichen-, Kiefern- und Nadelhölzern sowie die Ausfachungen des Fachwerkes ausgebessert und das Dach wieder eingedeckt werden konnte. Zudem wurde das Wellblech gegen eine gut belüftete Wetterschutzschale aus Lärchenbrettern ausgetauscht. Nach nur zwei Jahren Restaurierung konnte der Turm 2004 pünktlich zur Landesausstellung "Thüringen - Land der Residenzen", deren zentraler Ort das Sondershausener Schloss war, wiedereröffnet werden. Seither steigen Ausflügler wieder auf den Possenturm, lassen in luftiger Höhe den Blick über Wiesen und Buchenwälder wandern und erfreuen sich an der herrlichen Aussicht, auf die sie besonders in den langen Wintermonaten so sehnsuchtsvoll gewartet haben.
Christiane Rossner
Info: Wir empfehlen, 50 Cent-Stücke für das Drehkreuz am Parkeingang bereit zu halten.
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