Öffentliche Bauten
Bücherwürmer sollten einer Bibliothek eigentlich recht sein. Ohne die Liebhaber des geschriebenen Wortes wären diese Orte seelenlos. Der traditionsreichen Lübecker Bibliotheca publica aber machten Bücherwürmer in Gestalt gekämmter Pochkäfer, zoologisch Ptilinus pectinicornis genannt, große Sorgen. Die als Zylinder geformten Tierchen mit gelbbraunen Flügeldecken mögen Holziges, befallen gern Möbel und noch lieber Bücher mit Holzeinbänden, also historische. Im Lübecker Scharbausaal durchsiebten die gefräßigen Schädlinge manche Bücher geradezu.
Glücklicherweise hat man den kleinen Tieren inzwischen den Garaus gemacht: Die Holzfußböden wurden abgeschliffen, die historischen Regale gereinigt, Wurmfraßgänge ausgesaugt, Oberflächen aufgearbeitet, und vor allem wurde das Raumklima durch eine neue Heizungsanlage verbessert.
Das Problem mit dem Wurmfraß wurde zum Ausgangspunkt für eine umfassende Restaurierung der drei historischen Säle. Die Arbeiten wurden im Mai 2002 vollendet, und seither sind Bücherwürmer, allerdings nur in menschlicher Gestalt, wieder gern in der Stadtbibliothek gesehen. In dem ehrwürdigen Gebäude-Ensemble fällt es Bibliophilen leicht, sich in die rund 20.000 alten Werke zur Geschichte und Theologie zu versenken und die Zeit über diesen Schätzen zu vergessen. 1616 hatten die Ratsmitglieder der Stadt, die Vertreter der Kirche und der Rektor der damaligen Lateinschule die Stadtbibliothek im Scharbausaal als eine Initiative von Bürgern für Bürger gegründet und sie bis 1622 eingerichtet. Ursprünglich gehörte dieser Raum - ein Dormitorium der Franziskanermönche - zusammen mit dem in jüngster Zeit gleichfalls restaurierten Konsistorialsaal zum Katharinenkloster, das 1531 aufgelöst worden war. Nach der großzügigen Stiftung des Pastors und leidenschaftlichen Büchersammlers Hinrich Scharbau (1689-1759) wurde er Scharbausaal genannt. Heute finden in diesem protestantisch-schlichten, aber dennoch feierlichen Saal Empfänge, Vorträge und Konzerte statt.
Das auf abenteuerliche Weise immer wieder umgebaute Kloster - die einzige komplett erhaltene historische hanseatische Stadtbibliothek - war bei der Restaurierung für manche Überraschung gut. Unter dem Putz fanden Handwerker mittelalterliche Wand- und Deckenmalereien sowie Inschriften, die inzwischen liebevoll freigelegt worden sind. Sichtfenster in den Regalen geben einen Blick auf die farbenfrohen Werke frei. Weniger erfreulich waren Entdeckungen im Kirchenvorraum, in dem eigentlich nur die Deckenmalerei restauriert werden sollte. Dort musste jedoch ganz dringend zuerst das Gewölbe stabilisiert werden. Bei diesen Arbeiten entdeckte man, dass die Fußböden und der angrenzende Erker vom Schwamm befallen waren.
Die drei historischen Bibliothekssäle sind drei Jahre lang für rund 800.000 Euro mit Hilfe der Deutschen Stiftung Denkmalschutz und der Lübecker Possehl-Stiftung restauriert worden. Wenn bald auch die Schäden im kleinen Erker behoben sein werden, können sich neben dem engagierten Direktor der Bibliothek, Dr. Jörg Fligge, und seinen treuen Bücherwürmern auch die Denkmalpfleger in Lübeck freuen.
Dr. Christiane Schillig
Otto Bartning gehört zu den bedeutendsten Architekten des 20. Jahrhunderts. Wegweisend sind seine Raumschöpfungen im Bereich des protestantischen Kirchenbaus.
Sie sind nur wenige Zentimeter dünn und überspannen dennoch große Hallen. Stützenfrei. Sie sind ingenieurtechnische Meisterleistungen und begeistern durch ihre kühnen Formen.
Sie spüren Kugelsternhaufen und Satellitengalaxien auf: Heutige Astronomen können Milliarden Lichtjahre weit ins All blicken. Vor 500 Jahren – das Fernrohr war noch nicht erfunden – sah unser Bild vom Himmel ganz anders aus.
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