Kurioses August 2006
Gar nicht weit entfernt von Rheinromantik und deutschen Kaiserdomen, in Rheinhessen nämlich, gibt es Landschaften, die überhaupt nicht dem üblichen Bild von Deutschland entsprechen. Fast in Sichtweite zu geschichtsschwangeren Orten wie der Nibelungenstadt Worms meint man sich zuweilen - besonders an heißen Sommertagen - in mediterranen Gefilden aufzuhalten.
Nicht nur die weinbewachsenen Hügelketten, die sich bis zum Horizont sanft aneinander reihen, sind für diese Stimmung in der regenärmsten Region Deutschlands verantwortlich, es sind auch die außergewöhnlichen Weinbergshäuschen dieser Gegend, die an südliche Länder denken lassen. Etwa 30 bis 40 gibt es von den oft schneeweißen, steinernen Häuschen mit den auffälligen Kuppeldächern in Rheinhessen, ein paar auch in der nördlichen Pfalz. Trulli werden sie genannt, so wie die ihnen sehr ähnlichen Rundhäuser im süditalienischen Apulien. Dort gibt es eine ganze Stadt mit über tausend Trulli: Alberobello südlich von Bari, das seit 1996 auf der UNESCO-Welterbeliste steht. Seit Urzeiten wurden dort die Trulli als Speicher, Viehstall und Wohnraum gebaut, die jetzigen stammen größtenteils aus dem 18. Jahrhundert. Auch in Rheinhessen finden sich Jahreszahlen wie 1756 oder 1763 über den Türstürzen einiger dieser Rundbauten.
So erstaunt auch nicht die landläufige Erklärung, wie die Trulli nach Rheinhessen gekommen sein sollen, die nie bewiesen werden konnte, aber immer wieder gerne erzählt wird: Wegen der Sandsteinbrüche seien schon seit dem Mittelalter italienische Handwerker nach Rheinhessen gezogen und mit ihnen die apulischen Häuser. Eine Anekdote behauptet, die Italiener hätten wegen ihres Heimwehs Trost im Alkohol gesucht und eine so hohe Zeche zu zahlen gehabt, dass ihr Geld nicht für größere Häuser reichte.
Wahrscheinlich aber dienten die Trulli schon immer - wie andere Weinbergshäuschen auch - als Schutzhütten für die Winzer. Warum in Rheinhessen diese Form der Weinbergshäuser ohne Sockel und Gesims so beliebt war, wird vermutlich nie mehr genau zu klären sein. Die letzten Jahrhunderte mit ihren vielen Kriegen haben die Kleinstbauten in den Weinbergen nur wegen ihres steinernen Materials überstanden: Holz war in Rheinhessen schon immer Mangelware. So dienten die Trulli mit ihren Gucklöchern auch der Überwachung der Weinberge, um den grassierenden Holzdiebstahl zu unterbinden.
Das Besondere an ihnen ist ihr runder Grundriss, die meisten werden durch ein kegelförmiges Kragkuppelgewölbe, auch unechtes Gewölbe genannt, überdacht. Dieses nur aus vorkragenden Steinen gemauerte Gewölbe ist die früheste Kuppelform, erst später erfand man die Konstruktion, Steine zwischen zwei Widerlager zu spannen.
Aus viel mehr als diesem Gewölbe besteht ein Trullo denn auch nicht, und wahrscheinlich macht ihn genau dies so anrührend: Er ist eine der Urformen der Architektur, gerade mal vier, fünf Meter hoch, aber seit Menschengedenken schützend gegen Wind und Wetter. Die Trulli in Rheinhessen stehen übrigens wie eh und je jedermann offen.
Beatrice Härig
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Herzlichen Dank an die Autorin für diese überaus treffende Beschreibung.
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Ergänzender Beitrag zur möglichen Herkunft der "Trulli": In Nordspanien, im Rioja-Gebiet (z.B. zwischen Sonsierra und Ábalos) gibt es ebenfalls kleine Hütten aus Stein in den Weinbergen. Diese werden CHOZO genannt oder auch "Guardavinas". Ihre Form ist identisch mit den sog. Trulli! Die Steine sind ohne Verwendung von Mörtel aufeinandergesetzt. Die Chozos dienten der Überwachung der Weinberge und waren ein Zufluchtsort bei plötzlichen Unwettern.
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