Juni 2006

"Land unter" an der Elbe

Noch ein paar Zentimeter, dann sind die Dielen wieder hin". Die Angst in der Stimme von Selma Winkler ist nicht zu überhören. Das Wasser steht kurz vor ihrem Haus in einem kleinen Ort zwischen Meißen und Riesa. Schon 2002 war es verwüstet worden. Für sie ist es nur ein schwacher Trost, dass der Pegel diesmal langsamer steigt. "Die Bilder von damals sind wieder da". Sandsäcke schützen ihr Haus nicht, zu dicht steht es am Flussufer.

Für Tausende Betroffene an der Elbe war das Frühjahrshochwasser 2006 ein Fiasko. In Städten wie Pirna und Meißen trieb das Wasser Hunderte aus ihren Wohnungen. Genauso in Bad Schandau oder Wehlen, in Roßlau und in Königstein. Auch in Hitzacker und in Lauenburg breitete sich das Wasser unaufhaltsam aus, ganze Straßenzüge liefen voll. Für viele Orte und Städte galt Katastrophenalarm.

Dazu sagt Heidi Büttner, Projektarchitektin und Leiterin der Außenstelle Potsdam der Deutschen Stiftung Denkmalschutz:

"Anders als vor gut drei Jahren waren die Einsatzkräfte diesmal besser auf die Katastrophe vorbereitet. Man hat aus den verheerenden Ereignissen gelernt. Neubauten entstanden nach der Flut 2002 mit gebührendem Abstand zum Flusslauf. Doch historische Altstädte lassen sich nicht einfach versetzen.

Zwar sind heute das bange Warten auf ein weiteres Steigen des Pegels, die Sorge um Hab und Gut und die schlaflosen Nächte wieder Vergangenheit. Was bleibt, das ist die mühevolle Aufbauarbeit danach.

In der Altstadt von Meißen war zeitweise kein Keller mehr trocken. 
© dpa
In der Altstadt von Meißen war zeitweise kein Keller mehr trocken.

An den Bauten wird auch diesmal das ganze Ausmaß der Schäden erst dann sichtbar, wenn das Wasser verschwunden ist. Uns machen nicht nur die bekannten Kulturdenkmale Sorgen, sondern auch die vielen kleinen Bürgerhäuser, Mühlen und Dorfkirchen, deren Weiterbestehen immer noch gefährdet ist. Hier gilt es, den Hochwasseropfern mit Spenden Mut zur erneuten Sanierung ihrer unersetzlichen Baudenkmale zu machen.

Schnell war diesmal das Thema aus den Medien wieder verschwunden. Angesichts großer Naturkatastrophen wie dem Tsunami erschien die zweite große Flut in Deutschland als kleineres Unglück - die große Hilfsbereitschaft der Deutschen blieb aus. Doch das ist kein Trost für die Betroffenen. Für jeden Einzelnen, der die Verwüstung seines Hauses erleben musste, ist die Flut eine erneute Katastrophe.

Dank der großzügigen Unterstützung von Spenderinnen und Spendern konnten wir schon 2002 mit konkreter Hilfe und Menschlichkeit den Betroffenen beistehen, die durch die Flut vor dem mühevollen Wiederaufbau standen."

Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz lässt die Hochwasseropfer auch diesmal nicht alleine. Bitte helfen Sie uns dabei und setzen auch Sie mit einer Spende ein Zeichen!

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