Technische Denkmale
Ob er wohl ein Amerikaner ist, der Klabautermann der "Seute Deern"? Das Holz der Dreimastbark stammt nämlich von der nordamerikanischen Pitch-Pine, einer für den Schiffsbau geeigneten Kiefernart, und in Bäumen wohnen bekanntlich auch die Kobolde. Wird der Baum gefällt, bleibt der Kobold in seinem Holz und findet dann gerne in einem Schiffsmast ein neues Zuhause. Wird der zwergengroße Klabautermann von den Seeleuten respektiert und mit gutem Essen versorgt, ist er ein hilfreicher und guter Schiffsgeist. So scheint er auch die "Seute Deern", Flaggschiff des renommierten Deutschen Schifffahrtsmuseums und Wahrzeichen Bremerhavens, trotz ihres aufregenden und wechselvollen Schicksals, nie ernsthaft verlassen zu haben.
Früher hieß das "süße Mädchen" Elisabeth Bandi und war ein Viermastgaffelschoner. 1919 war er im amerikanischen Gulfport als Frachtsegler gebaut worden. Obwohl die Jungfernfahrt zur Katastrophe geriet - das Schiff nahm Wasser, die Mannschaft drohte zu meutern, weil sie ständig an den Pumpen stand, und der Kapitän verschwand eines Nachts spurlos -, erfüllte die "Elisabeth Bandi" danach treu ihre weiten Frachtreisen unter amerikanischer und später unter finnischer Flagge.
1938 kaufte die Hamburger Reederei Essberger den Holzfrachter. Um junge Männer für die Laufbahn zum Marineoffizier ausbilden zu können, wurde das Schiff bei der Werft Blohm & Voss zur Dreimastbark umgebaut, denn die Matrosen müssen ihr Handwerk hoch in den Wanten der Takelage kletternd erlernen. Zur "Seute Deern" umgetauft und mit einem properen Mädchen in Altländer Bauerntracht als Galionsfigur versehen, segelte der Windjammer nun unter deutscher Flagge als frachtfahrendes Schulschiff, bis es im Zweiten Weltkrieg auf der Ostsee zu gefährlich wurde.
Als einziges Schiff der Fracht- und Tankerflotte des Reeders Essberger hat die "Seute Deern" den Krieg überstanden. Sie wurde später zum Hotel- und Restaurantschiff umgebaut und lag in Hamburg sowie im niederländischen Delfzijl vor Anker, bis sie 1966 einen neuen Heimathafen in Bremerhaven fand.Weil die Weser immer mehr versandete, war Bremerhaven 1827 am Eingang zur Nordsee als Vorhafen Bremens gegründet worden. So konnte die Hansestadt ihre jahrhundertelange Funktion als Überseehafen und Handelsmetropole wahren. Die Bremerhavener mit ihren zahlreichen Werften wurden immer selbstbewusster und fühlten sich nicht mehr als eine "Kolonialsiedlung" Bremens. Aus diesem Gefühl heraus entstand Mitte der 1960er Jahre die Idee, an die große Zeit des Großsegelschiffbaus zu erinnern. Keines der alten hölzernen Schiffe aus den eigenen Werften war erhalten. Was lag näher, als die "Seute Deern", den letzten aus Holz gebauten Tiefwassersegler der deutschen Handelsflotte und größten noch erhaltenen hölzernen Frachtsegler der Welt, zum Wahrzeichen der Schiffbautradition zu wählen? So wurde mit der "Seute Deern" am Alten Hafen, der historischen Keimzelle Bremerhavens, schließlich das Deutsche Schifffahrtsmuseum gegründet.
Von Anbeginn diente die "Seute Deern" als Museumsschiff und Restaurant. Die Bürger schlossen die betagte Dame in ihr Herz. Doch trotz aller Pflege nagte der Zahn der Zeit an ihr. Als Nutzschiff mit kurzer Lebensdauer konzipiert, fehlte dem alten Frachtsegler sein natürliches Element: die Wogen des Meeres, die über das Deck schlagen, das Ächzen unter der Last des Frachtguts. Mit der tragischen Folge, dass das Schiff nicht rundum feucht gehalten wurde, das Holz austrocknete, sich zusammenzog und das Schiff undicht wurde. Besonders das nun eindringende Regenwasser führte zu gravierenden Schäden. Außerdem wurde wegen des fehlenden Ballastes der Rumpf durch das Wasser mittschiffs nach oben gedrückt. Kurz: Die "Seute Deern" drohte in zwei Teile zu brechen.Verzweifelt startete das Deutsche Schifffahrtsmuseum gemeinsam mit der Städtischen Sparkasse Bremerhaven und den Bürgern 2001 einen "S.O.S."-Aufruf für die gemeinsame Rettung des Windjammers, um die 4,8 Millionen Mark für die dringend notwendige Restaurierung der "Seute Deern" aufbringen zu können.Im Oktober 2001 schleppte man die marode Bark in eine zwei Kilometer entfernte Werft. Für das berstende Schiff ein riskantes Unterfangen, das unter der regen Anteilnahme der Bremerhavener erfolgreich durchgeführt wurde. Im Trockendock wurde der Segler vollkommen überholt. Große Teile des verfaulten Holzes mussten erneuert werden. Sämtliche Beschläge für das stehende und laufende Gut der Takelage - der höchste der drei Masten bringt es auf 37,50 Meter - wurden aufgearbeitet.
Mit rund 400.000 Mark unterstützte auch die Deutsche Stiftung Denkmalschutz das Ausbessern der Spanten und die Kalfatarbeiten an dem knapp 76 Meter langen Schiff. Spanten heißen die mächtigen Vierkanthölzer, die das Schiffskelett bilden und an denen die Planken befestigt werden. Die Fugen zwischen den Planken müssen abgedichtet - kalfatert - werden. Wie früher klopften die Schiffszimmerleute in die Fugen Werg - einen Dichtstoff aus gerupften Hanffasern - und gossen sie anschließend mit wasserabweisendem Teer aus. Seit März 2002 liegt die "Seute Deern" frisch überholt und gut vertäut wieder im Alten Hafen.
Dank der Großzügigkeit vieler Spender und Sponsoren konnte Bremerhavens Wahrzeichen gerettet werden. Das alte Schiff muss ständig von Zimmerleuten, Malern und Schlossern gewartet werden, bevor nach etwa 20 Jahren erneut eine gründliche Überholung ansteht. Wenn diese ständige Pflege wegen fehlender Finanzmittel nicht durchgeführt wird, dürfte in absehbarer Zeit wieder eine dramatische Rettungsaktion fällig sein. Eine Vorstellung, die den Verantwortlichen schon jetzt ziemliche Sorgen bereitet.Zur Förderung dieser Restaurierungsmaßnahmen und zum dauerhaften Erhalt wurde die treuhänderische Stiftung "Seute Deern" im Jahr 2004 in der Obhut der Deutschen Stiftung Denkmalschutz errichtet. So hoffen die Bremerhavener sehr, dass der Klabautermann die "Seute Deern" auch weiterhin beschützen wird und allen zuraunt, sein Zuhause zu pflegen. Wer ein Herz für Schiffe hat, der wird den Kobold hören. Christiane Rossner
In der Dorfkirche von Behrenhoff haben sich eindrucksvolle Darstellungen des Fegefeuers erhalten.
Fast 17 Millionen Dollar. Das ist auch für das Auktionshaus Christie's keine alltägliche Summe. Bei 16,8 Millionen Dollar ist im Mai bei einer Auktion in New York für Nachkriegs- und zeitgenössische Kunst der Zuschlag erfolgt, und zwar für - und das ist ebenso ungewöhnlich - ein Bauwerk. Nicht einmal ein besonders großes.
Sie spüren Kugelsternhaufen und Satellitengalaxien auf: Heutige Astronomen können Milliarden Lichtjahre weit ins All blicken. Vor 500 Jahren – das Fernrohr war noch nicht erfunden – sah unser Bild vom Himmel ganz anders aus.
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